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Mini-Trainingslager Ostern 2011, Tag 3

Der simple Plan für Sonntag: letzte lange Radeinheit vor Lanzarote. Wetter soll perfekt werden, Ostwind 3-4, Sonne, 23°C. Die Beine schmerzen kaum noch von gestern und nachdem ich solange gegessen hatte, bis ich wirklich nicht mehr konnte, sollten auch die Depots wieder voll sein. Um auf Nummer sicher zu gehen, stecke ich neben diversen Riegeln auch einen "richtigen" Energieriegel ein und ein Powergel. Bei der Überlegung, welche Runde ich in Angriff nehmen will, fiel mir auf, dass ich ja schon immer mal rund um Berlin fahren wollte. Also die Runde so geplant, dass ich jederzeit abkürzen kann oder notfalls in die Bahn steigen, sollte mein Stoffwechsel mir nochmal so einen Streich spielen wie gestern.

Start geplant für 8:00, um 8:30 sitze ich auf dem Rad. 15°C, kurz/kurz reicht schon jetzt aus. Los geht es Richtung Westen, über Falkensee raus aus der Stadt und dann direkt Richtung Norden. Die Gebiete, in denen ich ständig unterwegs bin, wollte ich so wenig wie möglich befahren. Beine? Wie immer. Nach 70 Km mache ich in Bernau kurze Toilettenpause, der erste Riegel ist nach 100 Km dran, vorher habe ich keinerlei Hunger (was mich nicht wundert nach der Futterei gestern und dem Frühstück heute). Ab Velten fahre ich gegen den Wind, was an sich ja kein Problem ist, in Verbindung mit den brandenburger Rüttelpisten aber doch einige Kraft kostet. Hinter Strausberg habe ich mal den direkten Vergleich: glatter Asphalt, Wind direkt von vorne, 30 Km/h, gleicher Krafteinsatz, gleicher Wind, Reibeisenasphalt, 25 Km/h.

Die Strecke rollt sich so weg, immer wieder Schilder, die nach Berlin zeigen, meist 25 - 30 Km Entfernung angegeben. Ansonsten kleine Dörfer, Felder, Wälder - die Landschaft ist nicht unbedingt aufregend rund um die Hauptstadt...

Nach rund 110 Km geht es südwärts in Richtung Spreewald, mittlerweile habe ich die Landkreise Havelland, Oberes Havelland, Barnim durch. Die Kennzeichen ändern sich, die Deppen hinterm Steuer nicht. Manchmal ist es wirklich hanebüchen, wie die fahren. Aber ist ja Ostern, da haben es alle eilig...

Bei Km 122 kreuze ich die B1, jetzt abbiegen wäre der kürzeste Weg nach Hause aber immer noch rund 70 Km. Da es aber rollt, gibt es keinen Grund, darüber nachzudenken. Ab und an einen Riegel, einen Schluck aus der Flasche, ansonsten kurbeln, kurbeln, kurbeln. Der Wind mittlerweile ordentlich von der Seite, der Barnim und das Märkische Oderland bieten wenigstens rudimentäre Hügelchen. Und kopfsteingepflasterte Ortsdurchfahrten, die einem die Plomben aus den Zähnen rütteln...

Als mittags der Magen Hunger meldet, nehme ich neben dem üblichen Riegelchen noch den Extreme Sport Riegel. Den Unterschied merkt man deutlich - danach ist mehr Power in den Beinen. Bei Km 196 werden die Flaschen nachgefüllt und weiter gehts. Mittlerweile einige Passagen mit Rückenwind, was natürlich fein ist. Da fahren sich selbst die Rüttelpisten etwas einfacher.

Mittlerweile bin ich wieder in den Regionen angekommen, die ich öfter sehe aber gut, das geht ab gewissen Umfängen halt nicht anders. Leider sind die schönen Strecken östlich von Berlin einfach zu weit weg und mich ins Auto zu setzen, um irgendwo hinzufahren und dort zu radeln - dazu habe ich einfach keine Lust.

Langsam macht sich der Hintern bemerkbar. Ich kann nicht mehr so recht in der Aero-Position sitzen. Jetzt aber deswegen abzukürzen, wäre Unfug, wegen 10 oder 20 Km weniger, nee... Ich komme in Richtung Potsdam und damit nach Caputh zur Fähre. Dort gibt es eine kurze Zwangspause und jetzt tut auch das Losfahren erstmal etwas weh in den Oberschenkeln. Mittlerweile sind allerdings auch gute 260 km auf der Uhr, da darf das sein. Ich beschließe, falls ich mich zu Hause noch gut fühle, wenigstens kurz ums Haus zu laufen, mich interessiert, was die Wade sagt.

Bei Km 276 kommt es dann: das Loch. Kein Problem, ich hab ja noch 3 Riegel und das Powergel. Oder aber... Ich probier mal, ob mein Körper noch richtig reagiert. Die nächste Tanke ist direkt vor mir, ein Twix-XL und 0,5l Monster-Energy-Brause in die Flasche, aufgefüllt mit Wasser. Freudige Feststellung: es funktioniert noch. Das Twix geht direkt in die Blutbahn, das Koffein ebenfalls. Die restlichen Kilometer fahre ich locker flott nach Hause, mittlerweile wieder mit Gegenwind. Und die Oberschenkel? Nüscht mehr zu merken...

Vor der Haustür zeigt der Tacho dann 302 Km, 10:10 Std., 29,7 Km/h. (Strecke hier)

Rein, Rad in die Ecke, Gesicht und Hände gewaschen, Laufsachen an, den neuen Trinkgürtel geschnappt (2 Flaschen mit Traubensaftschorle) und ab die Post. Die Beine sind unglaublich locker, ich laufe ohne Anstrengung meine leicht coupierte Waldrunde, der Gürtel ist klasse und nach 11 Km in 47:05 min (4:16 min/km) bin ich wieder zu Hause.

Duschen, kochen und als Belohnung gibt es Nudeln mit megaleckerer Tomatensauce.

Fazit: DAS war eine Key-Session. Nicht in dem Sinne, wie sie in Trainingsplänen steht, denn so war es nicht geplant. Aber diese Einheit war quasi der Schlüssel zum Öffnen der "Zuversichts-Truhe". Das war die Einheit, die ich brauchte, um zu glauben, dass ich auf Lanza nicht nur rumeiern werde.

Wie es morgen im Training läuft, ist mir egal, momentan fühlen sich die Beine nicht kaputt an - der Hintern schon (aber ich fahre morgen eh nicht Rad). Wenn ich morgen platt bin, wird ein wenig geschwommen und fertig.

Du bist der Hammer
Für was brauchst Du noch Wettkämpfe? So was ist doch schon Höhepunkt genug.
Ansonsten kann ich es (auf wesentlich kleineren Niveau) nachvollziehen. Trainingsmethodisch vielleicht nicht ganz so sinnvoll , aber für den Kopf und das "Wohlbefinden" eine super Sache
Mit der Laufzeit hintenraus solltest Du auch für Lanza trotz allem Chancen haben.
Sicherlich fehlen aktuell paar lange Läufe, aber gerade das könnte auch Dein Plus sein. Dafür gehts Du mit weniger Vorbelastung und Erwartung ins Rennen, radelst Dich in ein Hochgefühl , musst halt irgendwann den "toten Punkt" überwinden (beißen kannst Du aber ja ) und Dich mit mentalen Schwung ins Ziel retten. In der Vergangenheit hast Du schon viele lange Läufe absolviert, dass merkt sich der Körper.

Mit ein wenig Rückenwind kann das schon hinkommen!

Mann, mann, mann, Du Irrer!
Jetzt hab ich gedacht, ICH bin nun endlich auch ein "Großer", nachdem ich vorgestern 203km mit für mich sehr schnellen und vielversprechenden ersten 144km geradelt bin und dann kommst Du mit so 'nem Hammer daher!

Seh ich aber ähnlich wie FMMT, sowas ist klasse für den Kopf. Dem Körper das Maximum an Energie gegeben, geschaut, wie er reagiert und dann aber auch alles abverlangt. Find ich klasse. Gefällt mir.

Das einzige Manko: 29,7 km/h. Da hätte ich schon noch geschaut, dass ne 3 am Anfang steht!

Ja und Nein, ich hab bewußt unterwegs nicht auf die Uhr geschaut, um nicht zu überziehen. Und das ganze Kopfsteinpflaster und der Weg durch die Stadt kosten einfach zuviel Zeit...

Mensch Jungs, ihr habt doch beide nen Knall

Klar. Bei 300 km können 0,3 km/h mehr oder weniger schon über Tod oder Leben entscheiden.

Wen meinst'n jetzt damit?
Heute geb ich's mir auf meiner neuen 95km-Von-den-Eltern-heim-nach-Erlangen-Strecke wahrscheinlich richtig dreckig. 130m Gefälle oder so und fast leere gut geteerte Landstrassen. Da kommt Freude auf. Pulsgurt hab ich zum Glück daheim vergessen! Der ultimativen Zerstörung steht als nix im Weg.

Na dreimal darfste raten

dann mal viel Spass!

Wie viel LDs macht Du vor der LD ?

Hör' mir mal gut zu, Du verrückter Kerl.
"Wenn Du es jetzt krachen läßt auf Lanza, lege ich Dich bei der nächsten Gelegenheit übers Knie."
Jetzt wird nicht mehr gejammert, jetzt wird gekämpft.


Wagnerli

Ich hoffe er läßt es so richtig krachen und wehe irgendwas geht krachen, sonst kracht es Oder so ähnlich

Ich hoffe einfach auf einen Wettkampf, der so richtig Spaß macht. Hoffe die Insel zeigt sich von ihrer netten Seite.

Moin,

schön, dass drullses Vorbereitungen für seinen "Vorbereitungswettkampf" doch noch so
gut laufen! Ich habs ja immer gesagt, dass das noch wird, und dass ich an unseren Mörder-Radler glaube!


Ich habe mir über Ostern auch ein Mini-TL @home (und mit Kind :-) gegönnt. Das Tandem
ist in der Nacht auf Karfreitag endlich(!) fertig geworden... Am Montag Abend habe ich nämlich
noch einen Speichenbruch im Hinterrad festgestellt, und da es die extrafetten und extrafesten
Speichen hier nicht im gut sortierten Fachhandel gibt, habe ich am Donnerstag wirklich sehnsüchtig
auf das Paket vom Rose-Versand gewartet... Natürlich habe ich nicht nur ein paar Speichen
bestellt. Schließlich will man die Versandkostenpauschale ja auch ausnutzen. Und natürlich mussten
die ganzen neuen Teilchen dann auch gleich noch verbaut werden, so dass es am Donnerstag
Abend wirklich spät wurde, bis das Tandem dann endlich fahrbereit war.

Wegen dieser Nachtschicht war ich am Freitag trotz allerbestem Wetter etwas lustlos. Unsere erste
Testfahrt führte nur in den etwas abgelegenen Teil des Parks, wo wir uns die Zeit mit Boule, Bumerang
Vorlesen (Der Wind in den Weiden) und Dösen vertrieben. Nach dieser Anstrengung war erst Mal ein
Mittagsschläfchen fällig. Das hatte allerdings zur Folge, dass ich dann doch noch Lust auf Bewegung
bekam, und wir uns auf die erste richtige Tour mit dem Tandem gemacht haben. Da ich ja neuerdings
viel in Richtung Westen fahre, kannte ich einige sehr schöne neue Strecken, die alle abseits der
Straßen lagen, und die wir für eine schöne zweieinhalb stündige Runde komplett abseits der
Staßen genutzt haben.

Über Ostern ging es dann zu Muttern in den Harz. Ich weiß nicht ob ich das hier schon mal
erwähnt habe, und ob das überhaupt jemanden interessiert: Aber eigentlich wollte ich ja nie
ein MTB haben. Fahrräder in Kindergröße für Angeber. Wer braucht in der Stadt ernsthaft eine
Federung und Scheibenbremsen in Kombinatation mit einem Schloss, das mehr wiegt als mein
Tria-Rahmen, damit der ganze Kram vor der Uni nicht weg kommt. Aber nachdem der letzte Winter
mich zum zweiten Mal hintereinander mit mehreren Wochen Ski und Rodel gut, Radfahr mies erfreut
hat, bin ich bei diesem Angebot trotz der Unkenrufe noch schwach geworden.
Es sollte ja schließlich wirklich nur für die paar Wochen mit Schnee und Eis sein, die Spike-Reifen sollten ja
auch noch mal 160 Euro kosten, und es war in einer für mich (angeblich und wie sich später auch rausstellte
tatsächlich) passenden Größe erhältlich.

Jedenfalls habe ich das Teil mal sicherheitshalber mit in den Wagen geschmissen. Denn in meiner
alten Heimat hat man seit einigen Jahren ein Herz für Radfahrer. Und so etwas kommt mir
grundsätzlich ja sehr entgegen, denn ich will ja Rad fahren, und nicht alle fünf Minuten die Karte
rausfriemeln und rätseln...

Als ob ich es geahnt hätte, es ergaben sich tatsächlich zwei Gelegenheiten für eine Tour: Der
Bewegungsdrang nach viel Essen und noch mehr Ostereiern war groß, das Söhnchen wollte lieber
"Immer dieser Michel" sehen (Was mit meinem pädagogischem Gewissen gerade noch vereinbar
war ;-) und die liebe Oma war auch bereit, mal für zwei Stunden auf ihren Enkel aufzupassen.

Was soll ich sagen? Es hat unglaublichen Spaß gemacht! Ich durfte feststellen, dass man das kleinste
Kettenblatt wirklich braucht Und an manchen Stellen Ausblicke genießen!... Und ich hatte meine Ruhe
vor den ganzen Bekloppten (halblinde Rentner aus Berlin, sorry drullse) und Motoradfahrern aus ganz
Norddeutschland, die die Harzer Landstraßen mit der Nordschleife verwechseln! Herrlich! Echt jetzt!

Beim Osterfeuer am Samstag wurde auch darüber sinniert, ob man nicht eventuell... schließlich scheint
die Sonne schon seit Tagen... und die Teiche(*) erwärmen sich ja sehr schnell?! Von dem Damm eines
Teiches habe ich ein Gruppe Halbstarker - die Mädels, die beeindruckt(?!) werden sollten, blieben schön
an Land - beim Anbaden beobachtet. Das hörte sich nicht so an, als ob ich da schon etwas
verpasst hätte.


Das erste Freiwassertraining steht also noch aus


Viele Grüße,

Christian


(*) Im Harz gibt es unglaublich viele Teiche. Wenn man sich ein wenig auskennt, kann man
im Sommer einen Teich für sich alleine haben, ansonsten muss man sich da mit 20 ... 30 Leuten
"drängeln". Die Teiche stammen noch aus dem ~Mittelalter, als wirklich jeder Bach gestaut
wurde, um die Wasserräder der Bergwerke anzutreiben.

Hast recht, MTB ist toll

Klingt ja prima!

@drullse:

Du bist ja mindestens so bekloppt wie der Hazel - und das ist jetzt echt ein Kompliment!!!