AD 15.7.2007, Birkenseetriathlon bei Nürnberg umme Ecke
Eintausendvierhundertdreiundachtzig. Vor eintausendvierhundertdreiundachtzig Tagen habe ich das letzte Mal bei Countdown minus 10 die Schwimmbrille vor die Augen gedrückt, bei minus 4 tief Luft geholt, mich absinken lassen und bei minus 2 kräftig vom Beckenrand abgestoßen und meinen letzten Triathlon für die nächsten eintausendvierhundertdreiundachtzig Tage begonnen.
Aber ein gewisses Jucken in Fingern und Beinen ließ sich nie ganz überhören. Es haben sich zwar einige Prioritäten verschoben, aber die Sportsachen wegschmeißen und das Fahrrad verkaufen? Never!
Nun gut, und so kam es, daß ich diese Anmeldung für diesen Birkenseetriathlon ausgefüllt und abgegeben habe. Der halbe Hai ist ja auch am Start und dann machste da mal halt mit.
Öhm - wann war ich das letzte mal schwimmen? Muß ca. eineinhalb jahre her sein. Kann ich das noch? Vierhundert lange Meter? Da fallen mir bestimmt die Arme ab. Wenn der Wald vorher abbbrennt, braucht die Feuerwehr Löschwasser und dann gibts nen Duathlon.
Okay, Freitag noch mal schnell mit dem halben Hai ne Runde ins Becken. 150 warmplanschen, 500 in 9 min, okay das paßt. Dicke Arme hatte ich dann zwar, weil ich mir ja keine Blöße geben wollte, aber absaufen werde ich nicht. Samstag schnell noch die Radrunde abgerollert und festgestellt, daß da kleine fiese Stiche dabei sind, bei denn ich beim Hochballern außer nen ordentlichen Laktatnebel
und dicken Beinen nicht viel gewinnen kann.
Sonntag, 6 Uhr. Der Wecker klingelt. Scheißteil.
5,5 Stunden sind definitiv zu wenig Schlaf.
15 Soll-ich-wirklich-Minuten später rolle ich mich aus der Koje. Sachen packen, frühstücken und ab.
Auf dem Weg zur Startnummernausgabe kann ich schön die Xentis-Isaac-Zipp-Cervelo-Scheiben-Prozession beobachten. Hmmm, wohl doch kein Wald- und Wiesentriathlon. Scheiße. Endlich erblicke ich ein paar Trekkingräder. Gut, doch nicht Letzter.
Die Wechselzone ist dann rasch und routiniert eingerichtet, das geht ja schonmal noch, Laufwege eingeprägt usw. Leider scheinen dem Veranstalter Radständer zu fehlen, einige Räder werden kurzerhand mit einer Pappe in einen Sandschlitz gestellt.
Start & Schwimmen: Abschiedskuß für die Holde und ab zum Einschwimmen. Der übersichtliche "See" ist nur im ersten Moment kalt. Neo ist zwar erlaubt, aber da meiner schon bei einem 15 Kilo leichtern Eisenmann bedenklich spannt, hatte ich keine Lust auf Nähte kleben und vertraute auf gutes Wetter.
Nach 2 min einpaddeln nimmt dann auch die natürliche Isolierschicht ihren Dienst auf und mir ist nicht mehr kalt. Alle krabbeln wieder aus dem Wasser, ich stelle mich Richtung Rand auf und stehe in der vierten Reihe.
Landstart. Countdown. Und ab ins Wasser. Läuft perfekt: Sofort habe ich Platz und ein (P)paar Füße vor mir und alles bleibt human. Um die Bojen schön auf der Außenbahn und auf dem Dreieckskursrückweg überhole ich noch ein paar Gummi-Killerwale.
Wechsel 1 & Rad Raus aus dem Wasser und zum Rad. Fazit: Die Liga-Software läuft noch. Alles klappt ohne Denken und vollautomatisch.
Okay, mit dem einen Fuß komme ich nicht sofort in den Schuh, das kostet mich auf den ersten Metern 3 bis 4 Positionen. Die ersten 500 Meter sind auf feinem Waldweg-Schotter.
raus aus dem Wald und auf der Straße Hauptstraße erstmal Gas geben. Der Blick auf den Tacho läßt mich weinen: 27. Aber den anderen gehts ähnlich. Fangen wir mal ganz entspannt an. Keine Hektik. Und so gehts zügig, aber ohne Vollanschlag durch die Gegend. Die Strecke ist schön, es ist gutes Wetter, Autos gibt es nicht und ich freue mich des Lebens.
Die Stiche lasse ich es ruhig angehen, ab Kilometer 10 etwa drücke ich dann mehr drauf und kann meine Position halten. Natürlich bilden sich Grüppchen und es beginnt der Lutschereieiertanz zwischen denen, die versuchen sauber zu fahren und denne, die es nicht ganz so ernst nehmen. Irgendwann platz mir der Kragen: Zu viert überholen, knapp einscheren und dann noch vor ner billigen Kurve bremsen geht nunmal garnicht.
Ich scheiß auf den Laktatnebel und brause mit der doppelten Geschwindigkeit über die letzten Kilometer des Rückwegs. Ah, der Wind!
Deswegen war es hin so langsam.
Wechsel 2 & Laufen: Meiner Holden winken, daß sie auch ein Foddo machen kann, raus aus den Schuhen, abspringen und ein freundlicher Helfer nimmt mir das Rad ab.
Find ich top für so ne kleine Veranstaltung. Liga-Software gestartet, Scheiße, Laufschuh-Exception. Ich komm nicht sofort rein, geht nur mit fummeln.
Lostraben.
Hmm, laufen ist was anderes.
Dicke Beine hab ich nicht, fühl mich auch sonst ganz gut, aber es geht der zweite Gang nicht rein. Scheiß drauf, wird schon, ich brauch eh immer erst 1-2 Kilometer zum Rhythmus finden. Ist bei nem Sprint recht viel, aber ist so. Die Runde ist sehr sonnig und es ist knalleheiß. Voll der Backofen. In der zweiten Runde komm ich dann in Schwung, hole wieder ein paar Leute auf und die letzten 200m wehre ich noch einen Angriff ab.
Ziel: Rein ins Ziel und geschafft. Endlich. Cool. Es gibt ein Fläschken Bier
und ein T-Shirt. Zeit einachtzehnnochwas. Mein Frauchen findet mich und wir warten noch auf den halben Hai, der dann ein paar Minuten später auch ins Ziel kommt. In mir macht sich Zufriedenheit breit. Okay, mit Ruhm bekleckert habe ich mich nicht, aber drauf geschissen. Ich hab seit eintausendvierhundertdreiundachtzig Tagen mal wieder einen Triathlon gefinisht und beschließe, daß es beim näcsten Mal nicht wieder eintausendvierhundertdreiundachtzig Tage werden.
Heute, 16.7.: Meine Laune ist gut, ich fühl mich prima und mir geht es am Arsch vorbei, daß die JUnit-Testsuite mal wieder PMS hat.