Am gestrigen Sonntag stand der Duathlon Reinheim auf meinem Wettkampfkalender, bei dem die Strecken 5 - 33 - 5 absolviert werden müssen. In der Vergangenheit ist auch schonmal viel Prominenz gestartet und von meinem Verein tummeln sich auch immer einige dort rum.
Also habe ich mich auch mal angemeldet - wie immer, ohne mich vorher um Detailfragen zu kümmern.
So erreichten mich Infos wie "Gleich zu Anfang eine krachige Steigung, die insgesamt fünf mal genommen werden muss - 2x laufend, 3x radfahrend" erst kurz vor dem Wettkampf. Auf meine Gegenfrage, ob derjenige dieses Jahr wieder starten würde, erntete ich nur mitleidiges Lächeln und den Hinweis, dass eine Teilnahme alle zwei Jahre auch reichen würde.
Ich fühlte mich auf einmal sehr einsam und allein gelassen
Also alle Ambitionen begraben und das Ding als Trainingswettkampf deklariert - aus reinem Selbstschutz.
Dann kam der Samstag und mit diesem Samstag sollte ich eine neue Laufstrecke in Weinheim kennenlernen. Mein Trainingspartner, der sich auf den Heidelberger Halbmarathon vorbereitet, hat es besonders gut mit der Streckenauswahl gemeint und schickt mich 20km die Berge hoch und runter. Am Ende stehen neben 400 Höhenmetern auch eine Zeit von 1:40 auf der Uhr.
Ob das so eine gute Idee war, in Reinheim zu starten?
Ich überlege schon, ob ich den Startplatz noch irgendwie loswerden kann. Aber bei 20 Euro Startgeld lasse ich das Ding jedenfalls nicht ausfallen.
Also mutig am Sonntag früh nach Reinheim gefahren und mein Rad in der Wechselzone aufgebaut. Es ist etwas kühl, was die Frage nach der richtigen Bekleidung aufwirft. Der Tag verspricht allerdings schön zu werden und so starte ich im Tria-Einteiler und ziehe eine lange Radjacke über. Meine kalten Füße und Hände ignoriere ich - die werden bestimmt von alleine warm.
Ich sollte Recht behalten.
Um 9 Uhr ist Start und es geht gleich richtig den Berg hoch
Nach 500m hat mich zwei Drittel des Feldes hinter sich gelassen und ich überlege ernsthaft, sofort und auf der Stelle eine Zerrung zu simulieren, um diesem unwürdigen Geeiere ein sofortiges Ende zu bereiten
In Gedanken spielt sich ein fürchterlicher Film ab. Die fiese Adminsau wird am nächsten Tag die Schlagzeilen auf der Vereinshomepage und auf anderen Seiten beherrschen ".... hat der sportliche Leiter schon nach wenigen Metern das Rennen aufgeben müssen. Verzweifelte Erklärungsversuche.... blabla"
Ich beschließe, weiter zu laufen.
Der erste Kilometer zeigt eine Zeit von 4:40.
Im Leben nicht.
Nach dem zweiten Kilometer kann ich endlich den ersten überholen. Entweder hat der keine Lust mehr, oder er hat eine Zerrung, jedenfalls geht er.
Nach knapp unter 20 Minuten erreiche ich die Wechselzone. Entweder zeigt meine Uhr totalen Käse an, oder die Laufstrecke ist zu kurz.
Rauf aufs Rad, raus aus der Wechselzone und gleich wieder den geliebten Berg vor mir.
Ich werde weiter nach hinten durchgereicht.
An den Bergabpassagen zeige ich mein ganzes Können, im Kamikaze-Stil den Berg runter zu brettern und fahre in der anschließenden Ebene an eine Gruppe heran, die dort den belgischen Kreisel zu proben scheint.
In Ermangelung von Wettkampfrichtern scheint dieses Vorgehen aber bei diesem Wettkampf gängige Praxis zu sein.
Ich setze mich an die Spitze des Feldes und kann einen kleinen Vorsprung rausfahren, als die erste Runde zu Ende ist.
Es beginnt Runde #2 und damit wieder der allseits geschätzte Berg.
Das Feld reicht mich nach hinten durch und oben am Berg angekommen schätze ich meinen Rückstand auf etwa einen halben Kilometer auf den nächst vor mir fahrenden.
Das gleiche also nochmal. Bergab wie die besenkte Sau und auf der Geraden drücken, dass die Beine schmerzen.
Diesmal schaffe ich es nicht, mich an die Spitze des Feldes vorzuarbeiten und komme mitten im Pulk zum Ende von Runde zwei.
Es beginnt Runde #3 und damit wiederholt sich das Geschehen der Vorrunde.
Ich komme am Ende des Pulks nach Runde drei zurück und wechsle auf die Laufstrecke.
Die Radzeit lag knapp unter einer Stunde. 33er Schnitt bei dem Profil? Nicht schlecht.
Der Berg empfängt mich, wie einen alten Freund und lässt meine Oberschenkel brennen. Ein Vereinskollege zieht locker davon und ich stelle mich darauf ein, dass ich den vorletzten Platz der Vereinswertung erzielen werde.
Als die Strecke wieder flacher wird, stelle ich fest, dass ich für die restlichen 4km noch 18 Minuten habe, wenn ich gesamt unter 1:45 finishen will und sehe außerdem, dass es meinem Kollegen vor mir wohl gerade etwas schlechter geht und ich den Rückstand verringern kann.
Was tun?
Hinter ihm bleiben und kurz vorm Ziel an ihm vorbeiziehen, oder jetzt eine Attacke starten mit der Gefahr, dass er sich an mich dranhängt?
Ich entscheide mich für Letzteres, lächle ihn im Vorbeigang an und frage, ob alles in Ordnung sei.
Er kann nicht mithalten und so erlaufe ich einen ungefährdeten 46. Platz (von 126) in einer Zeit von 1:43
Meine Strafe ereilte mich einen Tag später: hinsetzen geht nur noch mit Abstützen - mir brennen die Oberschenkel
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