Hier eine Beichte:
Ich musste dringend ein paar Dinge einkaufen, stellte aber im Supermarkt verzweifelt fest, dass ich keine passende Münze für einen Einkaufswagen dabei hatte. Also habe ich alle Waren mit den Händen umklammert und mir bis unter das Kinn gestapelt; auch unter den Armen hatte ich Zeugs geklemmt.
Die filigrane Statik kam langsam ins Rutschen, doch ich stand in einer langen Schlange an der Kasse und wartete auf mein Schicksal. Würde mein Klammergriff um den Wochenendeinkauf halten bis ich das rettende Band erreicht hatte? Mir war klar, das wird verdammt knapp. Eine Packung Spinat aus der Tiefkühltruhe schmerzte an meinem Kehlkopf, doch viel bedrohlicher war der Sack Äpfel, der nur noch mit einem einzigen Apfel zwischen Hüfte und Arm klemmte. Dieser Sack bildete in der Frühphase des Einkaufs ein tragendes Fundament für eine Menge Kleinzeug, welches sich ebenfalls seitlich zu verdünnisieren anheischig machte. Um diesen Trend aufzuhalten stand ich stark zur Seite geneigt und bekam langsam Krämpfe in einem kleinen Muskel seitlich an der Hüfte. Wie gesagt, es wurde langsam knapp und das rettende Kassenband war noch weit.
Da erspähte ich wie nebenan eine neue Kasse aufmachte. Gleichzeitig mit mir machten sich auch einige Wagenbesitzer auf den Weg. Als ich den ersten Schritt Richtung neue Kasse tat, brach mein Warenturm in sich zusammen. Alles folgte der Schwerkraft und machte sich auf den Weg nach unten. Ich ergriff meine einzige Chance: Ich ruderte mit den beiden Armen unkontrolliert nach oben, in der Hoffnung, ein paar Stücke meines Einkaufs im Flug nochmals nach oben befördern zu können. Gleichzeitig schob ich die fliegende Warenwolke mit meinem Oberkörper und den nach oben stampfenden Oberschenkeln vorwärts zum gerade frei werdenden Kassenband.
Ich erreichte das Band als erster. Gleichzeitig mit mir erreichte mein Einkauf den rettenden schwarzen Streifen, jedes Teil auf einer ballistischen Bahn fliegend. Einige Teile, darunter der Sack Äpfel, landeten unter dem Förderband, da ich sie mit den Oberschenkeln nicht richtig erwischte und nicht richtig nach oben kicken konnte. Die Aubergine und eine Dose Thunfisch fiel in den Sitzraum der Kassiererin, die übrigens etwas bleich um die Nase wirkte.
Einige Sekunden lang war es totenstill, auch an der Schlange nebenan, wo die Kassiererin aufgehört hatte, zu tippen. Danach brach ein Sturm der Entrüstung los. Ich barg die Teile unter/vor dem Förderband, danach erkannte ich im Aufstehen das ganze Ausmaß der Empörung. Aus Sicht der Umstehenden hatte ich
absichtlich meinen Einkauf voraus
geworfen, um mir eine Spitzenposition in der neuen Kassenschlange zu verschaffen. So eine Unverschämtheit hätte es hier noch nie gegeben!
Das glaube ich auf’s Wort!
Grüße,
Arne