emu5.de

Kürzlich hatte ich eine interessante und lange Diskussion mit einer Bekannten, von der ich hier erzählen möchte (der Diskussion, nicht der Bekannten ). Also es ging darum, dass es ihrer Meinung nach eine echte Welt gibt und eine unechte, zu der Facebook, Foren und das Internet im allgemeinen gehöre. Ihrer Meinung nach sind das Scheinwelten und Fluchtpunkte für Personen, die im echten Leben Probleme, wie stark und wie auch immer diese sein mögen, haben. Die reale Welt sei durch nichts zu ersetzen und die Internetwelt eine Welt zweiter Klasse, oder um es kurz zu sagen: nicht echt.

Ich entgegnete z.B., dass ein Bild auf Facebook auch nichts anderes ist als ein Bild in einem herkömmlichen echten Fotoalbum. Dass man jemanden besser kennen kann, wenn man von ihm 30 Postings gelesen hat und er sich damit vielleicht besser ausdrücken kann, als in einem flüchtigen Gespräch am Telefon oder auf der Strasse, also in der echten Welt. Insofern wäre das vermutlich sogar echter. Zudem gibt es kein Grund, dass aus einer Internetfreundschaft auch nicht eine echte Freundschaft entstehen kann.

Nun, um es abzukürzen: da ich eh der Meinung bin, dass sich alles in unserem Kopf abspielt, mache ich keinen Unterschied zwischen dem herkömmlichen echt und unecht (Internet). Da ich in beiden Welten lebe und zurecht komme, gibt es für mich keinen Unterschied oder Grund zu trennen.

Wie seht ihr das?

Oder als EMU-Frage: bin ich schon total gaga?!?

Aus Online-Freundschaften und -Bekanntschaften haben sich einige gute Freunde und etliche beiderseitige Anlaufpunkte ergeben. Es eröffnen sich viele tolle Möglichkeiten: Man trifft sich mal eben auf Lanza und Mallorca zum Kaffeetrinken, weil eben etliche Leute an verschiedenen Orten auf der Insel sind. Solche Möglichkeiten werden die reinen Offliner niemals haben. Und darum bin ich sehr froh, dass ich AUCH ein Leben im Internet haben. Deine Bekannte ist insofern genauso arm dran wie die Leute die tatsächlich nur ein reines Online-Leben haben. Ich denke, die Leute hier in diesen anti-anonymen Foren wie Emus oder die verschiedenen Grüppchen bei Triathlon-Szene haben das glück, beide Leben zu haben.

Ich würde Thorsten voll und ganz zustimmen

Das Internet gehört heute einfach 'dazu' und gerade Foren wie dieses hier tragen eine Menge zum Leben bei, auch wenn das für außenstehende eigenartig erscheinen mag. Sei es neue Freundschaften, Bekannte oder einfach 'Anlaufpunkte' wie Thorsten es nennt.

Wer natürlich seine gesamte Freizeit nur im Internet verbringt dem ist nicht mehr zu helfen. Aber ich denke viele intensivere Freundschaften, die sich im Net entwickelt haben greifen später automatisch auch auf das 'nicht-virtuelle' Leben über und bereichern dieses ungemein.

Ich möchte zumindest weder das eine noch das andere missen

Echt ist sicher beides

Stimmt, die Ausgeglichenheit machts

Eigentlich geht es ja in die Richtung von maultäschles Problem: Wie definiert sich eine Person?
Für mich zählen dabei Äußerlichkeiten überhaupt nicht, sondern wie jemand denkt und handelt. Im EMU-Forum wird gedacht und auch gehandelt(wie die entsprechenden Threads beweisen), die Persönlichkeit und der geistige Charakter nehmen Konturen an.
Besonders schön ist es, wenn man die Eindrücke dann bei Echttreffen wie Sifi oder Roth bestätigt bekommt.

Als Schachsportler ist man für sowas besonders empfänglich. Stundenlang sitzen wir uns gegenüber, treffen uns vielleicht Jahre später bei einem Turnier wieder:
A:Hallo, wie gehts?
B: Kennen wir uns?
A: Wir haben mal gegeneinander gespielt
B. Wirklich?
A: Ja, weisst Du, das war doch der Sizilianer mit dem Qualiopfer auf c3 und dem Gegenopfer auf h6
B: Stimmt, später musstest Du doch den Springer für meinen A-Bauer geben und ich hatte Dauerschach mit Turm und Springer kurz bevor Dein Freibauer einzog.

Hier leider etwas zu typisch sachbezogen , anderseits zählen auch hier geistige Werte mehr als ein vergängliches Äußeres.

Dazu fällt mir spontan eine kleine Geschichte ein.

Wir waren in HH im Dialog im Dunklen, da führen einen blinde Menschen durch eine Parcours in kompletter Dunkelheit. Man lernt also seinen Führer nur durch Berührung und Stimme kennen und vielleicht auch durch eine gewisse Abhängigkeit in der Situation, mochte ich ihn auch ziemlich schnell ganz gerne.

Nach rund einer Stunde oder so, waren wieder draußen, haben unsere Stöcke abgestellt und dann konnte ich den Menschen live sehen und es war wahrlich kein schöner Anblick .................... aber es war dann auch egal, das hat an meiner Sympathie zu ihm nichts geändert. Umgekehrt wäre es mir vielleicht deutlich schwerer gefallen!

Im Grunde kann man das hier im Forum ähnlich sehen, denn ich sehe hier ja auch erstmal nur die Worte, stelle fest wie jemand drauf ist und vielleicht lerne ich jemanden auch mal üersönlich kennen.