Jaja, ich weiss, dass ist ein Triathlon Forum...
Aber da ich bedingt durch Jobwechsel nicht mehr so locker zum schwimmen komme, kann ich mich zumindest dieses Jahr nur unseriös auf eine OD Distanz vorbereiten und habe halt wieder mal ein Laufjahr eingelegt.
Höhepunkt war gestern Samstag mit dem
K78 in Davos. Da es ein Bergmarathon ist und ich nicht gerade eine Bergziege, war die Vorbereitung natürlich entscheidend. Kilometer machte ich genug, auch Höhenmeter. Alleine beim Gewicht hat's nicht ganz so geklappt, Ziel wäre gewesen, so gegen 80 runter zu kommen, schlussendlich waren's aber immer noch 83 kg... Das sollte ich noch zu spüren bekommen...
Angereist sind wir am Freitag, damit wir in Ruhe noch ein bisschen in Davos rum spazieren konnten und gemütlich die Startnummer holen konnten. Ein Freund, ehemaliger Arbeitskollege und seit einiger Zeit auch Ausdauersportler, kam auch mitsamt Famile mit. Übernachtet haben wir übrigens im
Sporthof. Das ist nicht ein normales Hotel (Abendessen zBsp. nur, wenn sich genügend voranmelden), aber freundlich geführt und super günstig.
Nach der obligaten Pastaschlemmerei hiess es dann um 04.30 auf auf zum Frühstück. Wir waren nicht die einzigen im Sporthof, die am K78 teilnahmen, so hat man unter anderem auch interessante Sachen von einem Herrn Jalabert erfahren von seinem IM Debut in Zürich... Andere hätten kein Ticket nach Hawaii bekommen, aber das weiss niemand von mir...
Um 07.30 waren wir dann zu viert beim Start. Es war kühl und bewölkt. Das Thema Bekleidung war nicht einfach. Es war mehr oder wenig Bewölkung angesagt, ev. Niederschlag, zwischendurch mal Sonne, ev. Wind in den Bergen oben... Das ganze Programm also. Da es in den Bergen mit Wind und Regen ziemlich schnell kühl werden kann, entschied ich mich, eine leichte Jacke und Handschuhe mitzunehmen, die Jacke einfach um den Bauch gewickelt.
Um 08.00 erfolgte dann der Startschuss. Sofort fühlte ich mich wie eine Bleiente... fängt ja super an... Zum Glück sind die ersten Kilometer wirklich locker und gut zum einlaufen. Allerdings ging es über eine Stunde, bis ich ein bisschen in die Gänge kam.
Zu Beginn ist die Strecke vom Profil her eben relativ locker, allerdings geht es schnell weg von der Zivilisation auf relativ kleine Wege. Das führt, wenn man nicht vorne läuft, halt manchmal dazu, dass es an Engpässen zu leichten Rückstauungen kommt. Ist aber nicht tragisch oder fast schon eine gute Übung, um stop'n'go zu trainieren für später...
Der erste Teil führt über Wiesen und durch Wälder, wobei es vornehmlich runter geht bis Filisur, ca. 30 km vom Start entfernt. Streckenweise geht es sehr steil runter auf Trampelpfaden, die ich nicht bewältigen möchte, wenn es regnet und nass ist...
Davos liegt auf gut 1500 Meter, der höchste Punkt bis Filisur auf 1700 Meter und Filisur selber auf auf rund 1000 Meter Höhe. Nebst Wiesen und Wald geht es auch durch enge Schluchten und als erstes Highligt über das
Wiesner Viadukt. Wir hatten alle gedacht, wir sollten die Strecke unter 10 Stunden bewältigen. Ich hatte mir vorgenommen, nach 2 Stunden 45 in Filisur anzukommen, was eigentlich locker machbar sein sollte aufgrund der Trainings. Leider waren es... hüstel hüstel... 3 Stunden 20, bis ich dort war... Ein Teil davon geht sicher auf's Konto 'Bleiente', der rest auf's Konto Vorsicht. Denn nicht lange nach dem Start gab's einen blauen Himmel und Sonne pur, so dass ich an jedem Verpflegungsstand eine Menge Flüssigkeit nachzufüllen hatte. Die einen oder anderen mögen sich sicher an den Thread erinnern, so von wegen Flüssigkeitsverlust...
Nach Filisur beginnt die Plackerei dann richtig. Auf den nächsten 22 Kilometer wollen 1600 Höhenmeter bewältigt werden. Davon auf den letzten 4 Kilometer beinahe 700...
Nach Filisur geht es durch eine Schlucht relativ zivil neben einem Fluss gegen Bergün hoch. Die Jacke nützte mir leider nix, hätte doch die Mütze auch mitnehmen sollen. Die Sonne hat mich richtig fertig gemacht und den Puls auf nicht normale (im Verhältniss zur Geschwindigleit) 160-165 hoch gejagt. 'Glücklicherweise' war ich ja weit hinten im Feld, und da ging es anderen noch schlechter. So konnte ich den Schaden bis Bergün in Grenzen halten. Dort habe ich dann die Jacke bei der Verpflegungstelle in eine Kiste geworfen. Man kann vorher beim Start Klamotten abgeben, welche nach Bergün transportiert werden, eine gute Idee.
Nach Bergün geht es eigentlich erst richtig los. Zuerst durch breite Schluchten, zu beginn wenig Teer und dann viel Kies... nur schien leider immer noch die Sonne, zu hoher Puls bei zu langsamen Tempo. Das wiederum bedeutete, dass ich meine Bordverpflegung zu schnell aufgebraucht hatte. Das ich immer so viel auf's mal an den Verpflegungsstellen nachtanken musste, hat dem Wohlbefinden auch nicht gerade gut getan. So kam es dann wie es kommen musste, 15 Minuten Auszeit, um Kohlenhydrate und Flüssigkeit nachzuschütten und zumindest einen Teil davon auch ins Blut gelangen zu lassen...
Weiter ging es dann durch Wälder hoch, bis schlussendlich über die Baumgrenze. Da es da schon relativ steil war, war des öfteren 'power wandern' angesagt. Glücklicherweise war ich ja nicht in bester Verfassung, so konnte ich auch dann den Puls spielend auf 155 halten... wenigstens kam ein bisschen Wind auf, so schwitzte ich nicht mehr wie blöd. Auf den letzten 3 Kilometer bis zur
Kesch Hütte war es dann sogar bedeckt, super ! Oben angekommen, gab es (nicht zum ersten mal...) nebst warmer Boillon halt wieder Banane für mich. Und natürlich die Lanschaft geniessen... aber sind die Wolken nicht ein bisschen dunkel...?
Kleine Andekdote am Rande: Als ich zu Hütte hochkam, fragte mich eine Offizielle, ob es mir gut ging. Worauf ich zurück fragte, wieso, sehe ich so übel aus... War aber nur eine Kontrollfrage, wer da schon im Delirium war, durfte nicht mehr weiter...
Gestärkt ging es dann auf den
Panoramatrail, welcher die Keschhütte und den Scalettapass verbindet. Zuerst geht's heftig runter, dann auf dem schwierigen Pfad mehr oder weniger gerade aus bis zum Scalettapass, dass zweite mal, dass es auf gut 2600 Meter hoch geht. Runter gings auch im steilen Stück gut, Freude kam auf, gelegentlich mal stehen bleiben und den Blick ins
Tal geniessen, aber die dunklen Wolken... Kurz nach dem Abstieg ein hässliches Unwetter, Regen, Graupel und Donner gepaart mit einem herrlichen Temperatursturz. Zum Glück nur ca. 15 Minuten lang, hat aber gereicht, um den Pfad wirklich gefährlich werden zu lassen. Denn es geht ziemlich steil den Hang runter, wenn man stürzen würde, und sehr weit runter, wäre extrem hässlich mit den Felsen darin... Einer vor mir hatte verdammtes Glück, rutschte aus, konnte sich gerade noch mit einem Arm auf dem Weg auffangen...
Zwischen den beiden 'Höhepunkten' gab es auch noch einen Verpflegungsposten. Zwar hat es dort nicht mehr geregnet, aber da es immer noch starken Wind hatte, hatten viele arg kalt. Ich nicht, denn ich habe ja ein paar Gramm Isolation auf den Rippen...
Habe aber das Angebot eines provisorischen Kälteschutzes aus einem Müllsack auch gerne angenommen, denn man weiss ja nie. Scheinbar haben sie an allen Verpfelgungsposten zig paar Rollen Müllsäcke, um notfalls den Teilnehmern einen solchen Schutz bieten zu können.
Irgendwann war auch ich dann auf dem Scalettapass, hat halt wieder ein bisschen länger gedauert als geplant, aber bei den Verhältnissen war mehr als gehen zu gefährlich. Ein zweiter Check, ob man noch ok ist, was reinhauen und jetzt... sind's ja nur noch 18 km bis Davos... Achja, rund 1000 Höhenmeter müssen noch vernichtet werden...
Zu Beginn ist rennen nur bedingt möglich, zu steil und zu gefährlich ist der Weg. Nicht ganz 4 km weiter und schon 500 Höhenmeter weiter unten geht's dann aber. Fühlte mich recht gut, und konnte daher meine in mir gespeicherte kinetische Energie voll umsetzen...
Also hiess es Abschied nehmen vom alpinen Teil, nur noch runter durch's Tal Richtung Davos zu, so schnell es geht. Ich hatte meiner Familie gesagt, dass ich unter 10 Stunden schaffen möchte, wenn ich nach 11 Stunden noch nicht im Ziel bin, hätte ich wohl grössere Probleme, dann sollen sie zurück ins Hotel gehen und was Abendessen, bis ich komme. Auf dem Scalettapasshat es nach ca. 11.10-11.15 ausgesehen... Hmm, wie sieht es jetzt aus, wo's wieder gut läuft ? Alle 5 Kilometer eine Tafel... rechnen... sollte reichen für unter 11, wenn ich das Tempo halten kann... Und tatsächlich, es gab 10:49...
Eignetlich wollte meine Frau schon gehen. Meine Kumpels habe schon vermutet, nun holt der Guido sein erstes DNF ab... aber
Meine Tochter (11) hat an mich geglaubt. Sie hatte nur Angst, dass ich verunfallt sein könnte. Nie daran geglaubt, dass Papi aufgegeben hat. Und so bin ich mit ihr zusammen dann ins Stadion eingelaufen. Naja, ca. 25 Meter vor uns ist einer zuerst eingelaufen. Ich habe sie gefragt, holen wir uns den ? Ja, klar doch... also mit der Tochter an der Hand noch Tempo und Plätze im Stadion gut gemacht...
Fazit: Wie immer auf langen Distanzen.. Ein hartes 'Stück' Arbeit, aber die letzten 2 Kilometer waren einfach geil...
Mein Freund, Ersttäter am K78, hat an dem Abend gemeint, keine lange Distanz mehr, egal, ob Triathlon oder laufen. Heute war das schon nicht mehr so schwarz und weiss...
So, nun habe ich Flasche leer und hole mir noch eine. habe ich verdient. Bis zur OD habe ich ja noch einen Monat Zeit, um noch etwas abzunehmen...
Guido
Achja, wenn ich mir das ansehe... schade war's nicht mein Wetter...
Split Zeit Platzierung
Start – Filisur 3:20:09 724
Filisur – Bergün 1:11:00 697
Bergün – Keschhütte 2:47:49 673
Keschhütte – Ziel 3:30:16 505