Nachdem ich nun schon viermal so um die 320km geradelt bin, hab ich mir für dieses Frühjahr mal eine wirkliche Langstrecke vorgenommen, das 400er Brevet in
Osterdorf.
Vor 2 Wochen bin ich dort das 300er Brevet gefahren, mit dem Ziel so wenig Pause wie möglich zu machen und vor Sonnenuntergang im ziel zu sein. Die Sonne war dann doch schon untergegangen, weil ich am letzten Hügel einen kleinen Schwächeanfall erlitt und mich mit Puls 100 ins Ziel quälte, aber zumindest war es noch halbwegs hell.
Beim 400er war der Start aber diesmal Freitag Abend, eine Ankunft im Hellen also gewiss. Ich hatte mich Nachmittags noch mal ein Stündchen hingelegt um möglichst Ausgeruht die lange Nachtfahrt anzutreten. Bereits 10 Minuten vor dem Start waren alle etwa 150 Teilnehmer startbereit und der Organisator Karl Weimann begann seine Ansprache , so dass der Start entgegen den üblichen Gepflogenheiten schom um 19:59 statt fand.
Normalerweise ist es am Start kalt und ich reihe mich gleich weit vorne ein um warm zu werden. Diesmal war ich ehr in Feierabendlaune und für die immer noch 19 grad zu warm gekleidet. In Anbetracht der zu erwartenden kühleren Nachttemperaturen trug ich ein Langarmtrikot und heruntergekrempelte Beinlinge. Ich kam also erst mal schlecht in Tritt, raffte mich dann nach 5km aber doch auf und fuhr zur 2. Gruppe vor in der sich viele bekannte Gesichter fanden mit denen ich auch große Teile des 300ers gefahren war. Im Gegensatz zu damals war das Tempo aber ehr moderat, GA1 Tempo, alle hatten etwas Respekt vor der langen und angeblich auch recht hügeligen Strecke. Bald wurde es Dunkel und etwas kühler, für mich sehr angenehm, es rollte gut, die strecke war vorwiegend flach und führte nach Ostern in die Oberpfalz. Dort kam nach etwa 60km der erste längere Anstieg, die Gruppe zog sich zunehmend auseinander ich konnte gut im ersten Viertel mithalten. Oben angekommen nahmen die vor mir fahrenden die Beine hoch, sie wollten auf die übrigen warten. Ich Wollte die Zeit zu einer Pinkelpause, prompt fuhren die anderen wieder zügig weiter. Also kleiner Zwischenspurt zusammen mit ein paar die die gleiche Idee wie ich hatten hinterher. Dummerweise kannten die den Weg genauso wenig wie ich und wir verpassten einen Abzweig. Wir fuhren wieder hinunter ins Tal und kamen an einen Kreisverkehr in dem 3 Ausfahrten zu Orten die im Streckenplan nicht auftauchten führten, nur der Wegweiser in die Richtung aus der wir gekommen waren war aufgeführt. Ich fuhr schnurstracks den weg zurück, noch mal den berg hoch, während die anderen die Karte studierten. Oben angekommen traf ich auf die 3. große Gruppe und fuhr gleich nach vorne, mit noch 4 Begleitern fuhren wir den anderen noch in der Abfahrt davon und blieben bis zur ersten Kontrolle nach 125km zusammen. Es war sehr angenehm in der kleinen Gruppe zu fahren zumal meine Begleiter den Weg gut kannten. Die Kontrollstelle war eine Autobahnrastanlage, im Dunkeln stolperte ich über einen gut 30cm hohen Randstein, ich fing mich noch ab, mein Rad schlug mit der großen Satteltasche dagegen in der sich weitere Kleidungsstücke sowie Getränkepulver, zahlreiche Bananen und Riegel befanden. Ich freute mich noch, dass mein Rad nichts weiter abbekommen hatte, aber da freute ich mich zu früh. Als ich mit frisch gefüllten Trinkflaschen an mein Rad zurück kam und das Getränkepulver einfüllen wollte war die Satteltasche weg, ich fand sie wenige Meter daneben im Gras. Als ich sie wieder in der Klickfixhalterung befestigen wollte stellte ich fest das die Halterung an der Satteltasche gebrochen war. Was nun? Zum Glück hatte ich als Möchtegern Triathlet einen Liegelenker am Rad und befestigte die Tasche notdürftig daran. Das war nicht unbedingt stabil und machte auch die Straßenlage gerade in Abfahrten nicht unbedingt besser, ging die nächsten 20km aber gut. Ich war wieder jetzt in einer achter Gruppe und fiel in den Abfahrt immer etwas ab, weil ich mich mit der Satteltasche am Lenker nicht so schnell fahren traute. Dann passierte es, nach einer schnellen Linkskurve fuhr ich in ein Schlagloch, die Lenkertasche löste sich und krachte in mein Vorderrad. Ich kam wohlbehalten zum Stehen auch das Laufrad war soweit OK, nur die Bremse verstellt. Noch mal wollte ich das nicht riskieren. Einer meiner Mitfahrer bot mir an einen Teil meiner Utensilien in seinem großen Rucksack zu transportierten. Ich zog mir zunächst das kurze Trikot, das für den folgenden heißen Tag gedacht war unter das Lange, stopfte meine nunmehr 6 Rückentaschen voll und zog Windweste und Überschue an. Lange Handschuhe, den 2. Reserveschlauch, ein Minitool und 2 Bananen gab ich dem freundlichen Helfer, die Tasche wanderte in die nächste Mülltonne. Noch notdürftig die Bremse gerichtet und es konnte weitergehen. Fortan schleifte die Bremse im Wiegetritt und rubbelte unangenehm in Abfahrten woraufhin ich vorwiegend hinten bremste. So rechtes zutraun in das Rad hatte ich aber nicht und war froh die 2. kontrolle um 5 Uhr zu erreichen. Ich beschloss hier ausgiebig Rast zu machen und die Dämmerung ab zu warten. So fuhr ich um 5:45 nach dem Verzehr einer Suppe und eines Käsebrötchens alleine weiter. Mir war kalt, es hatte nur noch 5 Grad und mein Kreislauf war total im Keller. Nach einer Stunde hatte ich mühe mich wach zu halten. Mir wurde immer kälter, in dem Tal das ich durchfuhr war die Sonne noch hinter den umliegend Hügeln und konnte mich nicht wärmen. Die nächste größere Ortschaft war Eglofstein, dort musste es doch einen Bäcker geben. Ich fand ihn in einer Seitenstraße um kurz vor 7 Uhr, bereits reichlich frequentiert von den Einheimischen, draußen gab es reichlich Tische innen scheinbar nicht. Aber zum Glück gab es einen geräumigen, gut beheizten Nebenraum in dem ich erst mal einen Kaffee und eine Quarktasche zu mir nahm. Ich war hundemüde und fragte mich wie ich die noch knapp 200km durchstehen sollte. Es war mein absoluter Tiefpunkt, ich legte mich auf die bank, versuchte etwas zu schlafen, rappelte mich nach 5 Minuten wieder hoch, kaufte noch einen Kaffee und einen Kirschplunder. Danach ging es mir etwas besser, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster kamen stand ich auf, kaufte noch eine Breze für unterwegs und stellte die Vorderradbremse an meinem Rad vernünftig ein. Die sonne tat gut, es rollte wieder gut und ich war in Hochstimmung. Ich genoss die herrliche Landschaft der fränkischen Schweiz und war gar nicht mehr müde. Alles lief blendend bis 2km hinter Ebermannstadt. Dort sollte am linksseitigen Radweg an der B 470 ein Abzweig kommen. Tatsächlich da war er, recht steil nach oben und teils Teer teils Schotter. Ein Radwegweiser mit Aufschrift Kalteneggolsfeld bestätigte mich in der falschen Annahme hier richtig zu sein.
Zwar sollte vor diesem Ort laut Streckenplan noch Heiligenstadt kommen, aber es ist ja nicht ungewöhnlich, dass auf irgendwelchen Radwegweisern der übernächste Ort angeschrieben steht. Der weg wurde zunehmend steiler und war bald nur noch Schotter, mir war inzwischen klar, dass ich hier nicht richtig war, ich hatte aber keine Lust die Schotterstrecke wieder hinab zu fahren (oder gar sicherheitshalber zu schieben) und schließlich würde ich am Ende ja laut Wegweise wieder auf die Brevetstrecke zurückkommen. Irgendwie machte es mir sogar Spaß den steilen Waldweg hoch zu fahren, eine schöne Abwechslung zu dem ewigen Straße fahren.
Oben angekommen zeigte dann aber ein weitere Wegweiser mit Aufschrift Kalteneggolsfeld 3,5km geradewegs auf einen von schweren Forstmaschinen total zerstörten Weg. Na toll, 3,5km schieben. Zum glüch wurde der Weg nach 500m wieder einigermaßen fahrbar, für ein MTB wäre er OK gewesen. Weiter 500m später konnte ich sogar knapp 20 km/h darauf fahren und nach einem weitern Kilometer kam endlich wieder Teer. Ohne übergroßen Zeitverlust kam ich wieder auf die Brevetstrecke und hatte tatsächlich 3km abgeküzt.
Fortsetzung folgt.