Moin,
als Radfahrer ist man ein Verkehrsteilnehmer dritter Klasse. Das fängt bei Ampelphasen an, deren Länge noch nicht mal für Radfahrer zum Erreichen der anderen Seite reicht, setzt sich in Kreuzungen fort, für deren legale Überquerung man als Radfahrer zwei bis drei Grünphasen benötigt, während man mit dem Auto in einem Rutsch drüber rauscht. Radwege habe sehr häufig offensichtlich NUR das eine Ziel für "freie Fahrt für freie Bürger" zu sorgen - Hauptsache dieses Ökogezuppel is' von der Straße runter - während die durch Gesetze erzwungene Benutzung von unbequem über materialverschleißend bis lebensgefährlich reicht. In der Verkehrsplanung sind Radfahrer immer noch nicht vorgesehen. Hier in Browntown gibt es Kreuzungen, die auf dem Rad legal nicht zu überqueren sind. Das Ganze direkt gegenüber der Mensa der TU, so dass da jeden Tag viele hundert oder sogar tausend Radfahrer rüber müssen/wollen. Besonders schön findet sich die einseitige Bevorzugung des Heiligen Deutschen Autos bei vielen Kreisverkehren wieder, die hier gerade so in Mode kommen. Dem ADAC ist's ein Wohlgefahlen, da durch einen Kreisverkehr in der gleichen Zeit 30% mehr Autos kommen als über eine Kreuzung. Für Radfahrer hingegen wird JEDE Straße, die in den Kreisverkehr einmündet in eine doppelte Schikane, da der Radweg an JEDER einmündenden Straße drei Meter vom Kreisel weg und wieder heran geführt wird. Und NATÜRLICH steht dann an jeder Kreuzung, die durch die beiden Doppelschikanen extra für die Radfahrer geschaffen würde auch ein Vorfahrt-Achten-Schild...
Hinzu kommt noch, dass imho oft nicht die Beachtung der Verkehrsregeln schlimmen Unfälle vermeidet, sondern STÄNDIGE Aufmerksamkeit, das immer währende Rechnen mit der Blödheit anderer Verkehrsteilnehmer (Nicht nur der Autos! Besoffene Radfahrer, die mir ohne Licht auf meiner Seite entgegen kommen, sind z.B. hier in einer Unistadt(?) die Regel!...) Wenn ich beispielsweise beim Überqueren einer Kreuzung trotz Grün IMMER damit rechnen muss ohne Vorwarnung (Blinken und Handzeichen kommen ja auch immer mehr aus der Mode...) von einem Rechtsabbieger auf die Hörner genommen zu werden, so ist für mich nicht ganz nachzuvollziehen, wie die Beachtung von Lichtzeichenanlagen meine Sicherheit erhöhen soll!?...
Bevor ich jetzt so richtig ins Schwärmen komme, belasse ich es lieber dabei zu schreiben, dass jeder, der bei solch paradiesischen Bedingungen irgendwann dazu übergeht, sich seine eigene StVo zu machen, mein volles Verständnis hat.
Aber um mal auf die eigentliche Frage von triaking zurück zu kommen: Auf dieses ganze Theater habe ich keinen Bock mehr. Browntown ist glücklicherweise klein genug, dass man in ungefähr zehn Minuten mit maximal zwei Ampeln rein und wieder raus kommt, und beim Ein- und Ausfahren sind mir Ampelstopps egal. Die ganzen anderen Wege - ich nehme fast immer das Rad - die ich sonst noch so zurück zu legen habe, sind einfach etwas länger, dafür aber stress frei, ein paar extra Kilometer sind im Prinzip ja immer gut.
Munter bleiben,
Christian
_________________ DON'T PANIC!
Die drei ! ! ! - und der Drache auf dem Rad
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