Zitat:
Die zweite Lieblingsfrage aller Skeptiker lautet: Wieso soll der Mensch wider seine Natur handeln und seiner Faulheit nicht freien Lauf lassen, wenn er genug Geld zum Leben hat?
Ich frage die Skeptiker immer zurück: Würden Sie selbst aufhören zu arbeiten? Dann antworten sie: Ich doch nicht, ich arbeite aus Begeisterung. Dass sich die Menschen auf die faule Haut legen würden, nehmen wir nur vom anderen an.
Wieviele Leute kennst Du, die die Tage zählen, wielange sie noch arbeiten müssen, bis sie sich zur Ruhe setzen können? Ohne, dass ich das als zwangsläufig repräsentativ ansehen würde, ich ziemlich viele. Wenn Du mit dem Studium fertig bist, wirst Du diese Erfahrung vielleicht auch machen. Dieses Argument hinkt, weil sich ein Skeptiker dieses Verfahrens selbverständlich nicht mit dem Gedanken trägt, er hätte nämlich nichts davon.
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Und Sie glauben daran, dass in Ihrer schönen Grundeinkommenswelt alle Menschen freiwillig arbeiten?
Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen billigen wir jedem den Raum zu, in dem er in eigener Verantwortung die Arbeit ergreift, die er für notwendig und sinnvoll erachtet. Wir werden arbeiten, weil wir einen Sinn darin sehen - nicht, weil wir dazu gezwungen sind. Ist nicht erst das eine freie Gesellschaft, in der jeder Verzicht üben kann? In der jeder die Freiheit hat, Nein sagen zu können zu entwürdigenden Bedingungen? Befreit von ihren Existenzsorgen könnten die Menschen ihre Talente entfalten.
Aha. Bleibt wieder die Frage, wo das Geld herkommen soll, wenn niemand arbeiten muss. Siehe oben, die Annahme, dass jemand arbeiten geht, der dass nicht muss, gerade noch geringbezahlte Scheissjobs ausführt, die wenige wirklich gerne tun, aber die trotzdem getan werden müssen, ist mindestens fragwürdig.
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Aber wird es nicht immer Menschen geben, die nicht arbeiten wollen?
Die gibt es auch heute schon, und die bekommen trotzdem ihr Geld vom Staat - sie müssen nur die Repressionen der Sozialbehörden über sich ergehen lassen. Die Menschen, die heute nicht arbeiten, werden auch in Zukunft nicht arbeiten.
Die Behauptung, dass die, die nicht arbeiten auch in Zukunft nicht arbeiten, ist eine Sauerei. Da hätten wir wieder das damit Abfinden und zementieren einer unbefriedigenden Situation.
Er meinte vielleicht "arbeiten wollen", diese sollen auch in Zukunft zu Recht die Repressalien der Behörden über sich ergehen lassen. "Arbeit" im eigentlichen Sinne ist übrigens ein viel zu eng gefasster Begriff, was das ist und vor allem was Geld eigentlich ist, können wir bei Bedarf auch noch debattieren, möglicherweise besteht hier nämlich Klärungsbedarf.
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Wenn man heute Hauptschüler fragt, was sie einmal werden möchten, antworten nicht wenige: Ey, Alter, ich will Hartz IV werden. Was passiert mit diesen jungen Menschen, wenn sie plötzlich ein Grundeinkommen erhalten?
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Und attraktiv heißt, die jungen Leuten bekommen ihren Schotter, und man lässt sie in Ruhe?
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Dass junge Menschen heute Hartz IV als Berufswunsch angeben, hat auch mit der Gleichgültigkeit ihrer Eltern zu tun.
Die Antworten hier drauf sind so unmöglich, das will ich gar nicht zitieren. Wo ist die Antwort, wo die Burschen ihr Lebensziel herhaben sollen?
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Wer macht in Ihrer Welt die Arbeit, die keiner machen will? Wer fährt von Laden zu Laden und klopft für ein paar Euro die Fußmatten aus?
Möglicherweise müssen unangenehme Jobs höher bezahlt werden. Aber im Prinzip läuft es dann wie heute auch schon. Ein Beispiel: Wenn Sie wollen, dass morgens um fünf Uhr Ihre Zeitung ausgetragen wird, haben Sie immer nur drei Möglichkeiten. Erstens: Sie machen diese Arbeit so attraktiv, dass andere sie ausführen. Zweitens: Sie lassen die Arbeit durch Maschinen erledigen. Oder drittens: Sie machen sie selbst. Mit einem Grundeinkommen gäbe es jedoch einen gravierenden Unterschied: Die Arbeit würde freiwillig erledigt. Nicht mehr das Einkommen stünde im Vordergrund, sondern der Sinn der Arbeit. Das würde die volkswirtschaftliche Effizienz gewaltig steigern.
Aha. So funktioniert das also. Denken wir das mal durch, wir kriegen so eine Preissteigerungsspirale, die sich gewaschen hat. Kein weiterer Kommentar...
So. Jetzt hätten wir mal wieder erörtert, dass die Geschichte auf wahrscheinlichen Fehlannahmen beruht und deswegen wohl nicht funktionieren wird. Gründe nicht nur hier, siehe auch meine Ausführungen zur Mehrwertsteuer ein paar Posts weiter oben. Weil wir aber nicht immer nur sagen können, "das geht nicht", hab ich ja einen Alternativvorschlag gebracht, der praktikabel ist. Wir können es uns schlicht nicht leisten, einen bestimmten Personenkreis fixiert aus dem Erwerbsleben auszuklammern, deswegen können alle Sozialsysteme nur laufen, wenn es die berühmte "Unterschicht", nenn sie, wie Du willst, nicht gibt, es also nicht immer die selben sind, die keine Arbeit haben. Und dazu braucht es eben neben Flexibilisierung, Dynamisierung... vielleicht auch manchmal einen kleinen Tritt in den Hintern.
Grüße und gute Nacht
Andi