Der Cruiser
- n = n + 1, Oder: Der hat mir gerade noch gefehlt -Heute möchte ich Euch mal das neueste Ergebnis aus meinem Bastelkeller vorstellen, was auch ein kleine Beschwerde über das gestrige Wetter hier ist. Ich widerspreche schon mal vorsorglich allen Gerüchten, dass dieses Projekt irgend etwas mit meiner Unfähigkeit zu tun hat, mich von alten Schätzen zu trennen. Basis für dieses Rad ist ein Müsing Rahmen aus Aluminium, den ich mal für sagenhafte 80 Euro in der Bucht erstanden habe. Den Farben nach – Neongelb und Neongrün - zu urteilen, stammt er aus den frühen Neunzigern. Da es sich aber um eine echte Triathlon Geometrie – das Sitzrohr ist
ziemlich steil, und das Oberrohr fällt nach vorn hin ab, ein Anti Sloping sozusagen – in einer für mich passenden Größe handelt, schien mir die Sache doch lohnenswert: Einen Winter lang war dieser Rahmen quasi meine Handarbeit: Vor dem Fernseher habe ich ihn mit kleinen Fetzen Schmiergelpapier von der augenkrebserregenden Lackschicht befreit. Anschließend wurde er eloxiert, und mit allem möglichem superteuren Schnickschnack aus Carbon und Titan ausgestattet, um so zu meinem ersten echten Triathlon Rad zu werden.
Wir haben gemeinsam Roth 2009 überstanden, auch bei der Staffel in Roth ein Jahr später hat sich das Rad hervorragend bewährt. 2010 habe ich dann einen Canyon Rahmen geschossen, der dann mit dem ganzen teuren Carbon- und Titanteilen aufgepeppt wurde, so dass der Müsing-Rahmen endlich seiner wahren Bestimmung zuführt werden konnte.
Denn schon seit Jahren fahre ich vorzugsweise mit dem Rad, wenn ich irgendwohin will, Das ist noch schlimmer geworden, seitdem ich kein Auto mehr habe. Freunde und Verwandte sind den Kummer schon gewohnt. Als ich im letzten Winter in der Zeit als es so richtig weit unter Null war, mal zu meiner Schwester wollte – unter normalen Umständen eine wirklich schöne 120 km Tour durch die Lüneburger Heide – hat sie mich am Telefon etwas sorgenvoll gefragt:
„Bei dem Wetter kommst Du aber mit dem Zug?!...“
Nur die Sache mit dem Gepäck war ein Problem. Bis gestern. Denn gestern Nachmittag ist der „Cruiser“ in meinem Keller fertig geworden!
Dateianhang:
Dateikommentar: Der Cruiser!
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Ausgestattet mit einem Rennlenker und 25mm Schwalbe Marathon Plus sind auch schlechte Rad- und gute Feldwege sein Zuhause. Auf normalen Landstraßen kann man entspannt in der Aeroposition dahin rollen, dabei Kilometer um Kilometer fressen. Dabei hat man immer das Gepäck vorne auf dem Gepäckträger im Auge, bemerkt eventuelle Ausreißversuche früh- und rechtzeitig. Auch eine zentimetergenaue Positionierung der Packtaschen, um Kollisionen mit den eigenen Hacken zu verhindern, ich lebe ja auf großem Fuße, ist so nicht notwendig. Eine 185mm Kompaktkurbel bietet ein großes Spektrum an Gängen, die man auf weiter Fahrt mit Gepäck auch braucht, ohne die sportive Optik des Rades weiter zu verwässern. Das Setup wird durch eine Lichtanlage mit Nabendynamo und den tollen Leuchten von B+M abgerundet, so dass es kein Problem ist, wenn's mal wieder etwas länger dauern sollte.
Trotz des norddeutsch-schitigen Wetters, das hier gestern herrschte, und das mich entgegen meiner Vorsätze, noch eine Abschlussrunde für den Rothsee zu drehen, in den Bastelkeller getrieben hatte, musste ich den Cruiser gestern nach seiner Fertigstellung doch noch auf meiner 60km Hausrunde ausgiebig testen. Für ein Rad mit Gepäckträger, Licht und Tourenbereifung ist er
gerannt, auf dem Rückweg phantasierte ich sogar schon von einem neuen Rundenrekord, der wahrscheinlich nur dem norddeutschen Gegenwind und keineswegs meiner derzeit recht mittelmäßigen Form zum Opfer gefallen ist.
Wie bin ich nur all die Jahre ohne so ein Rad ausgekommen?