PeterMUC hat geschrieben:
Es wundert mich immer mehr, dass der Staat/Öffentliche Dienst noch genügend qualifizierte Mitarbeiter findet, die bereit sind, solche Spielchen mit sich machen zu lassen. Ähnliche Abläufe kenne ich aus dem Bereich Kindergarten/-krippe: Da arbeiten Mitarbeiter mit einem extrem hohen Mass an Verantwortung und bekommen einen Hungerlohn, das ganze wird auch erstmal viel über Zeitverträge/-arbeit abgewickelt und dann wird noch verlangt, dass überdurchschnittlicher Einsatz gezeigt wird. In dem Bereich, um den es hier geht, hat es auch mE erhebliche Defizite, die sich bestimmt auch zum Teil dadurch besser lösen liessen, wenn die Mitarbeiter durch entsprechende Besoldungsmodelle motiviert und nicht bei der erstbesten Gelegenheit übervorteilt werden.
Da hast du es doch ... es gibt genug "die das mit sich machen lassen". Und das ist doch bei deinem Kindergarten Beispiel nicht anders, oder? Die Gehalts- und Arbeitssituation in Kindergärten ist schon seit Jahren gleich bleibend schlecht. Trotzdem beginnen jedes Jahr tausende eine Ausbildung zu(m) Erzieher(in). Meines Wissens werden die wenigsten davon dazu gezwungen.
Eine Berufswahl hat ja auch nicht nur monetäre Gesichtspunkte sondern ist sehr viel vielschichtiger:
- Was liegt mir / macht mir Spaß
- Wie sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt
- Wie ist das Gehaltslevel mit dem ich etwa rechnen kann
- Was für weitere Wege stehen mir später mit dieser Berufsausbildung offen (Stichwort Karriere)
...
IMHO ist eine Berufswahl ein Abwägen und Priorisieren genau dieser verschiedener Gesichtspunkte. Solange noch tausende junge Frauen (und ein paar junge Männer sind sicher auch darunter) Jahr für Jahr zu dem Schluss kommen, dass Ihnen irgendetwas anderes an diesem speziellen Beruf so viel 'Wert' erscheint (z.B Arbeit mit Kindern / Spaß am Beruf), dass sie die schlechte Gehaltssituation in Kauf nehmen wird sich an dieser auch nichts ändern.
Die Gehälter würden sicher steigen, wenn auf einmal viel weniger Kindergärtner/innen verfügbar wären bzw. keine neuen mehr nachkommen. Sicher nicht von einem Jahr aufs andere aber zumindest mittelfristig. Solange die Prioritäten ausreichend vieler junger Menschen aber trotz all der negativen Aspekte den Ausschlag für den Beruf Kindergärtner/in geben wird das kein anderes Durchschnittsgehalt einpendeln ... nicht mal in dem Idealbild einer sozialen Marktwirtschaft.
Ich hätte bestimmt auch einen guten Kindergärtner abgegeben, habe mich aber bewusst (nach abwägen MEINER Prioritäten) für einen anderen Weg entschieden. Jetzt kann ich mich aber auch nicht hinstellen und über die geringe Frauenquote in meinem Arbeitsumfeld jammern. That's Cherry Picking.
Vielleicht bin ich naiv, aber ich habe gerne das Gefühl zumindest zu einem Großteil selbst für mein eigenes Leben verantwortlich zu sein. Dann kann ich aber auch nicht die Schuld für das was mit an meinem Leben nicht gefällt bei
dem Arbeitgeber, der Gesellschaft oder dem System suchen. Zumindest nicht an erster Stelle.
PeterMUC hat geschrieben:
Andererseits - und da spreche ich auch Erfahrung - ist kaum einer bereit, für entsprechend bessere leistung/Service (Bsp Kinderbetreuung) mehr Geld zu bezahlen sondern jeder versucht auch noch, die letzten 5 Euro bei den Gebühren runterzuhandeln.
Ich weiss jetzt nicht, ob ich da Äpfel mit Birnen vergleiche, aber die Situation im Ö-Dienst gerade in den unteren Gehaltsgruppen scheint sich mM immer mehr zu verschlechtern und das in Bereichen, der für das Gemeinwesen enorm wichtig sind.
Wirtschaftlichkeit hin oder her, Drullse hat schon ganz recht, das Attribut "soziale" bei der Marktwirtschaft ist aus den Köpfen Vieler bereits schon länger gestrichen, meistens aus den Köpfen derer, die es sich leisten können.....
Bist du dir da so sicher? Wenn ich mir die (total überteuerten) privaten Elitekindergärten mit Chinesisch für 3-jährige und all dem Hokuspokus und ihre überfüllten Wartelisten anschaue habe ich den Eindruck nicht. Selbiges gilt natürlich auch für Privatschulen & Co. Das diese 'Mehrausgaben' nicht aus sozialen Gesichtspunkten heraus motiviert sind ist aber sogar mir klar