Sport ist wichtig bei Krebs.
Kann man in jedem schlauen Ratgeber lesen.
Bei der ersten OP (die war Mittwochs) lag am Freitag ein Einladungszettelchen auf meinem Nachttisch (ich war ja wieder mal draußen auf meinen Runden ums Krankenhaus
), dass um 13:15 sich die "Mammagruppe" trifft, also die Reha-Gruppe für Brustkrebspatientinnen.
Ich hatte mich vorher noch mit einer anderen Patientin unterhalten, die ist ein Jahr jünger als ich, läuft gerne
und war auch immer draußen ums Krankenhaus unterwegs. Wir zwei dann also zur Turnstunde.
Neben der Physiotherapeutin waren noch 2 Praktikantinnen da - und wir zwei.
3:2.
Dann stellte die Physiotherapeutin erst mal 5 Höckerchen im Kreis auf
und wir sollten uns darauf setzen.
Dann begannen die Übungen.
Die Hand auf und zu machen, dabei den Unteram beugen und strecken. 10x, dann Pause.
Die Schultern kreisen, 10x, dann Pause.
OK, jetzt kommt's: Den Arm nach oben strecken.
Ja, das ziept - da merke ich die Wunde. Ich mache den Fehler, und frage, wie weit ich strecken dürfe, weil die Wunde ziept halt
Nicht über die Schmerzgrenze, sagt sie. Ich beschließe, dass das Ziepen kein Schmerz ist und strecke den Arm vorsichtig weiter. Schließlich soll der Arm ja beweglich bleiben.
Naja, so anstrengende Übungen in dieser Art haben wir mehrere gemacht und nach 15 min sagte die Physiotherapeutin vielen Dank, bitte machen Sie die Übungen auch weiterhin.
Die andere Patientin und ich gleichzeitig: "und wann dürfen wir wieder richtig Sport machen???"
Als ich letzte Woche dann zum zweiten Mal operiert wurde, wusste ich ja was mich erwartet. Die OP war Donnerstag und Freitag bin ich dann gleich hin zum "Turnen".
Immerhin ein bisschen Abwechslung zum Schlafen, Essen, ums Krankenhaus laufen, Essen, ... Ich hielt meine Klappe und machte die Übungen.
Der Arzt, der am Wochenende zur Visite kam, wollte sich ja dann auch meine Wunde anschauen, ich also mein Shirt ausgezogen und mich entschuldigt, dass es etwas dauert, weil halt die Wunde etwas ziept beim Arm strecken. Es meinte, dann, dass das völlig ok sei, ich solle ruhig dehnen, vor einer Überlastung würde mich mein Körper schon schützen. Etwas Ziepen ist in Ordnung.
Am Wochenende war kein Turnen, sondern erst wieder Montag. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen,
also hin. Wow, da waren dann außer mir, meiner Zimmernachbarin und 2 Physiotherapeutinnen noch 5 andere Patientinnen.
Als erstes wurde mein Handtäschchen bestaunt.
Als ich meinte, dass ich das netter finde, wenn man die Drainagebeutel nicht so sieht, wenn ich draußen rumlaufe, fragten die ganz erstaunt "wie, Sie gehen schon raus???".
Ich: "naja, nicht runter vom Klinikgelände, aber halt draußen ums Haus rum..." Die anderen waren übrigens auch Donnerstags operiert worden.
Es dauerte, bis die Physiotherapeutin mit dem Schlüssel kam, also vertrieb ich mir die Zeit mit ein paar Dehnübungen.
Dann ging die Turnstunde los.
Bei "wir strecken jetzt den Arm nach oben" erntete ich mehrere ungläubige Kommentare "ei, sooooo hoch kriesche Se den Arm schon? Wann sindse denn obberiert worde?"
Und die Physiotherapeutin immer "und wenn es zu anstrengend wird, machen Sie Pause".
Danach musste ich dann erst mal eine Runde ums Krankenhaus gehen, und mit meiner Zimmernachbarin eine Runde lachen.