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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 06:19 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:
Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung stellt allerdings jenseits der anekdotischen Erfahrung für die ca. 9 % Privatschulen, in denen maßgeblich neue Ansätze umgesetzt werden, nicht nur keinen Leistungsnachteil, sondern einen kleinen Leistungsvorteil fest. Im Detail kannst Du das je Schultyp dort nachlesen.

Auch da hätte ich gerne die Studie.
Keko beschreibt doch genau, welche Klientel in Privatschulen ist. Sorry, da wird jedes Unterrichtskonzept funktionieren.

Ich habe mal gelernt, dass man die Unterrichtsmethode nach dem Inhalt wählen muss und nicht den Inhalt nach der Methode...eine Methode durchzusetzen, ohne auf den Inhalt zu achten, funktioniert nicht und sorgt auch für keine guten Lernergebnisse. Hab keine Studie dazu, nur mein persönlicher Eindruck.

Ich stimme Dir ja zu (auch wenn ein falscher Eindruck entstehen sollte), dass es einen "Change" geben muss. Es passt nur kein Change, der dogmatisch durchgesetzt wird.
Behaltet Dinge, die gut funktionieren (und das sind eine Menge) und ändert das, was nicht funktioniert. Schaut euch erst die Schüler an - was bringen sie mit? - dann entscheidet, was ihr machen wollt/müsst.
Amen ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 06:38 
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Die Emu-Maus
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Das diese unglaubliche Freude am Lernen und Fragen durchgebremst wird,
liegt auch oft an den Mitschülern.
Es ist nicht cool, etwas machen und lernen zu wollen -
Die Streberin Hermione nervt - egal ob sie dafür arbeitet oder es ihr zufällt.

Deswegen war die Studentenzeit dann so genial :yo:
Plötzlich wurde man nicht schräg angesehen, wenn man was lernen und leisten wollte und konnte :yo: . Endlich wollten die anderen um einen rum auch,
und man musste es nicht mehr verstecken, oder sich zurückhalten, damit andere auch mal drankommen konnten.... :ja

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Leidenschaft meistert jede Krise. Est-ce qu'il sont fous, les français?
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und was davor geschah... runningmaus 2012: Kopf hoch!


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 07:46 
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Nils hat geschrieben:
Ich habe mal gelernt, dass man die Unterrichtsmethode nach dem Inhalt wählen muss und nicht den Inhalt nach der Methode...eine Methode durchzusetzen, ohne auf den Inhalt zu achten, funktioniert nicht und sorgt auch für keine guten Lernergebnisse. Hab keine Studie dazu, nur mein persönlicher Eindruck.


Als Nachhilfelehrer bekommt man ja auch so einiges mit. Und zwar wundere ich mich z.B., welche Unterschiede es bei der Unterrichtsgestaltung gibt: Der eine Lehrer diktiert nur und schreibt gar nichts auf die Tafel. Der andere hat ein druckreifes Tafelbild, nummeriert ordentlich jedes Kapitel und unterstreicht sogar Überschriften. Der Nächste verteilt uralte Aufgaben und Übungsblätter. Der andere lässt im Unterricht Youtube-Videos anschauen. Wieder einer hält sich streng ans Buch und macht die Übungsaufgaben daraus (finde ich am besten). Ebenso bei den uneinheitlichen Korrekturen. Und weshalb manche Lehrer ihre Klasse jahrelang mit Notenschnitt 2.x durchbringen und andere permanent mit 4.x, finde ich auch diskussionswürdig. Meines Wissens ist Intelligenz normalverteilt. Mein persönliches Fazit: es hängt sehr viel an der Person des Lehrers.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 07:51 
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Oranje-Emu
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keko hat geschrieben:
. Mein persönliches Fazit: es hängt sehr viel an der Person des Lehrers.

Stimmt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 07:52 
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Oranje-Emu
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runningmaus hat geschrieben:
Es ist nicht cool, etwas machen und lernen zu wollen -

Stimmt auch. Das Problem ist halt vielschichtig....

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 08:02 
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MD Emu

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runningmaus hat geschrieben:
Das diese unglaubliche Freude am Lernen und Fragen durchgebremst wird,
liegt auch oft an den Mitschülern.
Es ist nicht cool, etwas machen und lernen zu wollen -
Die Streberin Hermione nervt - egal ob sie dafür arbeitet oder es ihr zufällt.

:ja


Da stimme ich Dir zu. Nur woher kommt diese Haltung?

Kooperative und egoistische Haltungen haben wir beides in uns angelegt, in den ersten Lebensjahren mit einer höheren Präferenz für Kooperation. Und dann wird die kooperative Haltung (und Verhalten) zunehmend in der Schule weg-sozialisiert. Mit dem Schulaustritt bleibt dann eine deutlich höhere Präferenz für die egoistische Haltung. (und Verhalten).

Und später wird in den Unternehmen wieder viel Geld in "Teamfähigkeit" und "Teamtrainings" investiert, damit wir wieder mehr Kooperation bekommen, weil Teamarbeit der Einzelarbeit überlegen ist ...


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 08:14 
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MD Emu

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[quote="Nils"]
Du versuchst Gruppenprüfungen durchzusetzen? Wäre für mich als Schüler katastrophal gewesen. Du willst doch das Individuum fordern und fördern? Dann musst Du verschiedene Prüfungsarten (schriftlich, mündlich, Gruppe) anbieten. Wenn es im Sinne der Schüler "fair" sein soll, dann müssten die Prüfungen gleich schwer sein (was ich für nicht praktikabel halte). Was willst Du in den Gruppenprüfungen denn prüfen? Gibt es eine Note für alle? Gibt es individuelle Noten? Sollen die Schüler sich selbst bewerten? Willst Du die jeweiligen Stärken bewerten? Willst Du die Entwicklung der Schwächen bewerten? Willst Du den Prozess bewerten? Willst Du das Ergebnis bewerten? Wie benotest Du jemanden, der in einer motivationslosen Gruppe ist?...(das nur ein paar Gedanken, die ich in/vor jedem "Gruppen"unterricht habe und auf die ich NIE eine zufriedenstellende Antwort finde)...

Servus Nils!

Sind dies nicht genau die Fragen, die sich im späteren Arbeitsleben in Gruppen stellen? Wie werden individuelle Leistungen in Gruppen erbracht, gefördert, gehemmt, wer hat welchen Anteil daran etc.? Und wie werden sie bewertet, entlohnt, wertgeschätzt, kritisiert etc.? Genau das sind die Fragen, die sich stellen. Dann ist es doch eine gute Idee sich genau diesen Fragen auch schon in der Schule zu stellen, wenn die Schule auf "das Leben" vorbereiten soll, oder?

Fairness macht sich übrigens nicht allein am Ergebnis fest (Ergebnisfairness), sondern auch am Prozess (Prozessfairness) und mit diesem Blickwinkel kann sehr wohl eine Gruppenleistung in der Schule designed und bewertet werden. Nicht überall und immer, dort wo es passt. Ist halt ein bissl mühsamer, als das alte Paradigma der Bewertung individueller Wissenwiedergabe.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 08:59 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:
Servus Nils!

Sind dies nicht genau die Fragen, die sich im späteren Arbeitsleben in Gruppen stellen? Wie werden individuelle Leistungen in Gruppen erbracht, gefördert, gehemmt, wer hat welchen Anteil daran etc.? Und wie werden sie bewertet, entlohnt, wertgeschätzt, kritisiert etc.? Genau das sind die Fragen, die sich stellen. Dann ist es doch eine gute Idee sich genau diesen Fragen auch schon in der Schule zu stellen, wenn die Schule auf "das Leben" vorbereiten soll, oder?

Fairness macht sich übrigens nicht allein am Ergebnis fest (Ergebnisfairness), sondern auch am Prozess (Prozessfairness) und mit diesem Blickwinkel kann sehr wohl eine Gruppenleistung in der Schule designed und bewertet werden. Nicht überall und immer, dort wo es passt. Ist halt ein bissl mühsamer, als das alte Paradigma der Bewertung individueller Wissenwiedergabe.

Ich wollte wissen, wie Du es konkret umsetzen willst, so dass die Note am Ende auch rechtmäßig Bestand hat. Es gibt ja so viele klagewütige Eltern...
Müsste ich dann nicht auch ungerecht benoten? Im wahren Leben wird der Schaumschläger ja auch häufig bevorzugt?
Prozesse gehen übrigens schon lange in die Notenbewertung mit ein. Auch die individuellen Leistungen während eines Prozesses gehen schon lange in die Noten mit ein (Sonstige Leistungsnote). Ich kann sogar unterschiedlich gute Ergebnisse - gleich bewerten, da z.B. eine "schwache" Gruppe große Fortschritte während des Prozesses macht. Das ist doch alles nichts neues...
Fehler vieler Lehrer ist vielleicht, dass es nicht transparent gemacht wird, so dass den Schülern gar nicht bewusst ist, was für Gedanken sich die Lehrer bei der Unterrichtsgestaltung/Notenvergabe machen. Aber wenn ich alles transparent erklären müsste/würde, dann würde mir diese Zeit für den Unterricht fehlen.

https://www.computerwoche.de/a/teams-li ... ng,3063442
Teamarbeit ist nicht immer die Beste Lösung. Die Mischung machts...

Die Beispiele von Keko sind übrigens totale Negativbeispiele, die es selbstverständlich auch in der Praxis gibt und die ich für völlig fatal halte. Aber diese Lehrer würden in keinem "Konzept" klar kommen...da hoffe ich als Kollege immer, dass sie einfach nicht zu viel kaputt machen...

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 09:49 
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Nils hat geschrieben:
Die Beispiele von Keko sind übrigens totale Negativbeispiele, die es selbstverständlich auch in der Praxis gibt und die ich für völlig fatal halte. Aber diese Lehrer würden in keinem "Konzept" klar kommen...da hoffe ich als Kollege immer, dass sie einfach nicht zu viel kaputt machen...


Ungefähr 3/4 von dem, was ich mitbekomme, ist auch ok. Meistens liegen schlechte Noten am Schüler/Studenten und an den Klassikern:

- in der Schule/Uni nicht aufgepasst
- Hausaufgaben/Übungen nicht gemacht
- keine Ausdauer und und kein Biss beim Lernen

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 10:28 
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Nils hat geschrieben:
Ich wollte wissen, wie Du es konkret umsetzen willst, so dass die Note am Ende auch rechtmäßig Bestand hat. Es gibt ja so viele klagewütige Eltern...
Müsste ich dann nicht auch ungerecht benoten? Im wahren Leben wird der Schaumschläger ja auch häufig bevorzugt?
Prozesse gehen übrigens schon lange in die Notenbewertung mit ein. Auch die individuellen Leistungen während eines Prozesses gehen schon lange in die Noten mit ein (Sonstige Leistungsnote). Ich kann sogar unterschiedlich gute Ergebnisse - gleich bewerten, da z.B. eine "schwache" Gruppe große Fortschritte während des Prozesses macht. Das ist doch alles nichts neues...
Fehler vieler Lehrer ist vielleicht, dass es nicht transparent gemacht wird, so dass den Schülern gar nicht bewusst ist, was für Gedanken sich die Lehrer bei der Unterrichtsgestaltung/Notenvergabe machen. Aber wenn ich alles transparent erklären müsste/würde, dann würde mir diese Zeit für den Unterricht fehlen.

https://www.computerwoche.de/a/teams-li ... ng,3063442
Teamarbeit ist nicht immer die Beste Lösung. Die Mischung machts...

Die Beispiele von Keko sind übrigens totale Negativbeispiele, die es selbstverständlich auch in der Praxis gibt und die ich für völlig fatal halte. Aber diese Lehrer würden in keinem "Konzept" klar kommen...da hoffe ich als Kollege immer, dass sie einfach nicht zu viel kaputt machen...


Das können wir gerne mal im Detail besprechen, wie ich das aufziehen würde und welche Erfahrungen ich aus der Schulhistorie meiner Töchter habe, das sprengt den Rahmen. Deshalb nur so viel, woran ich den Paradigmenwechsel zu Gruppenprüfungen festmachen würde:

Noten? Können wir das nicht erst später bspw. ab der 7., 8. oder 9. Klasse einführen? Noten zu einem frühen Zeitpunkt sind genau der Killer für hirngerechtes Lernen. Es erzieht uns die Lernmotivation ab bzw. ersetzt die intrinsische Motivation, Neugier, Wissbegierde durch Orientierung an extrinsische Belohnungen und erzieht zu Fehlervermeidung. Statt Noten viel wichtiger: regelmäßiges Feedback, ressourcenorienterte Impulse.

Spricht was gegen unterschiedliche Bewertungsperspektiven. Eigeneinschätzung, peer-to-peer, Lehrer, sonstige Stakeholder (wenn es bspw. ein Projekt mit solchen ist)? Spricht was gegen die Diskussion der Bewertungsunterschiede, dass unterschiedliche Perspektiven zu unterschiedlichen Bewertungen kommen, diese Bewertungen oft mehr mit dem Bewertenden, als mit dem zu Bewertenden zu tun hat? Spricht was gegen die Reflexion der Gruppendynamik, dass es verschiedene Rollen und unterschiedliches Engagement dieser Rollen im Prozess gibt? Spricht was gegen die Reflexion über den Umgang mit diesen Unterschieden? usw.

Nimm als Beispiel die Übernahme des "Pausenkiosks" als Projekt für einen Klassenstamm (5.-7. Klasse) mit Vorbereitung, Durchführung für 1 Monat und Nachbereitung. Fächerübergreifend mit Kalkulation, Abrechnung, Nachkalkulation, Gewinnermittlung etc., Durchführung und Auswertung von Kundenbefragungen, Marketingaktionen etc., Projekt in Teilprojekte organisieren (Einkaufen, Vorbereiten, ...), wöchentliches Debriefing, Lernen aus Fehlern, Anpassen aus Lernerfahrungen usw. usw. Das ist natürlich nur 1 Beispiel, es gibt viele mehr. Ich empfehle nochmals die guten Beispiele aus den "Schulen der Zukunft" (link hatte ich geteilt), da wimmelt es nur so von Kreativität. Und die Beispiele sind nicht allein Ausfluss narzisstischen Darstellungsgehabes der Schulleiter.

All das bedeutet natürlich Voraussetzungen in den Rahmenbedingungen und in der Komfortzone aller Beteiligter


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 14:34 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:

Das können wir gerne mal im Detail besprechen, wie ich das aufziehen würde und welche Erfahrungen ich aus der Schulhistorie meiner Töchter habe, das sprengt den Rahmen.

Welche eigenen Erfahrungen hast Du denn? Du sprachst von 4 Jahren und "Professor"...

captainbeefheart hat geschrieben:

Noten? Können wir das nicht erst später bspw. ab der 7., 8. oder 9. Klasse einführen? Noten zu einem frühen Zeitpunkt sind genau der Killer für hirngerechtes Lernen. Es erzieht uns die Lernmotivation ab bzw. ersetzt die intrinsische Motivation, Neugier, Wissbegierde durch Orientierung an extrinsische Belohnungen und erzieht zu Fehlervermeidung. Statt Noten viel wichtiger: regelmäßiges Feedback, ressourcenorienterte Impulse.

Da bin ich voll bei Dir. Man kann die Noten auch gerne ganz abschaffen.

captainbeefheart hat geschrieben:

Spricht was gegen unterschiedliche Bewertungsperspektiven. Eigeneinschätzung, peer-to-peer, Lehrer, sonstige Stakeholder (wenn es bspw. ein Projekt mit solchen ist)? Spricht was gegen die Diskussion der Bewertungsunterschiede, dass unterschiedliche Perspektiven zu unterschiedlichen Bewertungen kommen, diese Bewertungen oft mehr mit dem Bewertenden, als mit dem zu Bewertenden zu tun hat? Spricht was gegen die Reflexion der Gruppendynamik, dass es verschiedene Rollen und unterschiedliches Engagement dieser Rollen im Prozess gibt? Spricht was gegen die Reflexion über den Umgang mit diesen Unterschieden? usw.

Das wird doch schon gemacht...Ich kann mich da nur wiederholen. Ist bei den großen Klassen nur wahnsinnig schwierig - geht aber. Gerade die peer-to-peer Bewertung funktioniert meistens. Oft wollen die Schüler sich aber auch nicht gegenseitig weh tun und vergeben z.B. allen in allen Bereichen die gleiche Punktzahl. Im Wirtschaftleben wäre so ein Verhalten - ich sag mal: ungewöhnlich. Aber ein sehr soziales Verhalten...wie bewerte ich das? Ist es mein Ziel, die Schüler zum sozialen Denken zu erziehen oder zum homo oeconomicus? Bei 24 Kindern in der Klasse, werden 12 Eltern sich für das eine und die anderen 12 für das andere entscheiden. Ich kann natürlich auch dies in der Metaebene ansprechen, aber das wird die Eltern nicht zufrieden stellen...was gibt der Lehrplan her? Was sagt die Schulaufsicht? Was die Schulleitung? Was die Kinder selbst? (will damit mal deutlich machen, dass ich es als Lehrer nicht jedem recht machen kann....)

captainbeefheart hat geschrieben:

Nimm als Beispiel die Übernahme des "Pausenkiosks" als Projekt für einen Klassenstamm (5.-7. Klasse) mit Vorbereitung, Durchführung für 1 Monat und Nachbereitung. Fächerübergreifend mit Kalkulation, Abrechnung, Nachkalkulation, Gewinnermittlung etc., Durchführung und Auswertung von Kundenbefragungen, Marketingaktionen etc., Projekt in Teilprojekte organisieren (Einkaufen, Vorbereiten, ...), wöchentliches Debriefing, Lernen aus Fehlern, Anpassen aus Lernerfahrungen usw. usw. Das ist natürlich nur 1 Beispiel, es gibt viele mehr. Ich empfehle nochmals die guten Beispiele aus den "Schulen der Zukunft" (link hatte ich geteilt), da wimmelt es nur so von Kreativität. Und die Beispiele sind nicht allein Ausfluss narzisstischen Darstellungsgehabes der Schulleiter.

Joa, wird ja auch an vielen Schulen gemacht. Aber auch dies hängt stark vom Lehrer ab, ob es funktioniert. Machen nur einige wenige "schlaue" die Arbeit und die anderen hängen nur ab? Wenn ich solch eine Projektarbeit mache, dann kann ich nicht alles sehen oder nachvollziehen...
Aber bevor es in den falschen Hals kommt. Solche Projekte sind gut. Man muss nur Input und Output in Relation setzen...was sollen die Schüler lernen? Wie man eine Kundenbefragung durchführt? Oder packe ich schüchterne Schüler in die Gruppe, um sie mutig zu machen? Verstecken sich die schüchternen Schüler hinter den mutigen Schülern? Ich kann ja nicht überall dabei sein...

captainbeefheart hat geschrieben:

All das bedeutet natürlich Voraussetzungen in den Rahmenbedingungen und in der Komfortzone aller Beteiligter

Nee, man muss aus der Komfortzone raus! Sonst ändert sich nix...

Verstehe mich nicht falsch. Selbstverständlich muss sich was ändern. Aber von den Lehrern wird verlangt: Ändert was!
Wohin? Sozial? Wirtschaftlich? Woher sollen die Lehrer das alles wissen? Also: Fortbildungen.
Unsere Schule hat für Fortbildungen einen Topf von ca. 4000,-€ - für 130 Kollegen. Was kostet eine professionelle Fortbildung für 20 Kollegen? Da reichen 4.000,- € nicht. Viele Kollegen zahlen ihre Fortbildung selbst. Also Dein Aufruf stimmt: nehmt mehr Geld in die Hand. Und bitte nicht für höhere Gehälter, sondern für die Rahmenbedingungen (Du siehst ich bin nah bei Dir).
Ich widerspreche nur, weil sich in der Theorie alles so einfach anhört, aber in der Praxis selten gut umsetzbar ist.
Wo gibt es an Gymnasien Wirtschaftsfachleute? Leute die Wissen, wie man ein Marketingkonzept schreibt? Die Kundenbefragungen durchführen können? Die im Einkauf gearbeitet haben? Die schon mal ein Projekt durchgeführt haben? Erwartet nicht, dass Lehrer die "allwissende Müllhalde" sind. Für solche Dinge braucht es Fortbildungen...
Du redest von Klassenstämmen. Kein Lehrer lernt im Studium ausführlich etwas darüber, kein Lehrer lernt es im Referendariat. Aber so etwas soll dann umgesetzt werden...
So läuft es übrigens immer:
Einführung von Lernsituationen, Einführung von SOL, Integration von Menschen mit Behinderung, Integration von Flüchtlingen mit ihren persönlichen Problemen, usw. Es gibt keine Fortbildungen, die uns Lehrer über einen längeren Zeitraum "fit" in so was machen. Aber umsetzen sollen wir alles - und möglichst alle Eltern (mit ihren unterschiedlichen Ansichten), Schulleitung, Bezirksregierung, Politik, usw. zufrieden stellen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 20 Sep 2018 18:22 
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MD Emu

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Servus Nils!

Meine unmittelbar eigenen Erfahrungen sind 4 Jahre Hochschule, in denen ich erfahren habe, dass es nur ein "weiter wie bisher" gibt und im Kultusministerium nicht mal vernünftig zugehört wurde, wenn konstruktive Vorschläge (die nicht mal Geld gekosten hätten) gemacht wurden. Und die Teilnahme im "Arbeitskreis Didaktik" der Privatschule meiner Töchter, in denen wir ganz schön viel Neues angeschoben und umgesetzt haben - in der Umsetzung übrigens auch mit viel Engagement und Support der Eltern.

Mittelbar beschäftige ich mich schon seit meiner Dissertation mit der Frage was effektives Wissen und Lernen in den unterschiedlichen Kontexten (Familie, Schule, Hochschule, Unternehmen etc.) ausmachen.

Ich freue mich sehr, Dass es Lehrer wie Dich gibt. Das zeigt, dass es - wenn auch in für mich viel zu kleinen Schritten - weiter geht.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 12 Okt 2018 07:46 
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MD Emu

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Jo Nils, Vielleicht interessant für Dich: https://www.sueddeutsche.de/bildung/stu ... -1.4116139


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 13 Okt 2018 16:05 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:
Jo Nils, Vielleicht interessant für Dich: https://www.sueddeutsche.de/bildung/stu ... -1.4116139

Danke. :) Hab ich gelesen. Interessanter und sehr differenzierter Artikel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 15 Okt 2018 15:50 
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MD Emu
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Wohnort: Gratia Styriae
Nils hat geschrieben:
captainbeefheart hat geschrieben:
Jo Nils, Vielleicht interessant für Dich: https://www.sueddeutsche.de/bildung/stu ... -1.4116139

Danke. :) Hab ich gelesen. Interessanter und sehr differenzierter Artikel.



plus eins

die ersten Prüfungen auf der Uni waren bei mir noch mündlich da kahm man mit mehr Wissen raus wenn die Professoren hielten mit dir ein Zwiegespräch. :applaus

Mensch habe ich das später vermisst :bse


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