Einewurdegezwungen hieß unsere Staffel. Die Wahrheit ist jedoch: die, die gezwungen wurde, war die einzige, die gestern Morgen wirklich bereit für den Wettkampf war. Wir anderen beiden waren tot, müde, todmüde und erschöpft. Schuld daran war ein fränkisches Weihnachtsgebäck, das von Bergen nicht genug kriegen konnte. Aber wir hatten es ja nicht anders gewollt.
So klingelte also gegen 6.20 Uhr der Wecker. Draußen klopfte der Regen an die Scheiben und ich wünschte mir, dass unsere Staffelschwimmerin anruft und sagt, dass sie nicht mehr mitmacht. Aber nichts dergleichen geschah. So stiegen wir also aus dem Bett, die Oberschenkel schmerzten und der Kopf stellte sich quer. Es gab dann erstmal Kaffee und ein kleines Müsli und dann ging es über nasse und menschenleere Straßen zur S-Bahn nach Laim. Am Bahnsteig standen ein paar verirrte Samstagnachtgestalten, die sich an Chips aus dem Automaten labten. Die S-Bahn-Anzeige erzählte was von Unwetterschäden und Schienenersatzverkehr. Zum Glück nicht auf unserer Linie. In der S-Bahn dann waren wir nicht die einzigen Sportler. Jeder sah irgendwie müde und lustlos aus. Der Regen draußen wurde auch wieder stärker.
Das war wirklich ein Wetter, bei dem man am besten im Bett bleibt anstatt in Regenjacke am See rumzuhüpfen und darauf zu warten, dass man gleich mal Rad fahren darf oder gar in den See springen.
Der Wörtseetriathlon ist ja eher ein ruhiger, beschaulicher und erinnert fast an die Ismaninger Winterlaufserie. Alles ist ein wenig improvisierter, aber dafür gibt es richtige Toiletten.
Unsere Schwimmerin trug schonmal einen Pulli mit der Aufschrift: Jugend trainiert für Olympia, Siegerin Rheinland-Pfalz. Na bravo...Ich hoffte, dass sie sich von uns nicht zu viel versprach. Und überhaupt stand mir der Sinn nicht nach Radfahren. Wir wussten auch nicht genau, wie das mit der Staffel läuft. Konnte keiner sagen. Also haben wir beschlossen, in der Wechselzone aufeinander zu warten. Übrigens ist der Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren am Wörthsee nix für Weicheier. Es liegt dort kein Teppich und man muss barfuß Wiese, Schotterpiste mit spitzen Steinchen und einen Parkplatz überqueren, bis man zum Rad kommt. Leider war und ist unsere Schwimmerin etwas heikel. Denn eigentlich schwimmt sie nie im See, sondern nur im Hallenbad und Chlor riecht auch geiler als Algen. Und laufen über Steine tut sie erst recht nicht. Aber Jockel hat ja sowas ganz gut im Griff und machte gleich mal mit dem Kampfrichter aus, dass er als Läufer den Chip übergeben konnte.
Ich machte mir zunächst erstmal Gedanken, wie ich bei der Kälte fahren sollte. Und da ich bei Kälte aus irgendeinem Grund noch langsamer werde beschloss ich, eine Windjacke anzuziehen. Aerodynamik hin oder her. Frieren wollte ich nicht. Matthias, den wir dann Dank Emu-Outfit identifizieren konnten, riet mir zwar ab, aber wenn ich nicht mag, mag ich nicht. Matthias erzählte mir noch was von bergab bremsen am Germannsberg, aber da braucht mir keiner was zu erzählen. Bremsen kann ich bergab ganz gut.
Auf der Wettkampfbesprechung wurde nochmals auf verschmutzte Straßen durch das Unwetter hingewiesen und auf die Gefahrenstellen. Nun ja... Dann fiel der Startschuss und ich gesellte mich zu den anderen Staffelteilnehmern in die Wechselzone. Und ich staunte nicht schlecht, als einer dort mit Zeitfahrhelm auftauchte. Moment mal, Staffel beim Dorftria ist doch Spaß oder nicht? Ich dachte, es würde Bauernhof gegen Bauernhof antreten. Aber nein. Außerdem war ich bei den Staffelteilnehmern die einzige weibliche Radfahrerin. Nach 20 Minuten erwartete ich unsere Schwimmerin. Nach 27 Minuten kam dann Jockel mit dem Chip angerannt. Hier sei noch zu erwähnen, dass er fast ihren Schwimmausstieg verpasste, weil er sich noch schnell ein Eis...Nee, also er musste nochmal schnell zur Toilette und bekam dann einen Riesenschreck, als die ersten weißen Bademützen aus dem Wasser kamen. Wie auch immer und sowieso scheiß egal. Ich fuhr dann also als 3. Staffel los und es ging gleich mal bergauf. Waden und Oberschenkel brannten wie verrückt, aber dsas merkte ich schon gar nicht mehr so sehr. Es ging dann durch Dörfer und an der Autobahn entlang, irgendwann kam eine 12-prozentige Steigung, die ich ganz gut meisterte. Ich wurde dauernd überholt. Irgendwann dann auch von einem Trekkingrad. Natürlich bergab. Nämlich dort, wo man laut Matthias und Wettkampfbesprechung bremsen sollte, da es steil bergab ging und danach gleich eine Rechtskurve kam. Dann ging es wieder zur Autobahn und nebendran entlang und hier blies der Gegenwind exakt von vorne. Und das blieb so für die nächsten 10 km. Und hier dann hatte ich keinen Bock mehr. Außerdem war ich auch nicht aerodynamisch und überhaupt... ich quälte mich also und schaffte es dann irgendwie bis zum Ende. 1:28 brauchte ich für 40 km und 300 HM und ziemlich harten Gegenwind. 4 Staffelteilnehmer hatten mich überholt. Dann kam Jockel an die Reihe. Zuerst durfte er bergauf und dann eine Treppe hinauf laufen. Unterwegs hatte er wohl noch eine Banane gefunden und diese zu sich genomen. Nach 49 Minuten überquerte er die Ziellinie. Wir sind als Staffel unter 3 Stunden geblieben und ich war heilfroh, dass es rum war.
Im Ziel habe ich erstmal 4 Stückchen Kuchen verdrückt und Pioto bestaunt, der echt bei mir einen Heldenstatus erreicht hat.
Dann ging es nach Hause, zunächst mal in die falsche Richtung nach Herrsching, aber dann echt. Dort wurde geschlafen und abends gab es Pasta und ein Glas Rotwein, von dem ich sofort betrunken war.
Staffel ist übrigens doof. Man fühlt sich eher wie ein Depp.
Ich überlege, ob ich in Regensburg nicht nur den Jedermann mache. Irgendwie habe ich gerade genug.