Nachdem ich heute so viele schöne WK Berichte gelesen habe und ihr mir da ja freundlicherweise so einen komischen Titel verpaßt habt (es hätt mich wohl wahrlich schlimmer treffen können
) will ich Euch meine persönlichen Eindrücke vom 1. Ironman70.3 in Wiesbaden nicht vorenthalten.
Der Tag fing ja schon vor dem Tag an, also am Samstag. Für mich neu, denn bis dato habe ich nur an Veranstaltungen teilgenommen, die an einem Tag abgewickelt wurden.
Durch die festgelegte Radcheckinzeit bestimmte sich auch der restliche Tagesverlauf. Gegen Mittag bin ich am Samstag aufgebrochen, um zuvor noch die Radstrecke abzufahren, was nur zum Teil gelang. Am Schiersteiner Hafen traf ich mich mit Janosch aus dem X-athlon Forum und wir haben wohl etwas zu viel gesabbelt, denn bei Eltville haben wir uns verfranzt und ne falsche Straße in die Weinberge genommen. Als wir dann endlich auf der richtigen Route waren blieb nicht mehr genügend Zeit für die komplette Strecke, denn um 16:00 Uhr sollte die WK Besprechung sein; aber so das erste Drittel hatten wir geschafft und wir haben richtig Lust bekommen diese schöne Strecke morgen in Angriff zu nehmen.
In WI zurück fand die WK Besprechung im mondänen Kurhaus statt. Ein riesen Saal mit irre vielen Leuten, die alle brav auf nem Stuhl saßen und den drei Moderatoren auf der Bühne lauschten, die mit Mikro und großer Leinwand den gesamten Ablauf in DER NÄCHSTEN STUNDE !!! schildern wollten.
Oh weh, eine Stunde und alles haarklein halte ich nicht aus. War dann auch so, wir bummelten dann lieber gemeinsam mit Danksta noch über das Weinfest und schaufelten ein wenig Pasta in uns rein.
Ich mußte dann ja noch mein Rad abgeben und schaute mir das ganze Areal am Schiersteiner Hafen in Ruhe an.
Die Konstruktion zum Einstieg ins Wasser wurde von einem riesigen Kran gehalten - was für ein Aufwand - irre. Genauso großzügig, übersichtlich und sehr gut organisiert die Wechselzone. Etwas irritiert war ich dann aber schon, dass ich nur in Begleitung einer Helferin zu meinem Platz durfte.
Nun gut, es war eben eine recht große Veranstaltung mit einer sehr professionell wirkenden Organisation. Alles lief wohl durchdacht und wie am Schnürchen.
Beruhigt, dass mein Radel dort einen netten Schlafplatz gefunden hatte bin ich dann die 130km wieder nach Hause gefahren.
Abends ging es rechtzeitig ins Bett, denn frühes Aufstehen war angesagt, auch wenn mein Start erst gegen 09:15 war. Ich wollte nicht schon wieder zu spät kommen und hatte keine Ahnung wie lange der Shuttelbus vom Zielbereich, wo ich das Auto parkte, bis zum Hafen brauchte.
Am nächsten Morgen war alles recht easy. Ich fühlte mich guten Mutes, nur etwas verwundert, dass das Auto so leer war. Sonst ist die Karre immer rappel voll mit Radel und Helm und und und, aber das war heute ja anders.
Mit ein bisschen Marilyn Manson aus den Autoboxen bin ich dann auch so kurz vor FFM wach geworden. In WI am Kurhaus angekommen, hatte ich super Glück mit dem Parkplatz, den ich ca. 20m von der Shuttelstation entfrnt ergattern konnte.
So langsam strömten die ganzen Teilnehmer aus den Straßen und Gassen an die Bushalte und ich fing innerlich und wohl auch äußerlich an zu grinsen. Viele waren in Gruppen und unterhielten sich, andere, wie ich, schauten dem Treiben zu.
Am Schiersteiner Hafen angekommen war schon mächtiges Gewühle, schließlich sollte die erste Gruppe der Profis schon bald ins Wasser und danach ging es der AK nach weiter. Musik, ein Stand mit Kaffee und Kuchen (hätt ich das ma nur gewußt) und viel Trubel ließen den Puls schon höher schlagen.
Die bereitgestellten Luftpumpen waren ne Katastrophe und wir Mädels mußten uns gegenseitig helfen mit diesen Dingern wenigsten etwas Luft in die Reifen zu bekommen, aber mit geballter Frauenpower geht auch das.
Ein paar freundlich Worte hier, ein schweigendes Lächeln da - die Stimmung paßte. Ich schlenderte zum Einstieg und schaute mir den Start der Profis und auch der ersten AK an. Die Atmosphäre war schon gigantisch, auch hatte ich nicht so viele Zuschauer am frühen Morgen erwartet - einfach toll.
Ich konnte auch noch die Elite beim Wechseln hautnah erleben und mußte feststellen, dass die das Auspellen aus der Gummihülle auch nicht eleganter hinbekommen als unsereiner, das macht doch Mut
Nun sollte es aber so langsam für mich losgehen und wie so häufig fiel genau in diesem Moment alle Nervosität von mir ab. Ich stand da als wäre ich ne Unbeteiligte an dem ganzen Geschehen. Hinzukam, dass ich irgendwie absolut keine Lust auf das Schwimmen hatte, vll. wegen der Krämpfe die ich in den letzten beiden WK nach ca. 30min im Wasser in der linken Wade bekommen hatte. Heute wollte ich also mal wieder mit Beinschlag schwimmen, um dem entgegenzuwirken - das hat dann auch gut funktioniert, führte aber zu einer langsameren Schwimmzeit als in Erlangen, wo die Strecke 100m länger war und ich die letzten 500m mit nem angezogenen linken Fuß geschwommen bin - irgendwie komisch.
Doch zurück zum Start. Wer glaubt, es ginge in einer reinen Frauengruppe beim Start weniger ruppig zu, der hat sich gewaltig getäuscht. Zum Glück war keine Dame mit langen Fingernägeln in meiner Nähe, sonst hätt ich wohl die ein oder andere Narbe davon getragen.
Das Gewimmel entspannte sich nach ca. 600m danach konnte ich gut meinen Stiefel alleine Schwimmen. Auch hier hab ich gemerkt, dass das Geradeausschwimmen bei der Atmung nach rechts sehr gut funktioniert. Atme ich allerdings nach links, dann drifte ich auch in die Richtung ab. Muß ich wohl noch ein bisschen dran arbeiten.
Wie schon gesagt bin ich zwar mit nem recht starken Beinschlag geschwommen, hatte dadurch auch tatsächlich keine Krämpfe aber eine recht langsam Zeit - irgendwie komisch datt
Egal, der Wechsel klappte wie immer recht gut und ich war froh auf dem Rad zu sitzen - jetzt wollte ich Spaß haben, denn dass das Laufen hintenraus heftig werden würde, war mangels vorhandener Laufkilometer vorporgrammiert.
Die Radstrecke hielt dann auch das, was sie versprach und zwar in jeder Hinsicht. Wunderschön, anspruchsvoll und zudem überall so viele Zuschauer, das konnt ich gar nicht glauben. In jedem Dorf waren Pulks, wurde man angefeuert, selbst mitten im Wald an den Anstiegen standen die Leute und puschten einen hoch - toll - wirklich toll.
Wie erwartet bin ich zwar recht ruhig, aber ohne wirklich Probleme die Berge hochgekommen, dann bei ca. km 75 der harte Anstieg aus Oberlibbach raus - und danach war vorbei. Ich hatte einfach keine Lust mehr, die Beine schmerzten und die Strecke wurde langweilig. Es ging auf der breiten Bundesstraße die letzten 16 nach WI. Hier waren zu dieser späten Zeit kaum mehr Leute und wer dachte ab jetzt geht es nur noch runter hatte sich böse verschätzt. Zum Glück hatte mich Danksta noch mal vorgewarnt und dennoch war der wellige Weg zur Platte hoch nicht mehr spaßig und es herrschte zudem ein deutlicher Gegenwind. Dann oben angekommen folgte eine lange Abfahrt mit 9% nach WI runter. Mir wurde bitterkalt. Die Füße wurden in Rekordzeit taub, die Hände taten weh und ich zitterte am ganzen Körper - wohl auch ein bisschen gefrustet zu diesem Zeitpunkt. Wie gut tat es da am Kurhaus das Rad in freundliche Hände zu geben und wie dankbar ist man dann für so liebe und nette Helfer im Wechselzelt, die ein paar Worte mit einem tauschen. Das brachte meine Stimmung in sekundenschnelle wieder auf Touren.
Die Laufstrecke ging erst ein Stück über die Straßen mit einer Verpflegungsstation und dann rein in den Kurpark. Ich war wiederum erstaunt wie viele Zuschauer auch jetzt noch hier versammelt waren, welch ein Stimmung mußte hier geherrscht haben, als die Pros und die ersten AK reingekommen sind. Auch hier muß man sagen - super Stimmung, das hatte ich so auch noch nicht erlebt. Die erste Runde machte dann auch noch wirklich Freude, doch dann kam, was einfach kommen mußte, die Kraft reichte nicht mehr aus. Die zweiten 7km konnte ich noch gut mit mir selber reden und mich motivieren, aber in der dritten hab ich dann mental aufgegeben, bin einfach im Schleichtempo weitergetrabt und erinnerte mich an die Zeit als ich das allererste Mal Laufschuhe angezogen hatte. An der letzten Verpflegungsstation hab ich dann nochmal ein wenig Koffein getankt und mir gesagt - der letzt KM Steffi - der ist jetzt nur noch für Dich, nur noch für Dich, laß einfach alles raus und das tat ich auch. Das Wasser stand mir in den Augen, es lief mir ein Schauer nach dem nächsten über den Körper, jedes letzte Endorphinteilchen, dass noch in meinem Körper vorhanden war machte sich auf die Reise seine Wirkung zu entfalten.
Im Zielkanal angekommen hörte ich dann meinen Namen, ich nahm das "Fehmarn" Cap ab und schwang es um mich rum - ich war nur noch glücklich und ich glaub ein Blick auf das Foto sagt mehr als ich jetzt noch schreiben könnte...
http://www.asiphoto.net/xtc/asi_list.ph ... 0207_09521