Vorweg erstmal: Die Videos kommen später, das muss ich heute Abend erstmal sichten. Qroo hat Fotos geschossen, ist aber jetzt 2 Wochen in der Toskana....
Ja, schee wars scho´ odr ??
Das Wetter war die halbe Miete, aber das hatte ich vorher ja schonmal geschrieben.
Qroo und ich waren uns einig, dass eine LD härter ist: Ich kann noch Treppen laufen, fühlte mich am gleichen Abend noch recht entspannt und heute, am Montag, ist ausser einem versstärkten Ziehen in den Beinen nicht viel zu spüren.
Aber zum zurück zum Geschehenen: Nach einem gemeinsamen Frühstückmorgens um 5 sind wir gegen 5.30h zum Startbereich aufbrochen. Im Ort war es noch dunkel, nur einige Radler strömten die Hauptstrasse rauf Rtg. Startlinie. Ungefähr in der MItte der 4000 Starter stehend harrten wir dann 45min der Dinge die da kommen. Irgendwelche Leute waren über sporadisch verteilte Lautsprecher zu hören und entfernt hörte man auch Musik....Also nix dolles stimmungsmaessig. Gegen 6.15 flog dann ein Paraglider hinab in das mittlerweile sich aufhellende Tal und brachte die Startflagge. Ca. 5min nach dem Startschuss setzten wir uns dann auch in Bewegung. Der Tross nahm Fahrt auf, aber alles ziemlich entspannt.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich lieber zuviel als zuwenig bremse, so war ich dann nach 41 min in Oetz. Der Rest der Emus war da wahrscheinlich schon mitten im Anstieg. Unten, vor Beginn der Bergwertung war dann scheinbar noch ein Umkleide-Contest, dem ich mich aber nicht angeschlossen habe....mir war es doch noch zu frisch mich da schon naggisch zu machen:
Das Kühtei hoch habe ich die ganze Zeit mein Mantra gebetet, bloss nicht zu überzocken. Blick auf die Pulsuhr und dann immer knapp unter der Schwelle. zwischendurch traf ich dann Qroo wieder und wir sind das letzte Drittel zusammengefahren. Oben dann Arbeitsteilung: Qroo holt Wasser, ich halte die Räder - nach 5min Standzeit waren wir schon in der Wahnsinnabfahrt.
Wie die Enthirnten sind die Leute an mir vorbeigeschossen. Max-Speed bei mir 77.7 laut Tacho, also nix wirklich wildes. Im Inntal hat sich dann eine ca. 40-köpfige Gruppe zusammengefunden und wir sind zusammen durch Innsbruck gerauscht. Vor dem beginn der Bergwertung Brenner habe ich dann auch die ersten Sachen abgelegt, das alte Aldi-Shirt schön ordentlich ueber die Leitplanke gehängt. Und ab ueber den Brennen. wieder eine Gruppe gefunden und zügig Richtung Matrei. Das war OK, zog sich aber schon. Oben am Brennen dann wieder nur Wasser - Alles andere, abgepackte Pulver-Bomben, Gels und Riegel hatte ich dabei, auf Schmalzbrot hatte ich zu dem Zeitpunkt eh keinen Hunger.
Nach Sterzing runter ging es dann flott, das fiel gar nicht richtig auf.
Der Jaufen war das die 2. ggrosse Aufgabe des Tages. Die Sonne hielt sich hinter den Schleierwolken noch zurück. Gleichmaessig ging es hoch, leise war es rund um mich rum, alle waren mit Kurbel beschäftigt. Zwischen 6 und 9 Prozent zog sich der Pass ohne Flachpassagen gen Scheitelpunkt. Hier habe ich die ersten Gels verdrückt und regelmässig viel getrunken. Ich wurde viel überholt, habe aber auch selber viele überholt. Ich war mit Kompakt und min. 34-27 unterwegs. So bin ich auch viel gekurbelt und habe versucht, nicht immer dicke Gänge zu drücken, was mir ganz gut bekommen ist.
Am Jaufen habe ich mir dann eine Suppe geholt, natürlich Wasser und habe mich nach kurzer Standzeit in die Abfahrt gestürzt. Ich wollte schnell runter aus der grossen Höhe und lieber unten in St.Leonhard noch mal verschnaufen, weil sich da der Körper besser erholen kann. Die Abfahrt war wirklich klasse. Es war sehr leer, nicht so wie das Kühtei runter - technisch etwas anspruchsvoller und ab und an auch mal mit ein paar Schlägen.
Vor Beginn der letzten Bergwertung des Tages habe ich dann alles verstaut, was ich noch an Wärmekleidung an hatte. Den linken Schuh musste ich nochmal neu fixieren, da sich da die Lasche verschoben hatte und mir schon auf der Hochfahrt zum Jaufen Schmerzen bereitet hatte.
Und dann kam die längste Teilaufgabe des Tages. Unten in St.Leonhard hatte es ca. 30 Grad und die Sonne brannte vom fast wolkenlosen Himmel. Wieder auf dem kleinsten Gang kurbelnd ging es los. Am Anfang sehr zäh, ich musste imme wieder daran denken, was da noch vor mir lag. Aber so ca. nach 45 min hatte ich mich in eine Art Trance gekurbelt und nur noch mit Tunnelblick den Berg hoch. Gut, dass es das Timmelsjoch hoch im Mittelteil wenigsten ein paar Flachpassagen gibt, da konnte man ein wenig verschnaufen und - ganz wichtig - sich in Ruhe verpflegen. Alle 30 min habe ich mir ein Gel reingedrückt, dazu regelmässig getrunken und auch mal einen Riegel gegessen. Nach ca. 1h habe ich mal 3min unter einer schattigen Tanne gestanden und durchgeschauft.
Witzig war eine Wasserpause an einem kleinen Gasthof mit Brunnen vor der Tür. Da standen die Carabinieri und ich packte mein Getränkepulver aus der Satteltasche, riss es auf, steckte den Finger rein, schmeckte dran, grins die Jungs an und schütte es mir in die Flasche... Kurz danach kam die vorletzte Verpfelgungsstation, die ich durchfahren konnte. Inzwischen lagen schon viele neben der Strasse im Gras und machten Pause, dehnten sich krämpfe raus oder schoben ihr Rad den Berg hoch. Immer schön weiterkurbeln....
Inzwischen konnte man die Serpentinen hoch zum Gipfel bewundern, das war noch ganz schoen weit. Eine Flachpassage zog sich dann unterhalb einer Steilwand durch das Talende, bevor es dann in die steilsten Stücke des Jochs ging. Die Sonne brannte, allerdings war die Luft schon deutlich kühler.
An der letzten Labe habe ich nochmal angehalten, 2 Redbull Dosen abgegriffen und dann mit Flügeln die letzten 400 Hm angegangen. Am meisten Angst hatte ich vorher, dass mir dort, oberhalb der 2000m, die Luft zu dünn wurde, aber es war auszuhalten. Allerdings war es da oben ganz schoen windig. Und dann war er da, der Gipfeltunnel -endlich. Da wusste ich, jetzt ist es fast rum. Noch schnell über die Zeitmatte und erstmal warm anziehen. Da oben Pfiff ein sehr giftiger Wind. Die Abfahrt runter bis zur kurzen Gegensteigung hatte ich tierischen Gegenwind. Und dann kamen noch mal etwas mehr als 200 Hm bis zur Mautstelle. Noch die zweite Dose Flügel-Drink reingezogen, meine bessere Hälfte im Ziel angerufen und ab ging es talwärts, es war geschafft.
Im Ziel war ich dann erstaunt, der erste zu sein. Die anderen lagen wohl zu lange irgendwo in der Sonne. Nach mir kam dann Qroo rein und wir fingen schonmal an, abzufeiern. Unsere Mädels standen auf dem Zimmerbalkon direkt oberhaalb der Ziellinie und teilten uns mit, dass die anderen auch noch leben und irgendwann dann reinkommen - zuerst der Lebkuchi, dann Tacis und zum Schluss Pioto. Mein tiefer Respekt für Pioto, der mit seinem Triarad auf dem Liegelenker liegend die Runde rumgebracht hat.
Der Abend klang dann gesellig in Gegenwart unserer Frauen aus, Pizza, Weizen etc. inklusive.
Fazit: Immer locker mit niedriger Übersetzung kann man die Runde auch mit gutem Grundlagentraining rumbringen. Wie in der Langdistanz habe ich auch hier keine (langen) Pausen gemacht, immer vor Augen, dass der Körper nach mehr als 5 min Standzeit auf Regeneration umstellt.
Daher auch meine geringe Differenz zwischen Nettofahrzeit (10:35 laut Tacho) und Endzeit.
Die Bergsplits:
Kühtei: 1:28:29
Brenner: 1:26:44
Jaufen: 1:29:21
Timmelsjoch: 2:46:27
Also, länger Bergauf unterwegs gewesen als in einer Langdistanz auf dem Rad gesessen.
_________________ Du kannst aus einem dicken Schwein kein Rennpferd machen, aber Du kannst versuchen, daraus das schnellste Schwein zu machen.
|