Die diesjährige Tria-Saison wollte ich mit der Mitteldistanz in Saalfelden/Österreich beenden, mit einer Woche Urlaub im Vorfeld bei meiner Verwandschaft in Lienz/Osttirol.
Die Woche Urlaub war traumhaft, auch wenn das Wetter nicht so mitspielte, wie ich es gerne gehabt hätte. So traumhaft, daß es mir am Samstag etwas schwer fiel, mich für das bevorstehende Rennen zu motivieren. Zudem kam noch ein extrem melancholischer Anflug wegen des Endes dieses unglaublich ereignisreichen und langen Sommer hinzu. Und der teilweise monsunartige Dauerregen tat sein übriges dazu. Aber es war ja noch ein Job zu erledigen, mein Arbeitskollege wollte endlich mal im direkten Vergleich ein Rennen gegen mich gewinnen. Nachdem er dieses Jahr schon dreimal gescheitert war, war dies seine letzte Chance. Wer will, kann dazu sicher was unter
http://www.kastizen.com lesen und wird sich sicher nicht über meine Kommentare wundern.
Nach den obligatorischen PreRace-Aktionen, Startunterlagen abholen, Wechselzone einrichten, Toilettengang, gings pünktlich um 13.30 Uhr los. Die Schwimmstrecke war ein zwei Kilometer langer Zwei-Runden-Kurs im Ritzensee. Bis zur ersten Wendeboje waren es ca. 200 Meter und eine derart abartige Hauerei hab ich noch nie erlebt. Glücklicherweise bin ich stabil gebaut und so gelang es mir durchaus, mich gegen allzu rabiate Mitstreiter durchzusetzen. Ab der zweiten Runde hatte sich das Feld entzerrt und ich konnte mal ein bißchen Dampf machen. So entstieg ich nach 35 Minuten den Fluten.
In der Wechselzone hingen die Wechseltüten in Reih und Glied, in ihnen mußten alle Radsachen sein, nur eingeklickte Schuhe und Trinkflaschen waren direkt am Rad erlaubt. Auf die Regenjacke verzichtet ich und begab mich im bewährten DeSoto-Einteiler auf die 80 Kilometer lange und mit 870 Höhenmeter versehene Radstrecke. Hier wechselten sich böige Regenschauer und zaghafte Sonnestrahlen ebenso häufig ab wie extrem schlechter Fahrbahnbelag auf zwar asphaltierten aber sehr engen Forstwirtschaftsstraßen und vom Autoverkehr hochfrequentierte Bundesstraßen, sowie technisch anspruchsvolle, flotte Abfahrten und kernige Anstiege, auf denen es unter dem Helm schon ordentlich zu klopfen begann. Insgesamt war es eine 27km-Runde, die dreimal bewältigt werden mußte. Am Wendepunkt in Saalfelden war immer die Hölle los und auch beim Anstieg "Die Mauer von Breitenbergham" peitschten einen die Zusehen nach oben! An der Strecke gab es einen gutbestückten Verpflegungspunkt, den ich aber nicht benötigte, mit zwei PowerBars und zwei Flaschen Wasser war ich gut aufgestellt. Nach 2:20 stellte ich total durchnäßt und klamm meinen Hobel in der zweiten WZ ab, bzw. er wurde mir von freundlichen und eifrigen Helfern abgenommen. Zweiter Wechselbeutel geschnappt, die schnellen Schuhe an (es war ihr letzter Einsatz, heute sind sie in die Tonne gewandert), zwei Gels ins Täschchen und ab. Die Laufstrecke ist für Leute von meinem Format hart, eine gut 10km lange Wendepunktstrecke, die zweimal durchlaufen werden muß mit derart giftigen Anstiegen, meine Fresse, auf einer olympischen 87kg da hochzutragen ist okay, aber bei einem Halbmarathon gehts ans eingemachte. Zudem machte meine Muskulatur im Hintern und an den Hüften ab KM2 derart zu, ich fühlte mich wie einbetoniert, wohl aufgrund der Nässe und den kühlen Temperatur beim Radeln. Erst ab KM7 lief es dann, die Sonne lugte ab und an hervor und legte sich u.a. wärmend auf meinen Hintern. Ab diesem Zeitpunkt gings dann, der Schritt wurde wieder länger und flüssiger. An den jeweiligen Wendepunkten in Maria Alm und Saalfelden, wo auch der Zieleinlauf war, steppte der Bär, es waren trotz des miserablen Wetters viele Menschen da, die einen Riesentrubel veranstalteten. Außerdem wurde man immer namentlich erwähnt, das motiviert zusätzlich. Bei KM19 sammelte ich dann noch einen Jüngling auf, der beim Laufen komplett geplatzt war und begleitet ihn nett plaudern als mentale Stütze bis fast ins Ziel. Kurz vorher verabschiedete ich mich von ihm und zog meinen Endspurt an, nicht ahnend, daß sich mein Kollege von hinten herangearbeitet hatte. Und was soll ich sagen, im Zielbereich hab ich mich verlaufen, genau, ich bin am Wendepunkt nochmal auf die Strecke raus, hab den Rechtsknick ins Ziel übersehen, meinen Fehler nach ca. 100 Metern bemerkt, über das Absperrband wieder zurück auf die andere Seite, nochmal eine Schleife durch den Ziel-/Wendebereich am Marktplatz und war dreißig Sekunden nach Reiner im Ziel! Mit dieser geilen Aktion hab ich vier Plätze verschenkt, einen in der AK und mein Kollege hat sein Ziel erreicht, er hat gegen mich gewonnen
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Aber was solls, ich hab ein paar Menschen glücklich gemacht, das es schneller geht weiß ich nur zu gut und der HM in 1:46 bei der Strecke mit Psycho-Support und Ehrenrunde geht in Ordnung.
Abschließend bleibt zu sagen, daß die Veranstaltung sehr gut organisiert war und auch ein hochkarätiges Starterfeld anwesend war. Start- und Zielbereich sind eine Schau, die leckere und umfangreiche Endverpflegung mit Massagen und Duschen fand in einen Schulaula gleich neben dem Ziel statt, was bei dem Wetter von großen Vorteil war und auch die Rückgabe der Wechselbeutel und Räder verlief professionell.
Die Schwimmstrecke ist auch für ein kleines Feld von nur 400 Startern sehr eng, die Radstrecke bei Bedingungen wie gestern teilweise grenzwertig und die Laufstrecke für die großen Jungs eine echte Herausforderung. Wäre das Wetter besser und es nicht mein Saisonabschluß gewesen, sprich meine Motivation eine bessere gewesen, würde das Urteil wesentlich mehr in Richtung "Empfehlenswerte Veranstaltung" ausschlagen.
Spaß gemacht hats trotzdem wie die Sau, genau wie die anderen sechs Veranstaltungen, Euer Fastforward.