Leistungssport am Streckenrand - oder: FF im "Anja"-Modus
München Medien Marathon
Als Liebhaber von Alliterationen ist diese Laufveranstaltung, oder sollte ich lieber Event schreiben, für mich ein Muß. Wie es der Teufel will, hat mir meine Gesundheit einen Streich gespielt und somit einen Start bei besagtem Event verhindert. Meinen Platz hat Katja mehr als würdevoll übernommen, jedem hätt ich ihn auch nicht gegeben.
So blieb mir nur, die mir bekannten startenden Emus physisich und psychisch zu unterstützen.
Treffpunkt war um 9:30 an der Kleiderbeutelabgabe, da bekam Katja auch die von mit tagzuvors geänderten Startunterlage. Zum einen wollte ich mich nicht mit fremden Federn schmücken, zum anderen hätte das Ergebnis der Bilderabfrage im Bekanntenkreis für unangenehme Fragen gesorgt.
Nach dem Einsammeln der ehrenwörtlichen Erklärungen, daß jeder der Emu-Starter körperlich frei von Verunreinigungen jeglicher Art sei, gab es ein Photo-Shooting, das an Professionalität kaum zu toppen ist und eine individuelle Seelenmassage, getreu dem Prinzip "Hart, aber herzlich". Der Start erfolgte dieses Jahr erstmals an der Ackermannstraße anstatt am Olympiastadion, Ursache war die Größe des Starterfeldes von über 10.000 Personen. Zudem wurde in zwei Blöcken gestartet, sub3:45-Sportler und Eventteilnehmer. Die Strecke verlief dieses Jahr aus dem gleichen Grund auch in entgegengesetzter Richtung. Der einsame Englische Garten ohne Jubelperser, der in der Vergangeheit dazu führte, das Eventsportler zwischen Kilometer 27 und 36 eingingen wie die Fliegen, stand dermal am Anfang. Aber was mutete man den Zuschauern dadurch dieses Jahr zu? Kreaturen am Rande des Kollaps, blutleere Gesichter mit toten Augen, schlaffe Körper an der Verfallsgrenze, und das ganze auf der Flaniermeile der Weltstadt mit Herz, der Mann mit dem Hammer stand direkt vorm Roxy's. Aber belassen wir es dabei.
Das Wetter war zu Beginn kalt und nebelig, klarte aber nach circa einer Stunde auf und die bayrische Landeshauptstadt zeigte sich von ihrer Schokoladenseite.
Fastforwards Aufgabe bestand nun darin, die ihm bekannten Teilnehmer an verschiedenen neuralgischen Streckenpunkten frenetisch anzufeuern und das sportliche Treiben photodokumentarisch fest zu halten. Zudem wurde ihm aufgetragen, bei Kilometer 30 mit Cola, nein, mit Coca-Cola, aufzuwarten. Der Veranstalter hatte dieses legitime und gern genommene Aufputschmittel nicht im Programm. Der Großmeister der Organisation leistete dieser Bitte auf devote Weise Folge und fast alle FF bekannten Teilnehmer wurden unterhalb des Rosenheimer Berges auf der Isarbrücke und ein zweites Mal bei Kilometer 38 im Herzen Schwabings mit der Zuckerplörre versorgt und mit aufmunternden Parolen zum Durchhalten gezwungen. Nur Triwolf entging Fastforwards Luchsaugen, er trug wohl wieder seine Stealth-Laufkombination mit Tarnkappenfunktion.
Um auch von weitem gut erkennbar zu sein, trug der Motivator ein Radtrikot eines namhaften russischen Bierbrauers in Sponsorenunion mit einer weltweit bekannten osteuropäischen Fluggesellschaft. Die Strecken zwischen den Dokumentations-, Motivations- und Versorgungspunkten überbrückte FF in gewohnter Manier, dem intensiven Intervalltraining, mit einem Rad, welches ob seiner exquisite Ausstattung immer wieder neidvolle Blicke aufsich zog. Zeitweise erzeugte die Luftreibung an der Unterseite der Rahmenrohre ein leichtes Glühen.
Nach dem letzten Versorgungspunkt, Kilometer 38, begleitete FF als barmherziger Samariter Sportfreundin durch ihr privates Tal der Schmerzen, nie um aufmunternde Worte verlegen, um sie dann bei Kilometer 40 ihrem Schiksal zu überlassen und sich um einen Mann aus Niederbayern, dem Pirmayr Sepp, zu kümmern, der sich taumelnd am Absperrzaun entlanghangelte, kaltschweißig, stieren Blickes und gebetsmühlenartig "Blos no zwoa Kilomedda, blos no zwoa Kilomedda!" lallend. Mit sanfter Gewalt, einer allseits geschätzte Charakterstärke FFs, drückte er den Bewohner Bayrisch Kongos zu Boden, stabilisierte den armen Kerl und organisierte den Abtransport durch geschultes Personal vom Roten Kreuz. Leider entging ihm dadurch der wehende Zopf von Sportfreundin beim Zieleinlauf, schade.
Wohl wissend, daß alle ihm bekannten Emus gesund und wohl auch munter das Ziel erreicht hatten, harrte er nun einige Zeit in der Sonne neben dem Stadionausgang aus, bis Eisulle, Sportfreundin und laufsusi sich am Finisher-Buffet genug den Ranzen gefüllt hatten um nach gründlicher Körperreinigung gemeinsam noch eine Hopfenkaltschale zu sich zu nehmen.
Allen Teilnehmern an dieser Stelle meine herzliche Gratulation, das habt ihr sehr, sehr fein gemacht und ihr habt auch optisch eine 1A-Performance abgeliefert!
Abschließend stellt sich die Frage, ob FFs Zeit von 3:28 aus dem Jahr 2006, die er, wie sollte es ihm auch anders möglich sein, mit roher Kraft in den Asphalt von Münchens Straßen brannte, weiterhin die Emu-Meßlatte ist, oder ob es eine andere, verbriefte Bestzeit gibt.
_________________ Raw like sushi!
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