DragAttack hat geschrieben:
Wesentlicher Unterschied beider Modelle ist, dass bei Kirchhoff weiterhin der Faktor Arbeit besteuert wird, während bei Werner ausschließlich Konsum besteuert wird, Arbeit steuerlich entlastet, somit preiswerter, bezahlbar wird.
(...)
Dass der wernersche Grenzwert (hier 50%) deutlich oberhalb des kirchhoffschen liegen muss, erklärt sich daraus, dass bei Werner alle Steuern durch eine abgedeckt sind, bei Kirchhoff jedoch z.B. MWSt noch obendrauf kommt.
hier gibt es imho ein grundsätzliches missverständnis. arbeit wird durch einkommensteuer nicht steuerlich belastet. das würde voraussetzen, dass die abzuführenden steuern in den ausbezahlten lohn eingepreist wären, also die erhebung von einkommensteuer höhere bruttolöhne zur folge hätte. das ist nicht der fall, die konsequenz bzw. die arbeitgeberische überlegung "der arbeitnehmer muss von seinem gehalt soundsoviel steuern abführen, drum muss er sounsoviel mehr ausbezahlt bekommen" halte ich sogar im gegenteil für ziemlich weit hergeholt, auch wenn der mathematische verlauf der funktion ähnlich aussehen mag, zur problematik gleich noch was, wenn ich zu kirchhofs mehrwertsteuer komme. es wird also nicht die arbeit selbst besteuert, sondern der daraus erzielte umsatz/einkommen. das nettolohnniveau würde allerdings tatsächlich steigen.
zur mehrwertsteuer bei kirchhof -> hehe, gut aufgepasst

das ist imho ein knackpunkt, und eine der von mir angesprochenen fragen, die in kirchhofs konzept nicht ausreichend geklärt sind, was passiert mit der mehrwertsteuer? es ist ja so: mehrwertsteuer = umsatzsteuer (und damit auch = konsumsteuer). für mich stellt es sich so dar: nach kirchhofs konzept ist der umsatz, also das einkommen von juristischen personen ab dem ersten euro mit 25% zu versteuern, die mehrwertsteuer betrüge demnach 25%. im gegenzug fällt allerdings die eingepreiste körperschaftsteuer weg, was ein niedrigeres allgemeines preisniveau zur folge haben sollte.
Zitat:
Schwachpunkt der obigen Rechnung ist natürlich die Annahmen, dass alle Einkünfte auch (in Deutschland) verkonsumiert werden. Werner ist in seinem Vortrag letztens darauf eingegangen ind hatte auch eine Lösung parat. Da sie mich jedoch nicht überzeugt hat (ich sie nicht komplett verstanden habe), habe ich sie inzwischen wieder vergessen.
wie gesagt, selbe kerbe, unausgewogenheit. wenn du aus erwirtschaftetem kapital, das selbst schon nicht verkonsumiert wird, erzeuten mehrwert nicht besteuerst, verlierst du die möglichkeit, die allgemeinheit an diesem mehrwert teilhaben zu lassen, wenn er nicht in deutschland verkonsumiert wird. durch die hohe umsatzsteuer ist von einem kapitalabfluss nahezu auszugehen.
Zitat:
Jedoch halte ich das Modell für ausreichend interessant, dass es sich IMO lohnt, nach Lösungen für auftretende Probleme zu suchen.
sicher, interessant genug, um drüber nachzudenken ist es schon. ich habe ja auch nicht behauptet, kirchhof hätte die bibel geschrieben.
ich halte eben nur diese denkrichtung für praktikabler und ausgewogener, und bevorzuge grundsätzlich ein marktorientiertes system, das alle (arten von einkünften) gleich behandelt. markt lässt sich nicht auf dauer unterdrücken, und auch nicht regional begrenzen.
grüße
andi