Vielen Dank für euren lieben Zuspruch und die netten Worte, freut mich sehr
Habe Hoffnungen, aber niemals Erwartungen. Dann erlebst du vielleicht Wunder, aber keine Enttäuschungen.Bienwaldmarathon. Ja? Nein? Wie fast immer zweifle ich vor den Tagen eines Wettkampfes, ob ich es wirklich wagen soll. Diesmal war es sogar eine noch deutlich größere Wundertüte als sonst.
Genau ein Kilometer echtes Lauftraing draußen seit Oktober, dazu malträtierte ich mir letzten Mittwoch meine Bandscheiben bei der "Hunde-Donald-Begegnungswanderung", ein Ü12-Arbeitstag am Donnerstag und am Freitag beim Versuch die Verspannungen zu lösen, fuhr es mir noch in Wade, Knie und Oberschenkel

.
Absagen? Lust und Erwartungen hatte ich eh keine.
Allerdings war die Wettervorhersage nahezu ideal, die Grundlagenausdauer sollte durch viele hügelige 4-5 Stunden Wanderungen ebenso passen, Tempohärte sammelte ich durch 7 richtig harte Laufbadeinheiten und eine gewisse Marathonerfahrung konnte ich auch vorweisen.
Also verzichtete ich am Samstag, auch wenn es mir schwerfiel, außer einer leichten 1,5 Stunden Wanderung, auf Sport und versuchte mich richtig zu erholen.
Zum Glück spürte ich am Sonntagmorgen außer den üblichen kleinen Nickligkeiten der AK 60 nichts mehr wirklich Gravierendes. Deswegen fuhren Herzblatt und ich doch nach Kandel.
Start 10 Uhr. Ich ordnete mich hinter den 4 Stunden-Läufern ein. Bei über 2.500 gemeldeten Teilnehmer*innen, davon knapp 700 potentielle Marathonis war es bis etwa KM 8 fast nicht möglich risikofrei zu überholen. Da ich mir bei meiner letzten Teilnahme 2014 deswegen eine Wade zerrte, um mich dann viel später humpelnd ins Ziel zu retten, blieb ich diesmal geduldig und vorsichtig.
Jetzt wurde die Straße breiter, die Halbmarathonis bogen später auch ab, es wurde freier. Ich überholte den 4-Stunden-Trupp, um etwas freier laufen zu können, aber richtig lösen konnte ich mich nicht.
Im Gegenteil, bei der ersten Wende bei ca. KM 18 wurde ich wieder überholt und verlor etwas den Anschluß. Jetzt wurde es schon ganz schön zäh.
KM 21,1 in 1.57 Std, noch eine super Zeit für mich, ich hatte wieder aufgeholt, jetzt ging es auf asphaltierte, aber teilweise holprige Wege in den inneren Bienwald.
Trinken hatte ich zweimal verpasst, alle 5-KM nahm ich ein Traubenzuckerstückchen.
Bei KM 25 verliere ich beim Rückstecken der klebrigen Verpackung zuviel Zeit und rund 30 Meter auf die Truppe. Meine Beine sind mittlerweile sehr schwer, jetzt merke ich die fehlenden langen Läufe doch ganz schön arg. Allein im Gegenwind schaffe ich nicht mehr aufzuschließen

. Meine Motivation weiterhin so hart zu kämpfen bröckelt.
Bei der nächsten Verpflegungsstelle trinke ich ausgiebig, beschleunige doch noch einmal.
KM 31, zurück auf der breiten Straße.
Auf und Ab. Nicht die Höhenmeter. Kandel ist sehr flach, aber meine Beine werden immer schwerer, die 4-Stunden-Truppe mittlerweile hoffnungslos weit entfernt, ich komme allein im Gegenwind irgendwie nicht richtig voran. Nur um dann doch wieder für 1-2 Km zu beißen

, einen Vordermann 100 m entfernt anzuvisieren und auch einzuholen.
KM 35, eine SUB 4 ist praktisch nicht mehr drin, war aber auch keine realistische Erwartung von mir. Austrudeln? Ob ich 4.01 Std. oder 4.04 Std. laufe, ist mir eher zweitrangig. Finishen dafür sehr wertvoll.
KM 38. in 3.38.x Std, d.h. 4,2 km unter 22 min? Aktuell nicht vorstellbar. Ich bin arg platt. Ausgerechnet jetzt wird es noch arg holprig, ich muss aufpassen, nicht wie in Großbottwartal auf ähnlicher Strecke zu stolpern und zu stürzen.
KM 40, guter Radweg, das Ziel ist zu erahnen. Mein innerer kleiner Monk flüstert mir zu: " 3.59 Std. ist eine doofe Zahl, ebenso 4.01 oder 4.02. Aber 4.00 wäre doch toll!"
Ich schöpfe neue Motivation, denke an meine richtig harten Laufbandeinheiten mit 7 mal 5 km und renne den letzten Kilometer fast allout deutlich unter 5 Minuten.
Klasse Zieleinlauf
Später sehe, ich, dass ich in 4.00.05 Stunden finishte.
Sollte ich mich über die fehlenden 6 Sekunden ärgern?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin super zufrieden.
AK 60, MS, eine höchst unkonventionelle Vorbereitung und doch wieder ordentlich gefinisht (Platz 302).
