Titeljagd
- Kann der Lange auch lang ? -
Letzten Sommer habe ich an meinem ersten richtigen Freiwasserschwimmen teilgenommen. Hundert Leute, rein in einen traumhaft schönen schwedischen See, wirklich nur Schwimmen, anschließend kein Rad fahren, man kann und muss im Wasser mal alles raus hauen. Erlaubt sind eine Badehose, die über den Knien enden muss, eine Badekappe, wer friert darf noch seine eigene unter ziehen, und eine Schwimmbrille. Noch nicht mal eine Uhr ist ist erlaubt, man könnte ja sonst seine Geschwindigkeit einschätzen. Seit dem bin ich Fan, auch wenn meine schwimmerischen Stärken nicht so sehr auf den langen Strecken liegen. Bei einem Wettkampf im Becken springt man rein, ballert was das Zeug hält und ist dann fertig, gerade wenn es so richtig eklig wird. Bei einer etwas längeren Strecke hält man sich idealerweise anfangs etwas zurück, um sich dann auf den letzten paar Bahnen die Kante zu geben. Bei einem Freiwasserwettkampf wird es demgegenüber richtig interessant: Wegen der Sache mit dem Wasserschatten taktiert man da ungefähr wie bei einem flachen Radrennen, inklusive Schlussspurt und Gruppenbildung. Nur, dass man in der Regel keine Idee davon hat, wer denn da vor einem schwimmt, und vor allem wer sich da hinter einem versteckt. Und im See gibt es in der Regel auch keinen schwarzen Strich am Boden, was auch für zusätzliche Unterhaltung sorgen kann.
Bei den Bezirksmeisterschaften vor kurzem hat mir Andreas L. erzählt, dass er die ersten Bezirksmeisterschaften im Freiwasser organisiert hätte, und ob ich nicht Lust hätte, da auch mit zu machen? Das war keine Frage, zumal mein Hauptwettkampf in diesem Jahr ja eine etwas längere Strecke sein wird. Es gab 2,5km und 5km, da ich mir noch etwas Luft nach oben lassen wollte (und ehrlicher weise auch keine Lust hatte, mich blau gefroren in ein Boot ziehen lassen zu müssen;-), habe ich dann bescheiden für die zwofünf gemeldet. Als ich das Meldeergebnis sah, stellte sich das als gewiefte Entscheidung raus: Ich war der einzige Starter in meiner Altersklasse, der Titel war mir sicher. Wenn die ganzen Luschen nicht kommen, weil sie Angst vor kaltem Wasser haben, oder weil es den alten Säcken zu weit ist... Pöh, was zählt ist auf dem Paltz, Ha! Und wenn ich gute Füße erwischen würde – die Startfelder waren doch sehr übersichtlich, deshalb waren alle Wettkämpfe über die 2,5km in einen Lauf gesteckt worden – wollte ich auch eine Zeit schwimmen, mit der ich Keko mal ein wenig Angst machen könnte.
In den letzten Tagen war hier richtig gutes Sommerwetter. Nach einer sehr hektischen Anreise am Samstag Morgen mit Abholung der Startunterlagen 20 Minuten vor dem Start– das Generve in den letzten Tagen hatte erst zu Schlaflosigkeit und dann um drei Uhr Nachts zur Leerung einer Flasche „Schlafmittel“ geführt – wurde ich sehr enttäuscht: Die offizielle von den Schiedsrichtern gemessen Temperatur betrug 19,5°C, und das ohne Neo... Das hatte ich nun davon, dass ich bei den richtigen Schwimmern mit plantschen wollte.
Ich ging als einer der ersten ins Wasser an die Startleine, damit die Schnappatmung Zeit hatte, bis zum Startschuss aufzuhören. Das tat sie auch. Dann würde der Rest vom Plan ja wohl auch funktionieren: Schnell los schwimmen, aus dem Pulk rauskommen, sich an gute Füße hängen, 2300m Körner sparen, fulminanter Endspurt tolle Zeit, alles ganz einfach.
Start, und los! Auf den ersten Metern bleibt es voll... Äh ja, so ist das eben bei den Schwimmern, die können das auch alle. Ok, das sind wohl die ganzen Jungspunde aus der offenen Klasse, lass die mal machen. Bis zur ersten Boje sind es 450m. Als die in Sicht kommt, hänge ich immer noch in einem Pulk. Zwischen zwei Frauen... Brust raus und los. Ja nüscht is... „OK, alter Mann, jetzt lass mal den Gockel stecken, und häng Dich dran. sehr bald wurde mir klar, dass meine tolle Taktik für die Füße war: In der restlichen Zeit war ich voll damit beschäftigt, an der Gruppe dran zu bleiben. Mit dem fulminanten Endspurt würde es wohl nüscht werden. Aber DAS würde eine Zeit geben... Die ganze Zeit volles Rohr und im Wasserschatten, haha!
Die Ergebnisliste war zunächst enttäuschend, 41:38. Da hatte ich mir ehrlich mehr ausgerechnet. Und ich war auch im Freiwasser schon deutlich schneller unterwegs gewesen. Was waren die anderen denn so geschwommen? Hm, der Sieger insgesamt 'ne 36. Den Vogel kannte ich doch vom Stichkanalschwimmen im letzten Jahr. Da hatte der 13,5km in 3:08 abgerissen. Das passte doch nicht so richtig... Nur rund fünf Minuten hinter diesem Tier – eigentlich ein schmächtiges Bürschchen – und 15. insgesamt, damit konnte ich dann doch leben. Das muss doch reichen, um Keko ein wenig Angst zu machen!?

Vor dem 5km Rennen wurde ein Triathlon gestartet. Eine schöne Idee, diese beide Veranstaltungen zusammen zu legen. Für die 700m hatten die auch alle einen Neo an. Das gab einiges Gejohle ("Ah! Kalt!...") Einer kam sogar noch mal aus dem Wasser um seine Freundin noch mal zu umarmen und zu erfrischen, die dann auch prompt los kreischte ("Iiihhh, lass mich, ist das kalt!...") Ich sach da nix zu
