Anja hat geschrieben:
Kann es sein, daß die SPD früher linkere Anteile hatte/linker war als Die Linke jetzt insgesamt? Die SPD ist immer weiter in die Mitte gerutscht, weil sie dachte damit wählbarer zu werden und lehnt nun das ab, was sie eigentlich war?
Anja
Ich denke nicht, daß die SPD in den 70ern oder 80ern "linker" war als heute. Im Gegenteil, Persönlichkeiten wie Herbert Wehner (übrigens ein ehemaliger Kommunist) haben dafür gesorgt, die SPD in der bürgerlichen Mitte (was immer das auch sein mag) zu verankern und somit auch für Bevölkerungsgruppen außerhalb des klassischen Arbeitermilieus wählbar zu machen.
Was die SPD in den 70er und 80er Jahren so faszinierend gemacht hat, war die Integrationsfähigkeit der Partei. Das ist meiner Meinung nach der große historische Verdienst von Willy Brandt. Man konnte auch als friedensbewegter Atomkraftgegner, trotz Helmut Schmidt die SPD wählen. Es gab herausragende Persönlichkeiten in der Partei, die völlig unterschiedliche Positionen vertreten haben, aber es gab immer eine inhaltliche Debatte! Und obendrüber stand Willy Brandt als der Gottvater der Sozialdemokratie! Er konnte es glaubwürdig transportieren, daß es eine Vision von mehr Demokratie und mehr Gerechtigkeit tatsächlich gibt. Gemessen an Willy Brandt erscheinen seine Nachfolger zwangsläufig als farblos und blass. Die SPD bräuchte auch einen Obama, einen visionären Hoffnungsträger, eine Persönlichkeit, für die man sich nicht schämen muss, wenn man sich zu ihr bekennt.
Bei allem pfälzischen Lokalpatriotismus, aber um Gottes Willen nicht noch einen Kanzler aus der Pfalz.