Cogi Tatum hat geschrieben:
captainbeefheart hat geschrieben:
wo ich die Probleme (das "Was") sehe und die konkret angepackt werden müssten...:
Demografieproblem durch Wegzug v.a. der Jüngeren?
Gibt es woanders auch. Klick ->
https://www.sueddeutsche.de/bayern/land ... .4153389-2Führt aber nur in fünf Bundesländern zu AfD < 20 Prozent
Klick->
https://de.statista.com/statistik/daten ... agswahlen/ Ich weiß nicht was Du da zusammen googlest, aber schon zwei sehr einfache Statista-Links zeigen: Die 5 ostdeutschen Bundesländer (ohne Berlin) haben das höchste Durchschnittsalter (überproportionaler Wegzug Jüngerer und weitere Faktoren sind dafür die Ursache) und sind "zufällig" auch die 5 Länder, die einen AfD-Anteil von > 20 Prozent haben (in den westdeutschen Ländern, ohne Berlin, zwischen 5 und 13 Prozent). Statista bietet Dir dann auch weitere Hinweise auf die konkreten demografischen Bevölkerungsgruppen, in denen das signifikante ostdeutsche Demografieproblem im Vergleich zur westdeutschen Demografiestruktur sichtbar wird. Diese Größenordnungen mit einem Beispiel eines einzelnen Dorfes zu vergleichen, … naja. Natürlich gibt es auch in den westlichen Bundesländern Demografieprobleme, aber keine so deutlichen und vor allem keine so grundlegend strukturellen.
Diese Zahlen allein sagen dabei noch recht wenig. Was sind die Konsequenzen aus dem Demografieproblem, das zusammengefasst darin besteht, dass die Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern seit der Wende um 15 Prozent, insbesondere bei den Jüngeren, geschrumpft ist? Das IAB fasst das so zusammen: "Um das aktuelle Wohlstandsniveau für alle halten zu können, darf die Zahl der Erwerbspersonen nicht zu stark gegenüber der Zahl der zu versorgenden Personen sinken. Hier wird es in Ostdeutschland in den kommenden Jahren zu einem besonders großen Missverhältnis kommen, weil die „fehlende Generation“ die in Rente gehenden, geburtenstarken Jahrgänge nicht wird ersetzen können."
https://www.iab-forum.de/die-fehlende-g ... forderung/Es fehlt also das Produktionspotential, das volkswirtschaftlich nötig ist um Betriebe (jenseits der spektakulären, aber insgesamt nicht ausreichenden Einzelfälle) vor allem im Mittelstand anzusiedeln und weiterzuentwickeln. Betriebe wählen Standorte sorgfältig aus, der Zugang zu gut ausgebildeten jungen Mitarbeiter*innen ist dabei ein ganz entscheidender Faktor.
Wenig Produktionspotenzial, wenig Ansiedelung und Weiterentwicklung von Betrieben, wenig berufliche Entwicklungsperspektiven für junge Menschen (die dann gerne wegziehen …), wenig Steuereinnahmen der Gemeinden aus der Gewerbesteuer (gerade auf Gemeindeebene hilft auch der Finanzausgleich nicht weiter), verödete Infrastrukturen in den Gemeinden, Langeweile, Frust und Wut bei jungen Menschen usw. Daraus entsteht u.a. das Gefühl "Modernisierungsverlierer" zu sein - und, glaube mir, die Situation unterscheidet sich ziemlich grundlegend von der in der Gemeinde Georgenberg und ebenso von der in der Gemeinde Kemnath (aus Deinem verlinkten SZ Artikel).
Frust und Wut führen auch zu Ausländerhass, denn das Selbstwertgefühl steigt dann, wenn ich auf einen vermeintlich noch schwächeren herabblicken kann. Dabei braucht es gerade ZUZUG, um das Demografieproblem zu lösen! Und auch Unternehmen überlegen es sich zweimal sich in ausländerfeindlichen Regionen anzusiedeln, was wiederum die Entwicklungsperspektiven für die Menschen schmälert …
Das Problem ist seit Jahrzehnten auf dem Tisch, wird aber schöngeredet und kommt höchstens mal vor den Wahlen in Schönwetterreden zur Sprache. DAS ist der Nährboden für die AfD. Und wenn die sich selbst zerfleischen, dann kommt halt der nächste rechstextreme Populismus-Klon.