13. Tag, Donnerstag 05.04.07
Ich wache auf, der Himmel ist grau. Bin ich jetzt auf Malle oder bin ich in Punxsutawney? Wenn jetzt wenigstens Andie MacDowell vorbeikäme und mir einen Milchkaffee brächte; ich weiß jetzt, wie Phil sich gefühlt haben muss.
Aber ich will den Tag positiv beginnen, oooooooohhhhhhhmmm. Trotzdem, noch ein kleiner Nachtrag zu gestern; da das WLAN im Hotel wieder funktionierte, habe ich ein wenig gesurft und war unter Anderem auch kurz bei x-athlon.de. Und was war der erste Thread ganz oben? Richtig, das „Neueste“ aus dem Parallel-Universum. Mein Gott, ich habe ja Verständnis dafür, dass so ausgefuxxte Linkswixxer ihre geistige Diarrhöe ablassen müssen, aber dass mittlerweile auch vernünftige Männer, zum Teil Akademiker, Büchsenspannerdienste für KB leisten müssen ist einfach nur peinlich. Einer meinte doch tatsächlich, es wäre ein unschätzbarer Verdienst, was KB für den deutschen Triathlonsport geleistet habe. Ich warte ja nur darauf, dass irgendjemand KB für das Bundesverdienstkreuz vorschlägt. Weiß eigentlich irgendjemand, was ein Roamie ist? Nicht zufällig so was wie ein Schleimscheisser?
Aber ich war ja beim positiven. Die Berge waren zwar ziemlich grau, aber im Süden hatten sich doch einige blaue Flecken am Himmel gezeigt. tacis macht einen auf Weichei und will nur konzentrische Kreise ums Hotel fahren, so dass er in spätestens 10 min wieder im Trockenen ist.
Ich nutze die Gunst der Stunde, setzte mich ab und fahre immer in Richtung Blauer Himmel. Mein Masterplan ist, über Selva bis Santa Maria und dann über Esglaieta und Valldemossa nach Soller. Dort wollte ich dann, je nach Wetter, entweder über den Puig Major oder Orient zurückfahren. Soweit der Plan. Trotz perfekt sitzender Assos Hose tut mir schon nach 10 km der Hintern wieder weh. Shit, ich habe doch glatt vergessen, den Rosenquarz wieder zu entfernen, den ich um Mitternacht eingeführt habe. Kaum ist der Rosenquarz wieder draußen, ist auch der Schmerz weg. So langsam verstehe ich das System mit den Heilsteinen.
Zwischen Campanet und Selva überhole ich eine Hürzeler-Gruppe und meine, einen Kollegen von mir dort zu entdecken. Ich klinke mich kurz ein, stelle fest, dass es kein Kollege ist, macht aber nix, wir plauschen trotzdem ganz nett. Es dauert keine 5 min, schon war der Hürzeler-Tourenführer neben mir und macht mich im charmanten Schweizerdeutsch an: „Wenn Sie mitfahren wollen, dann brauchen Sie ein Billet“.
Sage noch mal einer, wir Deutschen wären Bürokraten, ich wünsche dem vermeintlichen Kollegen noch einen trockenen Tag, dem Hürzeler-Spacko ein freundliches Grüezi, denke, Du kannst mich mal da, wo es feucht und dunkel ist und nehme wieder Fahrt auf nach Santa Maria. Dank Rückenwind, danke Kumpel, komme ich gut voran und habe bis Santa Maria fast einen 30er Schnitt. Die Strasse von Llosetta über Binissalem nach Santa Maria dürfte so ziemlich die hässlichste Strasse sein, die Mallorca zu bieten hat; ziemliches Industriegelände. Apropos Santa Maria: Jedes Mal, wenn ich durch dieses Kaff fahre geht mir das Lied „Santa Maria“ von Roland Kaiser durch den Kopf. Ich gebe ja zu, dass ich gelegentlich gerne deutsche Schlager höre, aber Roland Kaiser ist Folter.
Habt ihr euch mal den Text genauer angesehen?
Santa Maria, Insel, die aus Träumen geboren,
ich hab' meine Sinne verloren, in dem Fieber, das wie Feuer brennt.
Santa Maria, nachts an deinen schneeweißen Stränden
hielt ich ihre Jugend in den Händen,
Glück für das man keinen Namen kennt.
Sie war ein Kind der Sonne, schön wie ein erwachender Morgen.
Heiß war ihr stolzer Blick, und tief in ihrem Inneren verborgen
brannte die Sehnsucht,
Santa Maria, den Schritt zu wagen, Santa Maria,
vom Mädchen bis zur Frau.
Santa Maria, Insel, die aus Träumen geboren,
ich hab' meine Sinne verloren, in dem Fieber, das wie Feuer brennt.
Dieser Alte Drecksack singt darüber, wie eine Minderjährige flachgelegt hat. Wo ist Amnesty International? Wo ist Claudia Roth, wenn man sie mal braucht?
In Santa Maria mache ich eine kurze Kaffeepause um zu überlegen, wie ich weiterfahren will. Da kommt doch glatt das nächste Aha-Erlebnis. Ich lege meinen Helm auf meinen Stuhl im Straßencafe um im Cafe etwas ganz wichtiges im Stehen zu erledigen. Ich komme zurück, mein bestellter Kaffee steht auf dem Tisch, mein Helm auch, aber mein Stuhl ist weg. Da hat sich doch direkt neben mir so eine Hürzeler Gruppe niedergelassen und einfach den Stuhl genommen.
Ich sage ganz freundlich, dass sie den Stuhl gerne behalten dürften, wenn sie denn ein Billet hätten. Ich sehe aber nur irritierte Gesichter. Also wenn ich Tom Tiger und TobleroneMän nicht persönlich kennen würde, dann könnte ich glatt vermuten, der Schweizer an sich wäre völlig humorbefreit. Jungs geht noch mal in euch; für echte Schweizer seid ihr viel zu locker, ihr habt bestimmt so einen undisziplinierten Deutschen im Stammbaum. Ich mache mich auf, Richtung Esglaieta, um nach ca. 10 km wieder umzudrehen. Die Wolken hängen mir einfach viel zu tief und sind viel zu schwarz. Über Valldemossa ist es so diesig, dass man die Konturen der Berge nicht mehr erkennt. Positiv gestimmt wie heute bin, ooooohhhhhhhmmmmmm, habe ich jetzt die dunklen Wolken im Rücken, die hellen Wolken von vorne und spüre ab und an sogar ein paar Sonnenstrahlen.
Der Gegenwind bremst mich zwar ziemlich runter, dafür bläst er aber die Wolken nach Westen, währen ich nach Osten rolle. Ich fahre Richtung Algaida, nein, heute denke ich nicht an böse Bomben, an Randa vorbei, dass ich aber links liegenlasse. Allerdings hinterlasse am Abzweig zur Cura die Rückstände der gestrigen Huldigung des San Miguel. Überhaupt, liegt es an der Kälte oder war ich extrem gut hydriert? Ich musste heute bestimmt 10 x zum Pinkeln absteigen. Die Strasse von Llucmajor nach Porreres ist landschaftlich wunderschön, bin ich froh, dass das Wetter so schlecht ist. Bei schönem Wetter würde man das vor Glück gar nicht aushalten. In Porreres fällt die Entscheidung über Villafranca und nicht über Felanitx nach Petra zu fahren recht leicht. Von Nord-Westen ziehen jetzt auch ziemlich dunkle Wolken heran, ich versuche die Wolkenfront über Santa Margalida zu umfahren. Das klappt auch ganz gut, erst als mich Alcudia nähere, fängt es leicht an zu regnen. Ok, das war unvermeidlich, ich war doch wieder in taciss Nähe. Alles in allem hatte ich doch mit dem Wetter Glück gehabt, nur ca. 5 km im leichten Nieselregen. Man muss nur positiv denken, dann klappt das auch. Es fällt mir allerdings sehr schwer, positiv zu bleiben, wenn ich diese ganzen Schweinefleischfresser-Visagen in ihren Mietwagen sehe, die mittlerweile die Insel bevölkern. So eine Arschgeige hätte mich im Kreisverkehr fast über den Haufen gefahren und meckert auch noch blöd rum, weil ich „Arschloch“ zu ihm gesagt habe.
Ich war kurz davor, ihm mit dem Radschuh den Spiegel abzutreten. Aber da heute ja der Positiv-Tag war, habe ich ihm nur ein schmerzhaftes Furunkel an den Hintern gewünscht. Ich werde ganz fest daran glauben, wenn ich jetzt gleich San Miguel huldigen werde.
Noch eine Bemerkung zu der Assos Hose: sie sitzt phantastisch! Allerdings ist sie über dem Bauch so geschnitten, dass das Bauchfett wie mit einem Push Up hoch gedrückt wird und über den Hosenrand quillt. Das sieht echt scheiße aus.
Ich sollte vielleicht doch demnächst mehr dem Sankt Sodenthaler huldigen?
Streckenführung:
Hotel Club Pollentia,Sa Pobla, Buger, Campanet, Selva, Llosete, Binissalem, Santa Maria, bis zur Kreuzung, Santa Maria, Santa Eugenia, Algaida, Randa, Llucmajor, Porreres, Villafranca, Petra, Santa Margalida, Muro, Can Picafort, Alcudia und zurück.
Bilanz für den dreizehnten Tag:
Rad: 164.33 km, 15°C,920 Hm, 06:32:06, Ø=25.1 km/h, Ø=118 bpm, 3712 kcal