Die CAR-Verschwörung
- Sie wollen töten, aber sie kriegen mich nicht -
Ich fahre viel Rad. Nein, ich meine jetzt nicht den Spocht, sondern einfach die Benutzung des Rades, um möglichst schnell von A nach B zu kommen. Eigentlich eignet sich Browntown ganz gut dafür. Wenn ich da beispielsweise meinen täglichen Weg zur Arbeit nehme. Mit dem Auto steht man da an J! D! E! R! Ampel, und überschlägt dann vor Langeweile schon mal, wie viele Wochen seines Lebens man schon mit Herumstehen vor diesen geistlosen Automaten verbracht hat. Auf dem Rad hingegen bin ich zumindest so schnell auf Schicht wie mit dem Auto. Das liegt zum Einen daran, dass die CDU hier verstanden hat, worauf es in urbanen Ballungsräumen – Wir Browntowner halten unserer Heimat tatsächlich für eine Großstadt, weil in 100km Umkreis nur plattes Land vorhanden ist;) - ankommt: Man gibt sich Grün, und fördert den Radverkehr mit jeder Menge „Fahrradstraßen“ – von denen keine Mensch weiß wofür sie da sind, da sie nach wie vor von Autos benutzt werden dürfen, und sich somit nichts ändert – und mit abgesenkten Furten, die das Überqueren des vierspurigen „Rings“ an vieles Stellen sehr erleichtern, da man immer nur eine Fachtrichtung überqueren muss. Es gibt natürlich trotzdem noch viel Ecken, in den Radfahrer bei der Planung schlicht nicht vorgekommen sind. Einer der größten Geniestreiche ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die Einmündung in den besagten „Ring“ gegenüber der Mensa. Bei rund 15.000 Studenten hier in der Stadt kommt dort so gut wie nie ein Radfahrer vorbei. Deswegen ist an dieser Stelle auch keine legale Möglichkeit für Radfahrer vorgesehen, den Ring zu überqueren. Solche Perlen der Verkehrsplanung verzeiht oder vergisst das grünliche Gewissen des Bürgertums aber gerne, und hat das ehemalige NPD Mitglied schon einmal in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt.
Solche Widrigkeiten umfahre ich als spochtlicher Radfahrer dann einfach - ein paar zusätzliche Meter sind ja eigentlich willkommen- und freue mich dran, dass ich auf dem Weg zur Arbeit nur eine anstatt elf(!)Amplen im Weg habe, und dass ich ca. 2/3 des Weges durch wirklich schöne (und teure...) Gegenden am Fluss entlang fahre, der den alten Stadtkern umschließt. Noch besser ist das auf dem Weg von der Arbeit zur Schwimmhalle, ein Weg, den ich auch fast täglich zurücklege. Mit dem Auto habe ich für die ungefähr fünf Kilometer schon länger als eine halbe Stunde gebraucht, weil ich da auf einer der Ausfallstrecken im Feierabendstau stecke. Mit dem Rad ist es sogar ein wenig kürzer, ich brauche in der Regel etwa zehn Minuten, und ich fahre zu 80% durch Parks.
Es könnte so einfach sein. Ist es aber nicht.
Denn Radfahren ist gefährlich, besonders in der Stadt. Ich bin glücklicherweise noch nie bei einem Zusammenstoß mit einem Auto verletzt worden, weil das so selten passiert. Denn das Risiko eines Zusammenstoßes lässt sich extrem verkleinern, wenn man in Gedanken erst mal alle KFZ mit einem großen gelben Aufkleber versieht, auf dem drei schwarze Kreise zu sehen sind. Die Lenker dieser Fahrzeuge biegen unvermittelt rechts ab, am besten ohne langsamer zu werden oder ihren Schwung durch die Betätigung des Blinkers zu behindern. Sie kommen aus Parklücken und Einfahrten, warten, sehen einen an, und fahren dann los, wenn man dicht genug für eine Vollbremsung herangekommen ist. Und sie haben immer Vorfahrt, Radfahrer nie. Diese Sehbehinderung ist nicht schön, manchmal sehr nervig, macht manchmal auch sehr wütend, aber
sie ist leicht zu erklären. Dieses Risiko meinte ich nicht.
Nein, ich meinte die Kandidaten, die offensichtlich töten wollen. Deren Ziel es ist mit gezielten Akten des Terrors die Straßen von dem lästigen
Ökogezuppel zu säubern, damit freie Bürger endlich wieder überall freie Fahrt haben. Denn ihr Auto fährt ohne Wald, sie bezahlen Steuern, und dieses
nichtsnutzige Ökogesindel, diese
angeberischen Spochtler nicht. Sie haben sich im Geheimbund CAR (
Crasht
Alle
Radfahrer!) vereinigt, um wieder für Ordnung zu sorgen. Sie überholen in Einbahnstraßen mit weniger als einem halben Meter Seitenabstand, auch wenn man sein Kind auf dem Trailerbike dabei hat. Sie donnern einem beim Linksabbiegen mit unverminderter Geschwindigkeit 30cm vorm Vorderrad vorbei, wenn man schon über den Mittelstreifen hinaus ist. Und sie überholen einen, entdecken einen Parkplatz, legen eine Vollbremsung hin, hauen den Rückwärtsgang rein, und erwischen einen dann in voller Fahrt rückwärts. Weil man es leider nicht rechtzeitig geschafft hat, abzuspringen und zu fliehen, sitzt man dann leicht lädiert und sehr schockiert nach eine Salto vorwärts auf dem Autodach. Ich habe mich immer gefragt, wo die CAR-Verschwörung ihre Ausbildungscamps hat, wo sie ihren Nachwuchs rekrutiert. Seit heute morgen kenne ich die Antwort. Ich weiß um den Hort des Bösen.
Heute morgen fuhr ich auf einer der oben erwähnten Straßen an der Oker antlang. Weil es dort so eng ist ist, dass zwei Autos nicht aneinander vorbei passen, ist dort nur 30 erlaubt. Und weil sehr viele Radfahrer diesen Weg nutzen – ich bin wohl nicht der einzige, der es schön findet, dort lang zu radeln- ist es eine von diesen (sinnlosen) Fahrradstraßen. Plötzlich kommt mir auf meiner Seite ein Auto entgegen geschossen, ein absoluter Alptraum, keine Chance auszuweichen! Der Wagen ist dabei, einen mir entgegenkommenden Radfahrer zu überholen, auch den Abstand zu dem würde ich mal als grenzwertig bezeichnen. Mich hat er dabei komplett übersehen, heimtückischerweise hatte ich mich in einer Linkskurve versteckt.
Es war ein Fahrschulauto mit Schüler.
Nun kenne ich das geheime Ausbildungslager von CAR.