Lanzarote Running Challenge - der etwas andere Inselurlaub
Manchmal muß man Dinge tun, die man noch nie getan hat um herauszufinden ob man es kann und ob es Spaß macht.
Damit meinte ich nicht die Flug- oder Hotelbuchung auf Lanzarote - damit hab ich Erfahrung und manchmal frag ich mich ob ich nicht auch einfach immer wieder dahin fahre, weil das so unkompliziert ist wie nach Hause kommen.
Einen Tag nach dem ich nach Hause auf meine Insel kam, stand dieses Mal aber etwas an, was ich noch nie gemacht habe:
4 Tage hintereinander einen Laufwettkampf. Normalerweise laufe ich ja schon nicht mal 4 Tage hintereinander. Und jetzt gleich 4 Wettkämpfe? Dazu auf der Insel. Lava. Sonne. Wind. Und das gleich am ersten Tag nach der Ankunft ohne lang Gewöhnung.
In den Tagen vor dem Abflug bin ich kaum gelaufen, weil es in der Arbeit einfach nicht ging früher zu gehen, es früh dunkel wurde, das Wetter blöd war, ich keine Lust hatte - naja - es paßte nichts. Dazu immer wieder Knieschmerzen, Verhärtung in der Wade. Alles was nichts ist.
Ankunfstag, im Tiefflug nach La Santa - ich versuchte mir den Sprint vom Parkplatz durch die ganze Anlage (in Sandalen mit gut 6 cm Absatz) gerade als Training schön zu reden als auf mein englisches Gestotter die freundliche LaSanta-Mitarbeiterin auf Deutsch erklärte ich hätte die Startunterlagen auch noch morgen früh bekommen... Naja, so hab ich alles um mich schon mal verrückt zu machen. Das nächste Rennen ist ja immer das härteste und so wandelte sich der 10 km Straßenlauf in meinem Kopf plötzlich zu eine echten Herausforderung. Naja - heißt ja auch Challenge. Running Challenge Lanzarote.
1. Tag: 10 km Road Race Kenneth Gasque begrüßt und erinnert an Vince Regan - ihm zu Ehren heißt der Lauf auch Vince Regan Memorial Road Race. Start auf der Bahn im Club La Santa - Runde im Stadion und dann raus, um den Club Richtung La Santa, vor der Lagune rechts ab auf einem Sandweg zurück in den Club. Fieser Anstieg durch den Club, eine Runde im Stadion und dann wieder von vorne. Praktisch: man kann nach der ersten Runde im Club zur Toilette. Warum muß ich eigentlich in fast jedem Wettkampf irgendwann pieseln gehen? Auf der Zielgerade verrät mir der Blick auf die Uhr, daß die Stunde vielleicht zu knacken wäre. Als nochmal richtig Gas gegeben und gesprintet - um dann mit 1:00:01 über die Linie zu gehen. Tja - Pech gehabt, aber einen tollen Lauf. Knie haben gehalten, Wade auch. Paßt. Frank wartete schon im Ziel (logisch, ich sah in ja unterwegs schon im vorderen Feld herumflitzen) und damit war der erste Lauf geschafft.
2. Tag: 13 km Ridge Run Während ich morgens vorm Start herumtrödel höre ich plötzlich "Frank Druska von Deutschland" und frag mach was jetzt gerade passiert... Siegerehrung der Altersklassensieger vom Vortrag. Aha. Nicht schlecht. Ich zücke schnell das Handy und halte das Ereignis fest. Dann Kenneth Begrüßung und wieder Start auf der Bahn im Club La Santa, Runde im Stadion und dann raus um den Club - und danach allerdings nach links weg ins Gelände. Ich und Gelände. Ich versuche Parallelen zu Kanalwegen zu sehen und freue mich über den Lauf. Es gibt soviel zu sehen und nachdem ich gestern nicht letzte wurde und schnell wandern ja zu meinen Stärken gehört lauf ich halt mal los... Und weiter. Irgendwann gehts den Berg hoch und ich laufe immer noch. Irgendwann fragt sich mein Kopf ob das normal sein kann, daß ich den Berg hochlaufe und prompt stellen meine Beine auf schnelles Gehen um. Na toll. Aber ich bin im schnellen gehen immer noch schneller als manche, die laufen. Als es von dem Zwischenstück auf Teer weg geht Richtung Berg wandern immer mehr um mich herum. Irre. Wir laufen direkt auf einen Vulkan zu und an ihm hoch. Neben mir starten Paraglider. Da wird mir noch bewußter wie hoch wir da gerade sind und daß wir an der Kante entlang laufen. Ich breite die Arme aus, freue mich so unsagbar über das erreichte und fliege nahezu den Berg herunter. Die Photos später zeigen, daß es tatsächlich endlich mal ein Bild mit Flugphase von mir gibt. Yes I can. Ich laufe weiter, suche mir immer wieder jemanden vor mir, den ich zwingend überholen will und arbeite mich so nach vorne. Die Knie halten auch dieses Mal bei noch mehr Unebenheiten und bergab. Ich blicke auf die Uhr und überlege ob ich unter 1:30:00 ins Ziel kommen könnte... am Ende steht 1:30:47 auf der Uhr. Auch ok. Den Zielsprint hab ich mir geschenkt. Es hat gereicht, es war ein tolles Erlebnis, sprinten ist nicht meines und die Zeit ist eh mit nichts zu vergleichen, was ich je gemacht habe.
3. Tag: Beachrun Erster Gedanke "Super, nur 5 km heute". 2. Gedanke: HILFEEEE, Strand, lockerer Sand, der Blick auf den Flutkalender hat mir ja schon gezeigt, daß es auflaufendes Wasser geben wird. Ich sehe mich schon mit nassen Schuhen durch tiefen Sand stapfen und länger brauchen als für den 10 km Lauf vom ersten Tag. Klar, das nächste Rennen ist das schwerste... Bei der Warmup-Gymnastik versinke ich als Bewegungslegasteniker in Depressionen und überlege mich in den Sand einzugraben. Das Video auf Youtube hat es leider auch noch festgehalten. Danach kam die Siegehrung der AK-Sieger vom Vortag und ich bin schon mit der Kamera gewappnet. Irgendwann ging es dann auch los mit dem Startschuß in den Sand. Start am Strand von Los Pocillos in Puerto del Carmen. Lockerer Sand, dann runter zum Meer. Dort ist eigentlich fester Sand, wenn nicht vorher das gesamte Feld den Strand kaputt getreten hat. Und warum hab ich das Problem? Weil ich hinter her laufe. Tja, blödes Schicksal, aber so ist es. Ich laufe mit Spaß über den Strand, freue mich an den irritierten Blicken der morgendlichen Badegäste und die kurzen Phasen im lockeren Sand sind überschaubar - im oberen Strandbereich sind es feste Sandwege. Zweimal das ganze (der Sand wird nicht fester, wenn alle drüber laufen...) und dann ins Ziel. 0:33:39. Auf die Zeit hatte ich nicht groß geachtet. 5 km Straße wäre was anderes, aber sowas ist ja einmalig. Ich hatte zwar den Bikini im Rucksack, aber dann doch keine Lust noch planschen zu gehen. Also den nächsten Lauf abhaken und anfange Sorgen um den nächsten Lauf zu machen.
4. Tag: Halbmarathon "La Vuelta de Tinajo" Ich war morgens total durch den Wind. Halbmarathon... Wann bin ich den letzten Halbmarathon gelaufen? Im letzten Jahr! Flach. Straße. Regnerisches Deutschland. Und heute? Die meiste Strecke im Gelände, Lava, Wind, Sonne... naja, das hatten wir ja schon. Beim Start hinter der Kirche in Mancha Blanca ist es relativ frisch. Ein Regenbogen über La Santa zeigt, daß es irgendwo geregnet haben muß. Pauline Curley erklärt mir, daß wir alle müde wären und alle froh, wenn das heute vorbei ist. Da bin ich ja beruhigt, daß selbst eine Frau wie sie so denkt.
Kenneth Ansprache (ich tippe auf "no accident, no accident, no accident" ist heute dank ausgefallenem Mikrophon heute bei mir nicht zu hören, aber als die Leute vor mir loslaufen, laufe ich auch los. Keine Zeitnahmematte auf dem Parkplatz, anscheinend gibt es heute keine Nettozeiten. Egal. Auch so eine Halbmarathon ist mit nichts vergleichbar und irgendwas rund um 2:30:00 fände ich für heute sehr erstrebenswert. Wir laufen los, Straße durch Mancha Blanca und irgendwann geht es wieder ins Gelände. Die Strecke zieht sich sanft nach oben, traumhafte Landschaft. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Ein Teil der Strecke wird zweimal gelaufen - dank der Streckenbeschilderung weiß man also schon wo man später nochmal vorbei kommt. In einer längeren Bergabpassage mucken meine Knie deutlich. Ich lege eine meiner Patellarsehenbandagen an, die ich zur Sicherheit am Gürtel hängen hatte und laufe damit weiter. Auch auf der Strecke mußte ich auf in ein der auf der Insel so spärlich vorhandes Gebüsch bevor ich entspannt weiterlaufen konnte. Na gut - wenigstens hab ich den 5 km-Lauf ohne Pause geschafft. Zurück auf der Teerstraße komme eine deutlich anziehende Passage, die nach einer Kreuzung in eine noch deutlich steigenderes Wegstück übergeht. Hier entscheide ich mich dann irgendwann zu gehen, so daß mein bisher ganz ansehnlicher Kilometerschnitt leider den Bach runter geht. Die zweite Bandage wird angelegt, da nun auch das zweite Knie nicht mehr will. Der Wind kam frontal von vorne, ich hatte das Gefühl ich werde einfach den Berg wieder runtergeschoben. Gegenstromanlage für Läufer. Hurra. Den Berg und Wind und ich kann direkt vor der Haustür laufen ohne das Grundstück zu verlassen. Oben war die Welt aber wieder in Ordnung und es ging in die nächste Runde. Es kam der Abschnitt, den wir schon mal gelaufen sind und dann wieder ab ins Gelände. Die Rillen der ausgewaschenen Lavapiste laufen sich blöd - ich profitiere von einer vor mir laufenden Läuferin bei der ich mir abschauen kann, wo der Weg etwas besser wird. Bergablaufen geht wieder und irgendwann kann ich sogar wieder überholen. Gerade als ich mich frage, wo der starke Wind hin uns und daß ich dringend kühlen muß, weil ich merke wie ich anfange zu überhitzen fängt es sacht an zu regnen. So laufe ich meine letzten Kilometer statt mit Wind und Sonne jetzt mit Regen. Aber es war gut so und danke der morgens verpaßten Begrüßung wurd denn erst kurz vor Ziel klar, daß auch dieses Mal wieder der letzte Kilometer an der Lagune entlang durch den Club geht und dann wieder der Anstieg hoch zur Stadionrunde gelaufen werden muß. Naja - auch schon egal. Ich hab den Straßenlaufen geschafft, den Ridgerun und den Beachrun und habe hab jetzt den Halbmarathon fast durch - da werde ich mich doch von so einem blöden steilen Pflaster nicht abhalten lassen die Challenge zu beenden. Also wieder rein, lächeln, Berg hoch, Stadionrunde (das müssen viiiiel mehr als 400 m sein...) und dann ins Ziel. 2:23:14. Wow - und das bei der Strecke.
Im Ziel darf ich das erleben, was vor mir vermutlich schon Millionen Sportler erleben durften: Kenneth schüttelt mir die Hand und gratuliert mir zum Finish. Ein absolut beeindruckender Mann und schön zu sehen, daß es ihm besser geht als in den früheren Jahren.
Es gibt eine riesige Medaille, noch ein wenig Verpflegung und die Challenge ist geschafft.
2000 bin ich im Mai dort zum ersten mal 6 km gelaufen. Damals die absolute Herausforderung für mich, aber ich hab es geschafft. Und heute nun die 28. International Running Challenge.
Am Abend gab es dann noch Siegerehrung und Party im Club und ich kann endlich mal wieder tanzen. Toller Abend, irrer Start in den Urlaub. Aber gar nicht schlecht statt 4 Tage herumhängen gleich mal das volle Programm und sagenhaft schöne Läufe in traumhafter Umgebung.
Hat Spaß gemacht. Auch wenn ich nichts gewonnen habe - außer de Gefühl es geschafft zu haben, Dinge geschafft zu haben, von denen ich nicht dachte, daß ich es kann. Und über vier Tage lernt man jede Menge Menschen kennen.
Wie Frank schon geschrieben hat gibt es bei Youtube ein Video auf dem man einen Eindruck vom Rennen bekommt.
_________________ 06.05.2012 Caldera Blanca 12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon * 25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth
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