vb, schön *lob*
, ich wünsch mir, dass das mehr leute ohne ideologische verklärung derart klar erkennen. aber noch drei anmerkungen.
vb_man hat geschrieben:
Wie entsteht eigentlich Massenarbeitslosigkeit?
Obwohl wir in Deutschland langfristiges Wachstum haben, konnte die Arbeitslosigkeit seit den 70er Jahren nicht nachhaltig zurückgeführt werden; an diesem Thema haben sich sozialliberale, christlich-liberale, rot-grüne und schwarz-rote Rgierungen bisher erfolglos abgearbeitet.
Warum?
arbeitlosigkeit ist schon erklärbar, aber leider nicht auf die schnelle. dein ansatz (hier drunter) gehört was die neuentstehung von arbeitsplätzen angeht auch dazu, ist aber eigentlich schon eine folge. ich geb falls interesse besteht später kurz einen denkanstoss dazu.
warum sich diverse regierungen daran die zähne ausbeissen, hat imho (achtung, nichts fachliches, meine persönliche politische ansicht) damit zu tun, dass politik selbstzweck ist. die zu lösenden probleme sind also nicht so sehr die der volkswirtschaft deutschland, sondern eher die eigenen, wie machterhalt, profilierung, geld....wenn man dass jetzt zu unwissen, ignoranz und ideologie addiert, dürfte man bei bei der beschreibung der derzeitigen situation nicht falsch liegen. siehe:
Zitat:
Das lernen VWL Studenten im 1. Semester und selbst unsere Azubis im 3. Lehrjahr wissen wie man Macro-Ökonomie buchstabiert; als Bundeswirtschaftsminister kann man sowas natürlich mal vergessen.
der bundeswirtschaftsminister, the glosmihi, ist von beruf müllermeister. da lernt man das wahrscheinlich nicht. man kann daher streiten, ob das ressort mit ihm richtig besetzt wurde. ich find es grundsätzlich gut, wen nicht nur juristen mitspielen, drum hab ich erst mal nix dagegen, aber ich finde, wenn man wirtschaftsminister werden will, sollte man verschiedene dinge nachlesen.
Zitat:
Nun, Wachstum entsteht auch durch Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Das bedeutet, daß nur dann zusätzliche Erwerbstätige benötigt werden, wenn das Wachtum des BIP das Wachtum der Arbeitsproduktivität übersteigt.
Nach mehr oder weniger übereinstimmender Meinung der Ökonomen benötigen wir in Deutschland etwa 1.7%
reales Wachstum, damit rein rechnerisch keine Verringerung der Beschäftigten erfolgt. Diese Beschäftigungsschwelle hängt u.a. von der Technologie, der Struktur und den
Regulierungen des Arbeitsmarktes ab.
Zu Deiner eigentlichen Frage:
Versuche Dir dem Arbeitsmarkt als vollständigen Wettbewerb vorzustellen. Vollständiger Wettbewerb heißt, wir haben einen gegeben Marktpreis für das Wirtschaftsgut Arbeitskraft, es herrscht vollständige Transparenz, keine Marteintrittsbarrieren und wir haben frei vereinbare Preise, also ideale bedingungen.
Jetzt stelle Dir bitte die Preis/Absatz Funktion in einem solchen Markt vor. In dem nachfolgenden link findest Du ein Beispiel:
MarktgleichgewichtWir sprechen von einem Marktgleichgewicht, wenn das Angebot und die Nachfrage im Gleichgewicht sind. In bezug auf den Arbeitsmarkt, ist dieses Gleichgewicht gestört; es gibt ein Überangebot an Arbeitskraft.
den Gesetzten des Idealen Marktes folgend, müßte der Preis für für das Wirtschaftsgut Arbeit angepasst werden, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Genau das passiert aber nicht; im Gegenteil, durch alle möglichen Regularien wird das Wirtschaftsgut Arbeit weiter verteuert. Die Einfürung von Mindestlöhnen (=Mindestpreise) verringern den Wettbewerb zusätzlich und bieten Anbietern aus Niedriglohnregionen eine zusätzliche Chance.
Jetzt ist das Wirtschaftsgut Arbeit alles andere als homogen und der Arbeitsmarkt ist alles andere als ein freier Markt. Für Arbeitslose mit geringer Qualifikation stellt sich eine große Markteintrittsbarriere dar. Mangelnde Flexibilität (z.B. Ortgebunden, Brache) sind ebenfalls eine Hürde.
wie oben schon geschrieben, so ist es. jetzt die erste anmerkung: mindestlöhne behindern nicht nur den wettbewerb, sie hebeln den marktmechanismus aus. und das erschreckende ist, hoppla, die gibt es schon. und zwar fungiert die höhe der arbeitslosenbezüge in der tat als eine art, nennen wir ihn virtuellen, mindestlohn. entgegen dem oft in den medien gezeichneten bild, ist das gros der (!!! langzeit-) arbeitslosen bevölkerung gering qualifiziert (in den bereichen der hochqualifizierten arbeitskräfte funktioniert der markt tatsächlich recht gut). die arbeit gering qualifizierter hat für einen arbeitgeber eines bestimmten wert, den preis, den er zu zahlen bereit ist. wie du richtig sagst, müsste sich bei einem hohen angebot an arbeitskräften, um den markt zu räumen, also alle suchenden in arbeit zu bringen, der lohn der einzelnen arbeitsperson nach unten anpassen. sinkt der angepasste zu erwartende lohn aber unter diesen mindestpreis, ist der markt nicht mehr existent, weil plötzlich keine nachfrage mehr vorhanden ist. und zwar aus nachvollziehbaren gründen.
Zitat:
Druck auf die Arbeitslosen verringert nicht unbedingt sofort die Massenarbeitslosigkeit. Aber es führt dazu, daß sich einige Herrschaften vielleicht mal am Riemen reißen und kapieren, daß für ihren Wohlstand nicht der Staat, also die steuerzahlende Gesellschaft, sondern sie selbst verantwortlich sind. Es wird niemand einem Hertz IV Empfänger das Recht auf Erholung absprechen. Aber wenn eine 4-köpfige Hartz IV Familie per Flugzeug nach Malle will, dann wird dieser Urlaub aus Transferleistungen, also aus meinen Steuergeldern finanziert. Das ist schlicht und einfach nicht akzeptabel.
zweite anmerkung: wir sind uns denke ich einig, dass die schwelle, ab der es sich für einen arbeitslosen lohnt, arbeiten zu gehen, derzeit zu hoch ist.
allerdings einfach nur an der höhe des mindestpreises, im beispiel also den transferleistungen, herumzuklamüsern, der berühmte druck, dürfte nicht zielführend sein, weil es das problem nur nach unten verschiebt, nicht löst. mit anderen worten, es kostet die allgemeinheit dann zwar weniger, aber trotzdem werden nicht viele mehr arbeit finden, als jetzt. weils einfach immer noch zu teuer ist. ich glaube übrigens nicht, dass sich eine vierköpfige familie, die von alg2 lebt, tatsächlich urlaub auf malle leisten kann, ok ist sicher ein übertriebenes beispiel gewesen. grundsätzlich finde ich aber, wenn jemand seine leistungen einteilt und sich sozusagen eine woche camping oder was wies ich was vom mund abspart, kann man daraus nicht schließen, dass die leistungen zu hoch bemessen sind. das geht an der realität vorbei, ich würde das eher in richtung politisches gepolter einordnen, von einem der sich auf seinem status ausruhen kann, aber sich auch während er versucht hat diesen zu erreichen, nie wirklich um sein auskommen sorgen musste. vielleicht weiß der söder das nicht, aber "urlaub" bedeutet für einen hartz4 empfänger nicht, in die karibik zu fliegen, sondern lediglich, dass er sich nicht ständig zur verfügung halten muss.
Zitat:
Regierungen, egal welcher Couleur schaffen keine Arbeitsplätze. Regierungen können wirtschafliche Rahmenbedingungen gestalten, in denen sich der Markt entwickeln kann. Wachstum entsteht nicht durch Regulierung sondern durch Innovation und freie Märkte.
das stimmt grundsätzlich, aber mit freien märkten ist das immer so eine sache. sie sind schön und funktionieren im modell ohne einschränkung. aber sie tun das nur, wenn sich alle an die spielregeln halten. es ist also erforderlich, die märkte zu bewachen, nicht sie wodurch auch immer, einzuschränken. denn, dritte anmerkung - schlusswort, preisabsprachen gibt es in einem vollkommenen markt genauso wenig, wie administrativ vorgegebene mindestpreise, weil sie die gleichen mechanismen konterkarieren.
ende.