captainbeefheart hat geschrieben:
Ich selbst habe übrigens auch 4 Jahre als Professor „im System“ gearbeitet, bevor ich das System reichlich frustriert wieder verlassen habe: Dieselben antiquierten Denkmuster und Rahmenbedingungen. Nicht mal Gruppenprüfungen in dafür geeigneten Fächern waren im Kultusmmnisterium durchsetzbar.
Professor=Uni (mit Schule sowieso nicht vergleichbar)
oder
"Professor"= Schule in Österreich?
Du versuchst Gruppenprüfungen durchzusetzen? Wäre für mich als Schüler katastrophal gewesen. Du willst doch das Individuum fordern und fördern? Dann musst Du verschiedene Prüfungsarten (schriftlich, mündlich, Gruppe) anbieten. Wenn es im Sinne der Schüler "fair" sein soll, dann müssten die Prüfungen gleich schwer sein (was ich für nicht praktikabel halte). Was willst Du in den Gruppenprüfungen denn prüfen? Gibt es eine Note für alle? Gibt es individuelle Noten? Sollen die Schüler sich selbst bewerten? Willst Du die jeweiligen Stärken bewerten? Willst Du die Entwicklung der Schwächen bewerten? Willst Du den Prozess bewerten? Willst Du das Ergebnis bewerten? Wie benotest Du jemanden, der in einer motivationslosen Gruppe ist?...(das nur ein paar Gedanken, die ich in/vor jedem "Gruppen"unterricht habe und auf die ich NIE eine zufriedenstellende Antwort finde)...
captainbeefheart hat geschrieben:
Damit Du weißt, was ich mit Paradigmenwechsel meine: Fächer können doch auch „Herausforderung“ oder „Verantwortung“ heißen, oder?
Die Fächer heißen zwar nicht so, aber das wird doch unterrichtet. Nicht in jeder Stunde und in unterschiedlicher Menge in den Fächern.
Nein...da muss ich nicht schmunzeln. Beispiele habe ich Dir oben genannt (Bsp. Dilemmasituationen). In Politik schreiben unsere Schüler Briefe an Politiker, nehmen an Diskussionen teil, in Religion wird Moral besprochen, was in anderen Fächern wieder aufgenommen wird (Stichwort: Verknüpfung von Wissen), usw. usw.
captainbeefheart hat geschrieben:
Und die Rolle des Lehrers kann doch auf eine Coachingrolle fokussiert werden, die Verantwortung für Lernen damit dorthin allokiert werden, wo sie hingehört, zu Lernenden, oder?
SOL-Elemente werden auch unterrichtet. Die Schüler werden aber "müde", wenn sie dies ausschließlich tun müssen. Deshalb unterrichte ich nur teilweise nach SOL (und meine Kollegen auch). Den Ansatz - Lehrer=Coach - finde ich gut. Dafür sind aber tatsächlich die Lerngruppen zu groß.
captainbeefheart hat geschrieben:
Damit Du weißt, was ich mit Paradigmenwechsel meine: Fächer können doch auch „Herausforderung“ oder „Verantwortung“ heißen, oder? Und Klassen müssen nicht Jahrgangsstufen sein, sondern übergreifende „Stämme“, in denen maßgeblich voneinander gelernt wird, oder?
Wenn es funktionieren würde, wäre es schön...
In der Theorie gibt es viele tolle Dinge, die teilweise von Schulen konsequent als "Leuchtturm" umgesetzt werden. Manchmal funktionieren sie, manchmal nicht. Und manchmal gaukeln Schulen vor, dass sie funktionieren, weil die Schulleitung sich dann rühmen kann.
Ich bin immer offen für sinnvolle Veränderungen, aber blinder Aktionismus hilft auch nicht, wie man z.B. an der aktuellen Diskussion, um das Erlernen des Schreibens sehen kann...
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/rechtschreibung-lernen-expertin-beklagt-viel-leid-in-den-familien-a-1228573.htmlMan muss Dinge im Kleinen ändern, denn sonst überfordert man Lehrer, Schüler, Eltern, Betriebe...kleine Schritte entwickeln sich dann zu einem großen Schritt...