Also, is schon wieder ne Ewigkeit her. Konnte mich aber jetzt endlich mal aufraffen und hoffe, dass es auch der ein oder andere liest.
Mit einem neuen Vorbau ausstaffiert und mit einem noch immer nicht verbesserten Schwimmvermögen, machten wir uns an einem schönen Sonntagmorgen im August auf den Weg nach Regensburg. Wobei schön übertrieben wäre. Die ganze Woche hatte es geregnet und der ein oder andere hatte mich vor einem Start in Regensburg gewarnt. Aber ich wollte mich von meinem Vorhaben nicht abhalten lassen. Drei Triathlons hatte ich mir vorgenommen, also starte ich auch bei drei Triathlons. So einfach ist das. Obwohl ich zugeben muss, dass ich für den dritten nicht mehr ganz so die Begeisterung wie für den ersten aufbringen konnte. Das Schwimmen war schlecht wie eh und je, das Rad auch nicht mein bester Freund und eigentlich wollte ich langsam anfangen, für den Marathon zu trainieren. Wie dem auch sei, das Wort Kneifen gibt es nicht. Also fanden wir uns am besagten Sonntag in der Regionalbahn nach Regensburg wieder und schon anderthalb Stunden später in Regensburg selbst. Einige Wochen zuvor waren wir schon in Regensburg gewesen. Damals waren wir aber mit dem Rad von München aus gefahren und auf dem Gepäckträger waren Zelt, Isomatten, Schlafsäcke und Ausrüstung für zwei Wochen. Und es war der Anfang unserer großen Radtour nach Rostock gewesen. Ich war begeistert von Regensburg! Eine sehr schöne, alte Stadt, mit viel Trubel, Cafés und Restaurants in der Innenstadt. Und an der schönen (ich schreibe jetzt nicht blauen) Donau gelegen. Ich freute mich schon darauf, in einem Seitenkanal der Donau zu schwimmen. Das war neu für mich, denn bisher war ich nur in Seen geschwommen.
Das Wetter hatte sich während der Zugfahrt deutlich gebessert. Es war zwar kein strahlend blauer Himmel, aber die Regenwolken waren weg, die Sonne lugte hervor und die Luft war dampfig, wie nach einem richtigen Sommerregen.
Unter an der Donau ging es dann ganz schnell: Startunterlagen abholen, Riegel und Banane essen, Leute treffen, Thilo kennen lernen, Drullse sehen, Anja die Hand geben, Neo anpellen und ab zum Start. Vor uns starteten die Jedermänner. Deren Schwimmstrecke sah so kurz aus! Man, war ich neidisch. Während die schwammen, schaute ich den Kanal nach unten, aber die Wendeboje für uns konnte ich nicht entdecken. Ewig weit hinten war eine leichte Kurve und danach sollte sie wohl kommen. Irgendwann rutschte ich dann den Wall hinunter und begab mich ins eiskalte Wasser. Es war wirklich kalt! 18°C...mir blieb fast die Luft weg. Beim Einschwimmen fand ich das Wasser im Gesicht und an Füßen und Händen einfach nur eiskalt. Ich hatte auch keine Lust zum Einschwimmen, sondern schaute mich lieber um. Über uns war eine Brücke, voll mit Zuschauern. Ich schwamm nach ganz rechts rüber. Ich wollte meine Ruhe haben. Neben mir erzählten ein älterer Mann und ein anderer Typ, dass das ihr erster Triathlon überhaupt sei. Sie wollten das mal probieren, joggen würden sie hin und wieder. Der Ältere erzählte noch was von einem Schwimmverein, in dem er sei. Und dass er Rückenschwimmen wolle. Hierbei sei noch erwähnt, dass Drullse wohl auch einen Zusammenstoß mit einem Rückenschwimmer hatte, über den er gar nicht erfreut war.
Dann war es wie immer: Startschuss und los gings. Ich schwamm mein Ding. Was heißen soll, schön hinten, in aller Seelen Ruhe, noch in Sichtweite von anderen Schwimmern. Es ging gut. Hin und wieder steifte eine Schlingpflanze meinen Arm. Was auch mal wieder eine neue Erfahrung war. Ich war nicht ganz die Letzte. Ab und zu drehte ich mich um und da waren noch Leute hinter mir. Das waren natürlich zum größten Teil Staffelteilnehmer. Der Mann vom Schwimmverein war entweder vor oder hinter mir. Immer ist es so, dass man an bestimmten Leuten einfach nicht vorbei kommt. Manchmal schwamm ich Brust. Als ich merkte, dass das viel schneller ging als Kraulen, blieb ich dabei und konnte tatsächlich noch zwei Leute überholen. Die eine war eine Rückenschwimmerin, die im Zickzack und absolut orientierungslos unterwegs war. Dann war da noch einer, der ständig im Weg, aber langsamer war. Schwamm ich links rüber, um ihn zu überholen, schwamm er auch links rüber. Ich habe mich richtig abgedrängt gefühlt. Der Typ ist dann auch gleich mal am Ziel vorbei geschwommen und konnte nur durch lautes Rufen drauf aufmerksam gemacht werden, dass das Schwimmen hier zu Ende war. Naja, ich kam also mal wieder mit den Allerletzten aus dem Wasser, war durch das Brustschwimmen noch etwas außer Atmen. Auf dem Weg zur Wechselzone sah ich Jockel und seinen Freund Jörg mit seiner Freundin Lilly, die spontan nach Regensburg gekommen waren, um zuzusehen. Ich freute mich richtig. Das war das erste Mal, dass mir jemand bei einem Wettkampf zusah, den ich nicht vom Sport kenne. Ich fühlte mich richtig stolz. Für solche Leute ist es nämlich noch was Besonderes, was man da macht. Wohingegen andere Sportler die Anfänger oder Schlechteren nicht so richtig würdigen.
Die Wechselzone war schon recht übersichtlich geworden. Am Rand wartete Anja mit einer Sahnetorte...nee, mit einer Kamera. In ihrem Blick las ich a) Mitleid und b) die Aufforderung an mich, nun mal hinne zu machen. Also fuhr ich los. Ich war total außer Atem. Das bekannte Problem in Regensburg ist ja, dass die Radstrecke sogleich mit einer Steigung von 15 Prozent beginnt. Jemand hatte mir gesagt, dass man nur ordentlich Schwung nehmen muss und zack, ist man den Berg oben. Das kann ich so nicht bestätigen. Denn zum einen bin ich nicht so der Schwungnehmer, zum anderen zieht der Berg sich doch in die Länge. So und das Ganze, also der ganze Berg lag nun vor mir, obwohl ich kaum Luft bekam. Egal, ich hab alles gegeben und am Berg einen Mann und zwei Frauen überholt. Die dann auf dem geraden Stück natürlich wieder an mir vorbei gezogen sind. Und so ging das fröhlich weiter: bergauf, bergab, mal war ich vorne, mal die Anderen. Es ging durch kleine Dörfer, an Kuhweiden und Pferden vorbei, durch Wälder hindurch. Manchmal hatte man einen richtigen Rundumblick um die hügelige Landschaft, die Wiesen und Wälder. Wirklich schön! Leider kann man bei einem Triathlon das alles nicht so ganz bewusst und gründlich genießen. Nee, man muss schnell sein und Gas geben. Ha, jedenfalls hatte ich zumindest die zwei Frauen irgendwann abgehängt. Das war an einer längeren Steigung. Tja, irgendwann kam dann der Zeitpunkt, als die Kette abfiel. Das war ein grober Fehler meinerseits. Ich muss Radfahren also noch ein bisschen üben. Ich bin dann an den Rand, hab die Kette wieder raufgefummelt. Jedenfalls...wie sollte es anders sein... sind die Frauen wieder an mir vorbei. Das war’s. Wie ärgerlich, es hatte mich wirklich Mühe gekostet, sie zu überholen. Ich hatte auch keine Chance mehr, hinterherzukommen, denn ab hier blieb die Strecke gerade und mit einer besseren Aerodynamik waren die natürlich schneller als ich. Ganz zum Schluss gab es auch noch ein wenig Gegenwind.
Als ich in die Wechselzone kam – mit Kettenschmiere im Gesicht-, wurde die Siegerin bereits interviewt. Ich schaute kurz auf die Uhr, hatte vergessen, auf Start zu drücken und konnte nun nur schätzen: mir bleiben etwas weniger als 50 Minuten, um unter 3 Stunden zu bleiben. Die Strecke war flach, es wäre machbar gewesen. Aber bei allen Triathlons bin ich bisher weit unter meinen läuferischen Möglichkeiten geblieben. Entweder wegen der ominösen Luft im Bauch oder wegen der Hitze oder wegen was weiß ich. Im Training hatte der Wechsel immer wunderbar funktioniert und ein glatter 5er-Schnitt pro Kilometer war kein Problem. Und hier in Regensburg lief ich erstmal los. Überholte einige, die aber schon auf ihrer zweiten Runde waren und war eigentlich ganz gut unterwegs. Zwischenzeitlich war es heiß geworden, aber nicht zu heiß. Der Weg führte an der Donau entlang, auf einem schmalen Schotterweg. Anfangs musste man über unwegsames Gelände, das aussah, als wäre es im Nirgendwo, mit Müllcontainern usw. Aber dann wurde der Weg richtig schön. Es waren auch viele Zuschauer da, die uns mit Leibeskräften anfeuerten. Was mir bisher auf allen Triathlons aufgefallen ist: Frauen werden immer angefeuert und immer gelobt, auch wenn sie ganz hinten sind.
Nach 500 Metern überholte ich das eine Mädel wieder, das ich nach meiner kleinen Panne verloren hatte.
Weil ich wusste, wie mein Magen auf Wasser oder Iso reagiert, nahm ich bei den ersten Verpflegungsständen gar nichts. Erst am Wendepunkt nahm ich einen Schluck Wasser. Dann ging es zurück und wieder auf die zweite Runde. Hier war ich fast allein. Nur hinter mir, und zwar weit hinter mir, waren noch Langsamere. Es war nicht wirklich ein Kampf, aber es fiel mir schon schwerer und nun fing auch mein Magen wieder an, weh zu tun. Also machte ich etwas langsamer und auf dem letzten Kilometer bin ich zwei Mal ganz kurz gegangen.
Und dann war ich im Ziel und es gab Kuchen, die wohl verdiente Wassermelone, EAF und Wasser. Falls einer fragt: 3:08 habe ich dieses Mal gebraucht, was eine Steigerung ist zu den anderen beiden Wettkämpfen. Drittletzte bin ich geworden. Nach mir kamen noch zwei Mädels mit Purzelbaum ins Ziel. Leider hat die keiner beachtet.
Jockel, Jörg, Lilly und ich sind dann noch in Regensburg in einen schönen Biergarten gegangen. Jörg, die Wurst, überlegt nun ernsthaft, auch mal einen Triathlon zu machen.
Das war also mein erstes Triathlonjahr. Ich mag es jetzt nicht kurz zusammenfassen, weil es dafür wieder mehrere Seiten braucht. Außerdem steht noch ein großes Ereignis, der München Marathon, bevor. Danach regeneriere ich wohlverdient und werde das Jahr für mich resümieren.