Rothsee Triathlon - Warum kann nach dem Schwimmen nicht Schluss sein? -
Nach einer langen Facht von Rostock zu Tante Crobi gab es erst mal einen netten Empfang und etwas zu trinken. Genau so hatte ich mir das erhofft, schließlich war ich wegen der ganzen netten Foris angereist. Nach ~18Monaten mit ungefähr vier Stunden Lauftraining insgesamt (Alle sechs Wochen gaaaanz vorsichtigen 20 Minuten ;-) war der Triathlon nicht ganz so wichtig. Obwohl ich zugebe, dass "ein büschen Daffke" dabei war – Die zehn Kilometer Laufen würden mein Sprunggelenk nun auch nicht mehr in die ewigen Jagdgründe schicken. Mit ein paar Bieren fällt so eine Rennanalyse gleich viel freundlicher aus, und es eröffnen sich neu Perspektiven:
"Du sach mal, können wir morgen noch mal irgendwo an einen See? Ich bin wegen der Vorbereitung auf die Freiwasserwettkämpfe in diesem Jahr noch nicht einmal im Neo geschwommen..."
Das hat die gute Tante Crobi doch vor ein kleines Organisationsproblem gestellt, das aber innerhalb von 20 Sekunden gelöst war, als ich versprochen habe wirklich nur ein wenig zu plantschen, um mich an das Ganzkörperkondom zu gewöhnen.
"Wir können ja auf dem Weg zu Anja mal am See halten"
Wie erwartet hat sich die Saisonpremiere im Neo ganz merkwürdig angefühlt. Die Einhaltung meines Versprechens viel mir sehr leicht. Denn den Wettkampf vom Vortag merkte ich noch sehr deutlich. Naja, das würde sich bis morgen schon geben, schließlich war ich ja nur geschwommen. Anschließend lernte ich bei Anja ein paar wirklich nette Leute kennen! Und ordentlich Kohlenhydrate gab es auch. Auf der Nudelparty gab es dann noch mehr nette Leute, noch mehr Kohlenhydrate, und so ein cooles minimalistisches Satteltäschchen von Conti, so dass ich bestens für meinen ersten Triathlon seit zwei Jahren gerüstet war.
Am Renntag habe ich dann wieder viele nette Leute getroffen. Glücklicherweise hatte drullse besser aufgepasst als ich, oder er kannte den Wettkampf schon. Jedenfalls hat er mir dann – ich glaube, er hatte den Neo schon halb an – noch kurz erklärt, wo's gleich lang gehen würde... Und da waren schon ein paar brauchbare Tipps dabei, denn bis zu meiner Aufklärung hatte ich das Ziel der Radstrecke für deren Start gehalten.
Wegen meiner kleinen Laufschwäche war ich bei meiner Meldezeit bescheiden gewesen, und musste mich ziemlich weit hinten in der Startgruppe sieben einreihen. Da konnte ich mir wenigstens noch mal genau ansehen wo's im Wasser langgehen sollte. Drullse hatte das zwar auch erklärt, aber während er auf "die erste Boje" wies und "dann nach links" meinte, sah ich den Kurs vor lauter Bäumen nicht. Und einmal am Tag doof anstellen reicht ja nun auch. Die restliche Zeit bis zum Start verging ganz schnell, leider habe ich da ein paar Prognosen über meine Schwimmzeit abgegeben, die mir im Nachhinein doch ein wenig peinlich sind. Aber Keko hat ja vorm Schwimmen geraunt, dass die Strecke zu lang sein müsse, und der Schleifer hat immer recht!
Startschuss! Erst mal rennen und die ersten hundert Meter volles Rohr, um gar nicht erst in irgendwelche Schlägereien verwickelt zu werden. Dann mal die Lage peilen. Ah ja, da links von mir schwamm noch einer, das Tempo sah gut aus, einmal rüber und drangehängt, prima. Verdammt, der Bursche war schnell, ich musste wirklich kämpfen um dran zu bleiben. Hundert Meter weiter ging es mir nicht gut. Nach weiteren hundert Metern stellte ich fest, dass ich total fertig war, Arme wie Blei, irgend etwas drückte mir die Luft ab. Wahrscheinlich der Killerneo aus der Hölle. Mir gingen wirklich ganz finstere Ideen durch den Kopf...
Kurz vor der ersten Boje schwammen wir in die vor uns gestartete Gruppe. Jetzt hieß es aufpassen, nach den Lücken sehen, und schwupps war mein Zugschwimmer weg. Egal, mit dem Tempo hätte er mich ohnehin bald umgebracht. Und die ständige Suche nach einem guten Weg lenkte auch ein wenig von meinem Problemen ab. Hinter der zweiten Boje habe ich im Getümmel noch zweimal eine andere blaue Kappe etwa fünf Meter vor mir gesehen. War er das? Oder noch ein anderer? Egal. Hauptsache dieses Elend – ich hätte nie gedacht, dass ich das mal über einen Schwimmteil sagen würde – hat bald mal ein Ende. Hatte es dann auch. Als erstes einen Blick auf die Uhr: 00:00:00,42, super Christian, jetzt auch noch zum Bedienen einer Casio zu blöde.
Ich torkelte noch ein wenig herum, fand dann meinen blauen Beutel aber doch, am Ende des Zeltes war noch ein Plätzchen frei. Erst mal setzen... Der Rest des Wechsels verlief ähnlich professionell: An dieser Stelle bitte ich bei allen Sochtfreunden, die kurz nach mir aus der T1 kamen um Entschuldigung! Wenigstens habe ich mir die Radschuhe nicht völlig zerschrammt. Das neue Rädchen lief dann wie eine Eins, ich sammelte einige Leute ein! Ein Gefühl, dass ich gar nicht kannte. Normaleweise kommen nach dem Schwimmen immer die Radprofis, knallen mit einem 40er Schnitt vorbei, und man blick für einen ganz kurzen Moment tränenblind auf wirklich stramme rasierte Waden... Langsam dämmerte es mir, dass meine ungewohnte fulminante Aufholjagd wohl nicht der Radform oder der neuen Speedmashine geschuldet war, sondern meiner Startgruppe und meiner Position im Feld... Spaß gemacht hat es trotzdem.
Pffffff... Hä? Das kann doch gar nicht sein! Ich habe doch mein Spezialdichtmittel drin! Seit Jahren kein Platten und dann ausgerechnet jetzt?! Aber es fühlte sich noch ganz OK an? Die berühmten Notlaufeigenschaften von Schlauchreifen etwa? Lieber doch mal anhalten, und nachsehen. Hinten! War ja klar! Aber so richtig platt war das Teil ja nicht. Hatte das Dichtmittel im letzten Moment etwa doch? Also Pumpen. Ja! Ja! Ja! Pfffft!.. also nicht. OK, kein Problem. Ist ja bekannt, dass so ein Schlauchreifen im Wettkampf ratzfatz gewechselt ist. Es gibt quasi nichts, was schneller geht. Das hatte ich vor Jahren sogar mal probiert. Und – ganz der alte Fuchs – keinen Kitt gegenüber des Ventils aufgetragen. Erst mal schön mit dem Schaltwerk auf den Waldboden. Gleich würde ich das Dinngnng.. also, das gab es doch nicht, das musste doch grmpf... Nach ewigem Gewürge – bloß nicht den Stadler machen - dann also doch die Klinge vom Teppichmesser. Die musste auch erst mal von fünf Lagen Isolierband befreit werden, schließlich sollt sie ja nicht mein schönes neues Satteltäschchen zerschlitzen. Und mit so einer Minipumpe schafft man tatsächlich richtig Druck, dauert nur etwas. Entgegen anders lautender Gerüchte: Triathleten sind ein ein nettes und empathisches Völkchen. Ich habe während meiner Zwangspause viel gute Wünsche erhalten und auch die Kampfrichter waren alle sehr nett.
Eine Millionen Jahre später saß ich dann endlich wieder auf dem Rad. Die Pause hatte ich nach dem Schwimmen aber auch nötig gehabt, auch schön. Und ich überholte! Oh ja! Jetzt ging's erst richtig rund! Fall on Wheels, haha!... Oder doch mehr der Fuchs im Hühnerstall, ich war in diesem Teil des Feldes auch ziemlich alleine mit Triarad und Eistüte. Ich fand trotzdem, dass ich mir dieses primitive kleine Erfolgserlebnis verdient hatte.
So, fertig! Jetzt laufen, die Stunde der Wahrheit. Schlappen an und los. Heissa, das ging ja, ich war schon zehn Meter gelaufen. Das hatte ich auch schon anders erlebt. Aber das gehört jetzt nicht hierher. Schatzis Triathlet kam mir entgegen – schon umgezogen – und wünschte mir alles Gute. Das fand ich echt nett von ihm. Hinter der Kurve stand Schatzi, sie war begeistert. Danke! An Euch beide! Das habe ich echt gebraucht. Und ich lief, und lief, und lief... Alles kein Problem. Als ich die Laufstrecke halb fertig hatte, kam das erste Schild: 1km. Pah! Ich fühlte mich gut. Alles kein Problem.. Kurz vor dem Ende der ersten Runde holte mich la_gune ein, überholte mich aber nicht, und war auch sonst sehr nett. Als ich es endlich blickte, dass er gleich fertig sein würde, habe ich ihn dann verjagt, und mich an die zweite Runde gemacht. Nun wurde die Rennerei allmählich fies. Aber das würde sie an dieser Stelle wohl für jeden. Also weiter. Das hat dann auch geklappt. Und auf den letzten Kilometern in diese fiesen kleinen Steigungen habe ich mir dann die Zusammenfassung überlegt, um mich aufzumuntern und ein wenig abzulenken: Lauftraining wird völlig überbewertet.
Dann gab es keinen Kuchen aber wieder viele nette Leute und viel Obst. Danach gab es keine Schwimmzeit aber ein Schäufle und viele nette Leute! Schön war's!
Der Muskelkater war so ab Mittwoch wieder erträglich, und ich war am Donnerstag das erste mal wieder im Wasser.
Liebe Leute,
es war schön, Euch zu treffen, bzw. Euch kennen zu lernen!
Bis zum nächsten Mal,
Christian (Muss ich wieder laufen?;-)
_________________ DON'T PANIC!
Die drei ! ! ! - und der Drache auf dem Rad
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