Letzten Samstag hatte ich meinen ersten Wettkampf dieses Jahr, meinen 'geliebten' Liechtensteinmarathon... 42 Kilometer garniert mit 1800 Höhenmetern, welch eine Freude
. Vor allem, wenn ich meine Vorbereitung anschaue... So wenige Kilometer wie dieses Jahr hatte ich schon lange nicht mehr in den Beinen. Dafür proportional gesteigert das Gewicht...
Hatte mir zwar Mühe gegeben, so zBsp. in den Ferien trotz AI dass zweite Ziel 'keine Gewichtszunahme' erreicht, aber das Overallziel einer Reduktion per Anfang Juni deutlich verfehlt.
So fing bereits der Freitag mit einem Erfolgserlebniss an. Die Waage zeigte immer noch Ü88 an, ein klarer Beweiss, dass Triathlon dick macht
! Dabei bin ich dieses Jahr sogar doch schon das eine oder andere mal schwimmen gewesen, damit ich nicht ertrinken werde bei allfälligen Tri Wettkämpfen...
Dermassen gut vorbereitet hiess es dann Samstag früh um 6 mit dem Zug von Kloten nach Liechtenstein zu reisen. Hat den Vorteil, dass man in Ruhe frühstücken kann und sich gegenseitig versichern kann, wie schlecht man vorbereitet ist und welche Ziperlein man mit sich trägt
. Wobei ich im Nachhinein diesbezüglich klar gewonnen hatte, denn ich war letzter unserer Gruppe...
Nach der Startnummerausgabe das Gepäck aufgegeben und schon war es Zeit, dass jahrelange Ritual abzuhalten: Einen Powerbar und ein Redbull eine halbe Stunde vor dem Start. Der erste Schreck: Das Redbull war zu Hause im Kühlschrank geblieben... Dass fängt ja toll an...
So ging's dann um 09.00 halt ohne Flügel los. Wetter war optimal, leicht bedeckt, hätte für mich sogar 2-3 Grad kühler sein können. Die ersten 10 Kilometer führen flach dem Rhein nach. Dann gehts nach Vaduz rein, beim 2ten Verpflegungsposten das erste Gel reingehauen. Nach dem Hungerast letzten Jahres hatte ich dieses Jahr 5 Gels dabei. Es hat zwar wirklich genügend Verpflegungsposten, aber beim Laufen sind Gels einfach am praktischsten, und die hat's nicht an allen Posten, also genügend Bordverpflegung dabei...
Und dann geht's richtig los... auf den folgenden 10 Kilometer sind gut 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Diese Jahr aufgrund der Rahmenbedingungen eine andere Strategie gewählt: Im flachen gaaaaanz locker, damit's im steilen Gelände nicht allzu schlimm wird... Und tatsächlich ging's gar nicht mal so übel, so sollte ich auch noch richtig fit sein für den anschliessenden Abstieg. Denn runter wollte ich meiner Masse freien Lauf lassen... Allerdings wurde dass Wetter während dem Aufsteig schlechter und schlechter bzw. wir sind in den Dunst gelaufen. Es wurde kühler und kühler, leichter Niesel und langsam konnte ich es nachvollziehen, wie Echsen es geniessen müssen, morgens auf einen Stein zu kriechen und die wärmende Sonne zu geniessen...
Die Beine waren nicht mehr so locker dank der Kälte , als dann der Absteig kam. War aber nicht so schlimm, denn scheinbar hatte es in den Tagen zuvor doch das eine oder andere mal geregnet. Und da auch Kühe diesen Weg benutzen, war er in einem entsprechenden Zustand. Oder anders gesagt: Crosslauf pur... Und natürlich nicht einfach Dreck, nein, mit so viel Lehm darin, dass es einem die Schuhe ausgezogen hat... also nix der Masse freien Lauf lassen... Kurz bevor der Weg wieder besser wurde, höre ich plötzlich ein 'heh IP Man' (ein Kumpel, ist Ami, lebt seit langem in der Schweiz, hatten mal eine Diskussion wegen Barsch/Flussbarsch und nachdem er auch seinen ersten IM gemacht hat, sind wir nun
Iron
Perchs...). Was macht den der unter einer Decke da ? Und wieso ist der nicht viel weiter ? Es lief ihm nicht so gut, hat sich schon mit dem Gedanken getragen, bei km25 auzusteigen (dort trifft man kurz wieder auf die Zivilisation), nicht gut aufgepasst, ausgerutscht... Er hat dann die Nacht im Spital Vaduz verbracht, Bänder gerissen und was gebrochen...
Nach ein paar aufmunternden Worte musste ich weiter, bevor ich in Kältestarre verfiel... Es nieselte ein bisschen stärker, als ich das Zwischenstück in Angriff nahm. Oh bitte nun nicht Regen und 10 Grad
, bereue eh' schon, dass ich nicht lange Hosen angezogen habe... Nun geht es so 7-8 Kilometer immer ein bisschen mehr rauf und weniger runter, nicht sehr extrem, und da ich mich zu Beginn zurück gehalten hatte, konnte ich im Gegensatz zum letzten Jahr praktisch immer rennen. Ist ein sehr schöner Abschnitt, den man vor allem im hinteren Bereich laufend super genissen kann, tolle Landschaft und manchmal eben das Gefühl, man sei alleine dort...
Ein anderer Bekannter, der in Liechtenstein wohnt, konnte dieses Jahr nicht teilnehmen und ist die ganze Zeit mit dem Bike auf der Strecke gewesen. Scheint's kam ich in diesem Abschnitt meinen anderen Kumpels wieder näher, es wurde auch wieder wärmer, fühlte mich einigermassen gut, regelmässig Gels eingeworfen. Er meinte auch, ich sehe nun besser aus, im ersten Anstieg hätte er schon schlimmes befürchtet
Tja, bis dann... ...der Kilometer 33 kam... Wie sagt man so schön, dann fängt der Marathon erst an... in Liechtenstein heisst es dann aber, nun kommen nochmals gut 400 Höhenmeter zum kraxeln, natürlich nicht regelmässig verteilt... auf den nächsten 2 Kilometer geht es so brutal hoch, da ist zum Teil sogar das gehen schmerzend... Wenn man dann an der Alphorn spielenden Frau vorbei oben auf der Krete ist, Verpflegung geniessen, Rundblick geniessen und beim runterschauen ins Tal denken, boah eh, brutal, was wir da hoch gingen...
Dann geht's runter in den Talkessel von Malbun, wo das Ziel liegt. Die Beine protestieren mächtig beim laufen, geht relativ steil runter und die gut 88 kg verlangen ihren Tribut beim abbremsen der Masse... Der Magen fühlt sich ein bisschen komisch an, ist aber auch kein Wunder bei dem, was ich reingestopft hatte am vorherigen Verpflegungsposten. Und da es dort oben wieder relativ kühl war und immer frisch nachgeschenkt wurde, hatte es noch viel Kohlensäure in der Cola, aber die wurde nun gut durchgeschüttelt so dass der Druck auf dem Magen schnell nachliess...
Dann kommt der mental brutalste Teil der Strecke. Knapp 5 Kilometer vor dem Ziel läuft man im Talkessel unten an Malbun vorbei. Luflinie vielleicht 500 Meter zum Ziel. Man hört den Speaker. Riecht die Würste vom Grill. Ein Hauch von Hopfensirup in der Luft. Und muss vorbeilaufen, um den ganzen Talkessel rum, selbstverständlich nochmals hoch/runter/hoch/runter...
Auf diesen 5 Kilometern kam es dann brutal zum Ausdruck, dass ich schlecht-möglichst vorbereitet war. War verdammt langsam, und so war es klar, als es Richtung Ziel ging, neue persönliche Schlechtestzeit... nach 5 Stunden und 13 Minuten hatte die Schinderei dann ein Ende... darf ich das wenigstens im Sommercup als Training eintragen ?
Gab ein wirklich gutes (schön, funktionell) Finisher Shirt, wie immer was kleines von Svarofski oder wie die heissen. Leider war es aber so garstig und kalt, dass ich für die Zielverpflegung nicht anstehen mochte. Hätte schon gerne noch ein paar Pommes gegessen, so blieb halt nur Isoplörre...
Nach der warmen Dusche war es dann Zeit für ein erstes Fazit: Organisation toll wie immer
, für alles andere selber Verantwortlich
. Oder anders gesagt: Es ist noch nicht aller Tage Abend, ich komme wieder, keine Frage... aber vielleicht ein bisschen leichter, ein bisschen besser trainiert...
PS: Der Sieger hat einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Sub-3, der helle Wahnsinn...
Naja, ist ja auch ein Profibergläufer, wenn ich so....
PSPS: Stelle keine Pix rein, wenn ihr (m)eine Tonne rennen sehen wollt, sollt ihr wenigstens eure graue Masse ein bisschen anstrengen dafür...