Keine Premiere, sondern eine Dernière...
Das war's... 6 mal gestartet, 6 mal angekommen, 5 mal EMU5, nie irgendwelche Pannen, man soll sein Glück nicht herausfordern...
Damit wäre das Abenteuer LD wohl auf einige Zeit abgeschlossen... zumindest Triathlon-mässig...
Nachdem mich ein Kumpel letztes Jahr zu einem weiteren Start überredet hat ("möchte nächstes Jahr wieder einen IM machen, kommst Du auch ?" "jou, wieso nicht..."), war aber für mich klar, wird das letzte mal sein... Denn zum einen ist mein Material langsam am A... und ich habe keine Lust, zu den heutzutage extrem überteuerten Preisen nochmals zu investieren (über 200 Fränkli für ein paar Gramm Klamotten ? Aufgeschäumter Gummi für zig-hundert Fränkli ? Tausende für ein Velo ? Wohl einen an der Waffel... (ok, unabdingbare Eigenschaft für egal-welche-lang Distanz....
). Zudem ist mir auch der Kommerz an der Veranstaltung selbst ein Dorn im Auge, verglichen mit 'nur' gut 10 Jahren früher... 1999 hatte ich meine Premiere, Starterfeld limitiert (!) auf 1000 Athleten. Heute 2222, und einige Plätze werden mehrfach verkauft. Ok, ich verstehe ja, Marktwirtschaft... aber wird hier nicht auch der gleiche Exzess betrieben, der auch in anderen Bereichen der Marktwirtschaft zu absonderlichen Blüten geführt hat ? Aber zurück zum Wesentlichen...
Für mich war klar, ich will genug fit sein, um den Wettkampf gut zu überstehen. Angesichts meines fortgeschrittenen Alters hält sich der Ehrgeiz aber in Grenzen, hohe Ziele zu stecken. Auch das Umfeld ist leicht sub-optimal. Familie, die mit Sport nix am Hut hat ("lauter beknackte" (ausser meiner Tochter, die glaubt an mich bei solchen "Dingens", danke, Lea !) ), Jobmässig auch nicht immer so frei... "mache gerne Pikett am Wochenenden bis Ende April, nachher lieber nicht mehr" mit der Idee, mal wieder halbwegs anständig Radkilometer zu sammeln. Naja, bis Ende April musste ich nie Pikett machen (Kollegen: "muss sowieso arbeiten, dann mache ich auch gleich Pikett"), dafür seit Mai häufig... kuuhl... so kam es dann, dass ich mit geschätzt um die 1500 Radkilometer an den Start ging. Davon 3 mal Trainings mit ein bisschen Höhenmeter...
Da ich schwimmen liebe, lief es dort natürlich viel besser... 2 Monate vor dem Start machte ich meine Drohung ernst und ging seit fast einem Jahr wieder mal ins Wasser...
Laufen hingegen mache ich wirklich regelmässig, da hatte ich keine Bedenken.
Bedenken machte aber natürlich das Wetter die letzten Woche... Hitze, Hitze... und dass ausgerechnet mir, der damit ja nie Probleme hat...
Aber wir hatten Schwein... Wetterbericht sah Abkühlung voraus, es war bald mal klar, es sollte für Neo reichen... Irgendwann sah es so aus, dass sogar die Frage auftauchte, was anziehen auf der Radstrecke... Die letzte Voraussage war um die 10-11 Grad am Morgen (für den Tag 'gelegentlich Sonne'), dass ist schon ein bisschen kühl um mit den kurzen Klamotten auf's Bike zu gehen. Ok, mal alles bereit gestellt. Arm-/Beinlinge, altes Baumwoll T-Shirt, altes Traineroberteil, alte Handschuhe, nach dem Motto, anziehen, fahren bis genug warm, an Verpflegungsstelle entsorgen... Aber zu dem Zeitpunkt Schwein gehabt, es hat doch nicht aufgeklart in der Nacht, 13 Grad um 6 in der Früh. In der Wechselzone (neuer Rekord, innert nicht mal 20 Minuten alles eingerichtet...) relativ warm gehabt und schon gedacht, vielleicht reicht es, um ohne zusätzliche Klamotten auf die Radstrecke zu gehen.
So, dann zu meiner Lieblingsdisziplin. Gehört halt leider dazu... Dieses Jahr gut, quasi fast 'fliegender Start'. 1 Minute vor dem Start wurde der 'Strand' frei gegeben, um LANGSAM zur Startlinie in 50 Meter Entfernung zu schwimmen. Dann erst der Start... So wird wenigstens vermieden, dass sich wie sonst über 2000 Athleten praktisch zur selbe Sekunde von der vertikalen in die horizontale Lage versetzen... Der Start also ok, als 'Nichtschwimmer' wie immer ganz am Ende ins Wasser gegangen. Nach 300 Meter dann die erste grosse Krise im Getümmel, bis sich das Feld genug auseinander gezogen hat... eigentlich wäre ich am liebsten zurück geschwommen...
Aber ich hatte ungeheuren Druck... Seitens der Presse...
In der Woche vor dem Start erschien im Lokalblatt ein halbseitiger Bericht über den IM, wie anstrengend, Kopfsache etc., und im letzten Absatz, wer starten wird aus Kloten. Und es kam noch besser... Am Samstag, einer Viertelstunde, bevor ich das Rad einchecken gehen wollte, ruft einer an... Der Reporter, er würde gerne ein Vorher-/Nachher Interview machen... Shit, ich darf nicht aufgeben... (abgesehen davon, dass ich bis jetzt immer durchgezoge hatte, wenn ich gestartet bin...). Also, tief und ruhig Luft holen, ruhiges Wasser suchen, und in den Rhythmus kommen... hat gefunzt... Und das schwimmen lief mir Zeitmässig sogar am besten...
In der Wechselzone dann entschlossen, wirklich nur in den kurzen Klamotten auf's Rad zu steigen. Und dass war gut so. In der ersten Runde für mich angenehm, leider hat sich das Wetter dann von 'gelegentlich Sonnig' auf 'praktisch immer Sonnig' umentschieden, die zweite Runde war dann bei gleichem Puls bedeutend langsamer. Denn da sich warmes Wetter abzeichnete, war für mich klar, Puls tief halten, um weniger zu schwitzen. Highlights der Radstrecke ? Zum Beispiel die Abfahrt, wo man mit fast 60 Sachen in eine 30'er Zone fährt ? Und theoretisch müssten wir uns ja an die Strassenverkehrsordnung halten...
Auch besonders die eine Abfahrt, wo Brummer wie ich ohne aktiv 'einzugreifen' über 80 Sachen erreichen.. Dort haben sie vor nicht langer Zeit Rollsplitt auf die Fahrbahn gebracht !!!
Ok, das Teilstück wurde 'rausgeputzt' vom Splitt, aber es gab noch einige lose Steinchen, und wenn ich mir vorstelle, wenn dort einer gestürtzt wäre... (habe dort mal einen ganz hässlichen Zusammenstoss/Sturz von Athleten gesehen...). Traurig auch, dass ein Athlet eine über 80 Jährige Frau auf einem Fussgängerstreiffen angefahren hat. Die Dame musste mit Kopfverletzungen ins Spital, und das A... fuhr einfach weiter. Aber es wurden auch Athleten angefahren, leider kann die Radstrecke bei uns ja nicht abgesperrt werden. Anders gesagt: aus meiner Sicht sub-optimale Streckenführung... und sub-optimaler Radsplit...
Das laufen ging dann auf der ersten von vier Runden wie meist ganz gut. Dann ist bei Sonnenschein jeweils der letzte Rest Körperflüssigkeit verdampft und das grosse Leiden beginnt... Trockene Kehle, Durst und mit Flüssigkeit fast überschwappender Bauch... Aber nach der ersten Runde ist man ja schon auf der zweiten, und dann hat man die Hälfte geschafft und ist quasi auf dem Heimweg... Die dritte Runde irgendwie überstehen, und schon ist man in der letzten... Der Kopf gibt den Beinen einen Tritt, nee, zwischen den Verpflegungstellen wird nicht mehr gegangen.. Durchziehen... 5 Kilometer... 4... 3... 2... 1... bei 0,3 möchte sich einer vorbeischieben... Tja, kein Wettkampf ohne noch zwei/drei Körner Reserve... schnell mal ein paar grosse lange Schritte, gleich durchziehen ins Ziel... Einfach Geil... abklatschen links und rechts, Freude herrscht... und geschafft. 12:32 ist im Rahmen der Vorbereitung und dem Wetter für mich ok. Kohldampf habe ich immer noch, muss noch an dem fehlenden Gewicht arbeiten... die gemessenen 81 Kilo gestern waren ja nach dem Zieleinlauf und nach über 1 1/2 Liter 'nachtanken'. Muss also fast 5 Kilo 'aufarbeiten', was für ein schöner Job...
PS: Falls mal wieder mal was langes, dann 100km von Biel. a) noch nie gemacht und b) Start am Abend. In der Nacht bin ich vor der Sonne sicher...