DragAttack hat geschrieben:
Während erstere Argumentation damit verbunden wäre, auch weitere Fakten anerkennen zu müssen - die Existenz eines zweiten Volkes, dass ein berechtigtes Interesse an Fortexistenz hat, die menschenunwürdigen Lebensbedingungen in den Besetzten Gebieten, die Völkerrechtliche Verantwortung gegenüber der Bevölkerung in den besetzeten Gebieten, das völkeerrechtliche Verbot weiterer Landnahmen durch Siedlungsbau - , entbindet letztere Argumentation von solchen Bedenken, vielmehr liefert es eine religiösmoralische Grundlage für den expansiven Siedlungsbau und die weitere vertreibung des nicht auserwählten Volkes.
Ich halte diese Sicht für sehr einseitig. IMHO benutzen beide Seiten das "Wir waren zuerst da" Argument um sich moralischer bedenken beim Umgang mit der anderen Seite zu entledigen.
Kampa hat geschrieben:
Sorry Linus, aber irgendwie hinken Deine Vergleiche ganz gewaltig.
Es gibt ein paar Dinge auf der Welt, die gibt es nur einmal. Dazu gehört die Diaspora, der Zionismus und die Gründung eines Staates Israel.
Wenn man nur genügend ins Detail geht kann man alles als einmalig verkaufen - sogar das Ergebnis des morgendlichen Gangs zur Toilette. Was die Menschheit ja auch gerne tut. Ich gehe allerdings eher davon aus daß die Menschen gar nicht so einzigartig sind wie sie meinen, und sich irgendwie alles wiederholt, hinreichende Abstraktion vorausgesetzt.
Ich glaube allerdings auch nicht daß die Menschheit -abgesehen von ein paar naturwissenschaftlichen Fakten- im Laufe der Jahrtausende wesentlich klüger wird.
Kampa hat geschrieben:
das ist ja alles richtig - aber genau da liegt häufig das Problem, wenn ich versuche mit Leuten über den Nahen Osten zu diskutieren. Das Wissen fängt mit dem zweiten Weltkrieg an. Viele denken in Staatsformen, wie wir sie heute bzw. seit dem 20.Jhr. kennen.
Die Grundlage für Hass und Gewalt liegt aber vorher.
Wo gab es denn "arabische Staaten" - die gab es nicht - es gab Stammesfürsten. Die Aufteilung ist größtenteils nichts anderes als ein Handelsergebnis britischer Mandatsverteilung. "Wer steht uns für Kohle und Land zur Seite".
Ich glaube nicht daß jemand heute noch konkreten Haß empfindet wegen uralter Geschichten. Ich bin überzeugt daß es sich "nur" um die Unzufriedenheit mit der heutigen Situation handelt, die von entsprechend interessierter Seite mit Hinweis auf historische Ereignisse in gewisse Bahnen gelenkt wird. Das hat immer gut funktioniert und wird auch weiterhin funktionieren - den Unzufriedenen einen Sündenbock präsentieren auf den sich die Wut konzentriert und vom wahren Problem ablenkt.
Würden die Palästinenser - wo auch immer auf der Welt - in Frieden und ein bißchen Wohlstand leben wäre ihnen die Geschichte ebenso wie die Existenz eines Staates Israel wohl nur ein Thema für den Stammtisch.