Jetzt bin ich auch einer von den Großen und darf mitreden, so als Finisher
Eine Großfassung habe ich schon geschrieben und hänge die mal unten an. Das ist aber die große nüchterne Fassung für besorgte Eltern und spätere Enkel
Fakt ist, ich bin mit Minimalst-Training ohne wirkliche Probleme in 11h 24 durchgekommen.
Schwimmen:
War gänzlich ohne Probleme. Lediglich die Schwimmbrille war etwas beschlagen, so daß ich nicht Zuschauer guggen konnte. So mußte ich mich die 3,8 km mit dem Beobachten der anderen Schwimmer beschäftigen. Denn sind wir mal ehrlich, besonders aufregend ist Schwimmen ja nicht...
Wechsel I:
Ein bisschen Smalltalk mit der Helferin war natürlich nötig, da der Ärmsten der Schweiß von der Stirne getropf ist. Sie war auf jeden Fall fertiger vom Helfen als ich vom Schwimmen...
Bike:
Nach 10Km kurzer Streckenrandsmalltalk mit Christine Waitz, daß es jetzt ja nur noch 170Km auf dem Rad sind... Die erste Runde dann ausgiebig mit Trinken und Landschaft guggen verbracht. Die zweite Runde wurde extremst aufgelockert durch die Pinkelpausen, die ich einlegte um Roth jetzt als mein Revier zu markieren
Wechsel II:
War kein Helfer für mich da
Ich war wohl zu schnell
Run:
Lief von Anfang an gut, die Beine waren locker und die Laune gut
Nach 6Km habe ich gemerkt, daß mein rechter Fuß wehtut aber das ist nix Neues und deswegen habe ich es auch nicht weiter beachtet...
Bei Km 12 (?) ist mir Crazy begegnet, keine Ahnung ob er mich erkannt hat aber zumindest hat er mich angehupt nachdem ich ihn per "Hallo EMU" angerufen habe
Kurz vor dem HM habe ich das erste Mal leichte Schmerzen in den Oberschenkeln gespürt
Da war mir dann klar, daß ich vielleicht noch ein bisschen für die fehlenden langen Läufe leiden werde...
So kam es dann auch, daß jeder Schritt richtig weh getan hat
Aber am finishen gab es nie Zweifel
Die Muskelschmerzen nach dem Zieleinlauf waren recht derb und die Massage danach war, naja eher ein Streicheln denn ein Muskellockern
Montag, Dienstag war der Muskelkater in den Schenkelchen echt enorm aber seit Donnerstag gehts mir, außer ein paar tauben Zehen im rechten Fuß, wieder voll gut
Ich bin mir voll bewußt, daß ich für das bisschen Training ein super Ergebnis hingelegt habe. Deswegen werde ich das Glück auch nicht wieder heraus fordern und gebe hiermit auch gleich meinen Rücktritt von der Langdistanz bekannt
Nachdem im "neuen" Design scheinbar keine Dateien angehängt werden kommt hier der ganz Bericht in voller Länge
:
ROTH 2010Oder auch:
Roth, ab jetzt mein Revier
Vorspiel:
Nach der freitäglichen Hochzeit meines Bruders sind wir am Samstagmorgen gen Roth aufgebrochen. Nach dem Anmelden im Hotel haben wir die Startunterlagen geholt und sind in Richtung Wechselzone I gefahren um das Rad einzuchecken.
Eine kurze Probefahrt hat gezeigt, dass das Radl noch funktioniert und nach dem obligatorischen Startnummernbefestigen fand ich mich auch schon in der Wechselzone wieder, wo ich Radl und Helm für die Nacht alleine zurück lies.
Raceday:
Um vier Uhr klingelte der Wecker und ich war auch sofort wach und war froh mindestens 6 Stunden Schlaf gehabt zu haben, denn der Tag der an stand sollte ja etwas länger werden.
Nach einem kleinen Frühstück fuhren wir zum Start und stellten uns wie so viele brav in den Stau gen Startgelände. Aber dank guter Zeitplanung kamen wir rechtzeitig an und ich konnte in Ruhe den Wechselplatz endgültig fertig einräumen.
Schnegge und ich entspannten uns am Ufer und bestaunten wie langsam manche in eine Langdistanz starten und wie orientierungslos wieder andere schwimmen.
Nachdem von Zeit zu Zeit die Sonne durch die Wolken kam war es Zeit Sonnencreme aufzulegen und sich in den Neo zu quetschen.
15 Minuten vor dem Start habe ich mich von Schnegge verabschiedet und bin entspannt in Richtung Schwimmstart gegangen.
Nach einem kurzen Smalltalk mit einem Ordner über sein Schwimmvermögen (1h 45min für 3,8Km) ging es auch schon ins Wasser und ehe man sich versieht fiel schon der Startschuss.
IT´S RACETIME
SWIM:
Nach dem üblichen Startdurcheinander hatte sich das Feld schnell sortiert und ich fand auch bald meinen Rhythmus. Die zeitweise auftauchenden Querschwimmer hielten sich auch in Grenzen, so dass ich ungestört planschen konnte.
Später nach der ersten Wende kamen die schnellen Schwimmer der nachfolgenden Startgruppe auf meine Höhe aber ich muss sagen, dass da keiner dabei war, der sich den Weg „frei geschlagen“ hat.
Es lief alles sehr fair und entspannt, lediglich die Starter der Gruppe die vor mir gestartet waren, waren teilweise schwer zu überholen da sie oft nebeneinander schwammen. Aber ich hatte ja Zeit, es war ja noch früh am Tag.
Alles in allem war das Schwimmen recht kurzweilig und ging ohne Atemnot oder muskuläre Probleme vorbei.
Ein Blick auf die Uhr beim Schwimmausstieg hat gezeigt, dass ich mit 1h 16 Minuten auch im anvisierten Zeitfenster war.
Wechsel I:
Im Wechselzelt entledigte ich mich von meinem Neo und stieg in die Radschuhe, legte die Startnummer um und ab ging es zum Radl, wo noch der Helm und die Brille hingen.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass das Schwimmen locker und schnell vorbei ging.
Denn hauptsächlich war ich damit beschäftigt die anderen Schwimmer zu beobachten und den Schnappschildkröten auszuweichen ;-)
1 Stunde 16 Minuten war voll im Plan und damit bin ich voll zufrieden, wer weiß wie wenig ich im Vorfeld Schwimmen war, der wird die Zufriedenheit über die Zeit nachvollziehen können…
BIKE:
Mein Ernährungskonzept während dem Radeln bestand darin Nix zu essen
So begann ich damit schön brav immer wieder zu trinken um auf ungefähr einen Liter Iso pro Stunde zu kommen. Lediglich zur Unterhaltung knabberte ich von Zeit zu Zeit an insgesamt einem Energieriegel und nahm 1 ½ Gels zu mir, als die angenommene Isomischung viel zu dünn war.
Nach ca. 30Km kam die Männerspitze vorbei und so hatte ich zumindest mal kurz direkten Anschluss an die „Konkurrenz“ ;-)
Dadurch, dass ich die Radstrecke nicht kannte bin ich immer schön defensiv gefahren und habe die Zeit genossen. Denn auch der unbekannte Gredinger Berg erwies sich zwar als längerer Anstieg aber nicht als richtiger Berg. Alles in allem wurde auch recht fair gefahren, wobei man aber fest stellen konnte, dass in vielen Südländern wohl Linksverkehr gilt, da manche Mitsportler gar nicht der Meinung waren, dass es angebracht ist rechts zu fahren.
In der zweiten Runde wurde der Wind stärker und ab KM 100 wurde es auffällig wie viele Mitstreiter sich immer wieder dehnen mussten und fast nur noch aufrecht fahren konnten. Für mich etwas unverständlich aber war ja auch nicht mein Problem
Meine Beine waren auch weiterhin gut und so konnte ich auch gegen den Wind schön gleichmäßig fahren und viele, die wohl sehr optimistisch begonnen hatten einsammeln.
Das einzige was mich aufhielt waren die Pinkelstops
Denn durch die ungewohnt hohe Flüssigkeitsaufnahme war es nötig fast alle 20 Km für Erleichterung zu sorgen… Aber wenn man mal kurz steht kann man die Landschaft ja auch viel besser genießen als wie wenn man nur vorbei rast
Die Durchfahrten durch den legendären Solarerberg waren natürlich genial und wer da nicht breit grinst ist wohl mit Botox unterwegs!
So kam auch recht schnell die Kreuzung in Eckersmühlen zum dritten Mal in Sicht von wo aus es zur Wechselzone 2 ging.
Am Schluss stehen 5 Stunden 41 Minuten für die 180KM (entspricht einem Schnitt von 31,7 Km/h) zu Buche und nachdem es die längste Strecke war, die ich bisher je im Leben per Rad am Stück gefahren bin, geht das auch voll in Ordnung. Vor allem da ich unterwegs keine muskulären, energetischen oder sonstigen Probleme hatte. Und ohne die Pinkelstops wäre ich ja auch noch einige Minuten (!?) schneller gewesen.
Wechsel II:
Ich hatte etwas Bammel vor den ersten Schritten nach den 180Km Rad aber wider Erwarten kam ich mir nicht wie Quasimodo vor, sondern eigentlich ganz normal. Also schnell den Wechselbeutel genommen und weg mit den Helm und den Radschuhen und Sonnenschutz-Visier aufgesetzt und Laufschuhe angezogen. Zusätzlich die Salztabletten und MP3 Player in eine Tasche gestopft und los…
RUN:
Am Anfang der Laufstrecke geht es etwas bergab und sogar da waren die Beine voll dabei und ich hatte keine Probleme bei der Umstellung von Rad auf Lauf
Die Beine hatten schnell ihren Rhythmus gefunden und so lief es sich ganz gut. Ich wusste zwar, dass ich zu schnell unterwegs war aber was soll´s, wenn sowohl Beine als auch Kreislauf das Tempo voll o.k. finden?
An den Verpflegungsstellen immer schön Isogel bzw. Isogetränk aufgenommen und einen Becher Wasser für den Kopf. Drei- bis viermal nahm ich unterwegs auch eine Salztablette um die Systeme am Laufen zu halten. So gingen die Kilometer vorbei und erst bei Km 18 habe ich gemerkt, dass jeder Schritt von beiden Oberschenkeln mit Schmerzen kritisiert wird. Also wurde klar, dass die zweite Hälfte vom Marathon schwer wird…
An der Lände, also ziemlich genau bei Km 21 habe ich Schnegge getroffen und das motiviert natürlich
Aber trotzdem wurden die Schmerzen in den Oberschenkeln immer größer und die Verpflegungsstellen wurden gerne angenommen um kurz zu gehen. Alles in allem bin ich zwischen Km 25 und 35 ziemlich viel gegangen aber nachdem ich auf Cola zum Abschluss umgestiegen bin, ging es auch wieder zu laufen. Doch beim Laufen waren die Oberschenkelschmerzen wirklich enorm und beim Gehen haben sie halt „nur“ wehgetan.
Bei Km 35 habe ich eine andere Läuferin getroffen, mit der ich gut ins Gespräch kam und nachdem geteiltes Leid halbes Leid ist, sind wir zusammen gelaufen. Bei Km 38 habe ich Schnegge noch einmal getroffen und anschließend noch einen, mich motivierenden Zuschauer, der mich per Rad begleitet und motiviert hat. Die letzten 2 Km lief ich wieder mit der anderen Läuferin gen Zielstrich und konnte so die Oberschenkelschmerzen gut verdrängen.
Den Zieleinlauf genoss ich aber alleine und konnte so nach 11 Stunden 24 Minuten die Ziellinie überqueren
Die zweiten 21Km waren so knappe 22 Minuten langsamer als die ersten 21Km. Aber das geht voll in Ordnung, denn wenn ich mit meinen „sehr sehr sporadischen“ langen Trainingsläufen einen Marathon locker durchgelaufen wäre, hätte es mich selbst überrascht!
4 Stunden 22 Minuten für einen Marathon bei meinem Langdistanzdebüt sind ein Wert mit dem ich auch voll zufrieden bin und ich glaube nicht, dass ich schneller durchgekommen wäre, wenn ich am Anfang verhaltener angelaufen wäre.
Anschließend wartete ich noch zwischen einem Belgier und einem Engländer auf eine Massage und genoss zwei Tassen mit heißer Suppe. Mehr war nicht nötig, denn ich hatte weder Hunger noch Durst. Auch der Kreislauf war voll da und nur die Oberschenkel waren stinksauer auf mich
Alles in allem genug Zeichen für mich, dass ich sehr viel richtig gemacht habe.
Auch ohne den neusten Neo ging ich nicht unter, auch ohne Carbon-Aero-Laufräder bin ich gut durch die 180 Km gekommen und Laufen ging auch ohne Kompressionssocken gut.
Und das Vertrauen darauf, dass es reicht Energie = Kohlenhydrate nur flüssig nachzuführen hat sich als Volltreffer erweisen. Wozu unterwegs den Magen mit fester Nahrung belasten, wenn der Organismus eh´ nicht mehr aufnehmen kann?
Einen Dank muss ich auch an das Wetter richten, da es rein wettertechnisch ideal war. Das Schwimmen im Neo war zwar sehr warm aber noch ok. Der Wind auf dem Rad war nicht extrem und hat es lediglich ein bisschen selektiver gemacht. Beim Lauf am Ende gab es zwar viel Sonne aber es herrschten nicht die Tropentemperaturen der voran gegangenen Tage.
Auch Leistungsdiagnostik und ein penibel eingehaltener Trainingsplan haben für mich keinen Vorteil gegenüber dem Spaß am Sport, etwas gesundem Körperempfinden und einem auch neben dem Sport vorhanden Privat- und Familienleben.
Und solange ich kein Geld für den Sport bekomme, werde ich ihn auch weiterhin just for fun ausüben
Zahlen:
3,8 Km Swim: 1h 16min
Wechsel I: 2 min
180 Km Bike: 5h 41min
Wechsel II: 3 min
42 Km Run: 4h 22min
Gesamt: 11h 24min
Vorbereitung 2010:
Swim: 24 Km
Bike: 2000 Km
Run: 640 Km
Entspricht einer Trainingsdauer von 140,5 Std in 110 Trainingseinheiten. Das sind runtergerechnet 5 Std pro Woche Sport und mit dieser „Menge“ an Training habe ich eine Zeit von unter 11h 30min eigentlich gar nicht verdient und dessen bin ich mir auch noch voll bewusst