Am Freitag auf der Nudelparty war das Wetter ja noch so einigermaßen ok! Ich traf einige nette EMUs, konnte aber, da ich mit meinen Vereinskollegen unterwegs war, nicht mit ihnen speisen. Schade eigentlich!
Am Samstag war dann Radabgabe und irgendwie ahnte ich da schon, dass es das Wetter nicht so gut mit uns meinen würde. Jedenfalls regnete es die ganze Zeit. Da ich direkt danach zu einer Hochzeit musste, kam ich im Anzug, was natürlich recht witzig aussah. O-TON des "Stadion-Sprechers": "Der QCR hat inzwischen einen hohen Stellenwert. Das wusste ich schon lange. Aber in meinen Jahren als Sprecher ist es mir bislang kein einziges Mal untergekommen, dass jemand sein Rad im Anzug, mit Weste und Krawatte abgibt. Nur der Helm passt nicht ganz dazu!" Alle Augen auf mich!!!
Danach dann schnell noch die Übergabe der Luftmatratze für VB an Anja vollzogen und schon war ich wieder weg.
Am nächsten morgen um 3:00 Uhr klingelt der Wecker und ich mach mir erst mal nen Kaffee! Der Blick aus dem Fenster
!!! Starker Regen! Shit! Ich stellte mir die Sinnfrage, aber nur kurz. Um 4:15 Uhr, pünktlich, wie vereinbart, holte mich meine Supporterin ab und wir fuhren raus zum Schwimmstart. Ab diesem Zeitpunkt löste sich bei mir der Stress, dem ich seit Freitag ausgesetzt war.
Viel zu früh war ich in der Wechselzone. Aber besser so, als dann gestresst an den Start zu gehen. Schnell noch mal den Luftdruck im Rad korrigiert. Passt! Alles bereitet!
Im Vorfeld schon, beim packen der Kleidersäcke, hatte ich keine Ahnung was ich anziehen sollte. Diese Unsicherheit wuchs nun stetig, aber ich teilte offensichtlich das Problem mit zahlreichen anderen Athleten.
Positiv überrascht hat mich an diesem Morgen vor allem, dass die Zuschauer so zahlreich erschienen waren. Wir Sportler konnten ja nicht anders, aber als Zuschauer hätte ich mir das sicher 2x überlegt, ob ich komme. Mein tiefer Respekt daher!
Die Stimmung war gut und so langsam zog ich meinen Neo an und wackelte Richtung Schwimmstart.
Um 7:00 Uhr war es dann soweit. Ich sortierte mich links im Mittelfeld ein und konnte recht locker anschwimmen, ohne dass mir ständig irgendjemand ins Gesicht schlug. Lief also klasse! Und die Form schien auch zu stimmen. Jedenfalls kam ich nach 1:07h aus dem Wasser, das übrigens eine ideale Temperatur hatte. Klasse! Erste Disziplin erledigt.
Während ich im Wasser noch überlegte, ob ich auf dem Rad vielleicht nur mit meinem Triathlon-Outfit fahren sollte, schlug meine Meinung nach Verlassen des Wassers schlagartig um. Kaum hatte ich den Neo am Oberkörper abgestreift, wurde mir kalt. Ergo zog ich noch zusätzlich meine Ärmlinge und eine Windjacke. Da ich im Wechselbeutel noch allerhand andere Dinge dabei hatte, die wahrscheinlich bis zu einer Wettkampftemperatur von -20Grad gereicht hätte, dauerte es etwas, bis ich alles gefunden hatte und den Rest in den Beutel zurücklegte.
Dann ging es schnell zum Rad und los ging`s! Ich saß grad auf dem Rad, da rief jemand nach mir. Beim umdrehen wäre ich beinahe vom Rad gekippt und sah einen alten Tischtennis-Kollegen und freute mich riesig. Dann ging es aber endlich los.
Anfangs fror ich! Naja, dachte ich mir! Wird schon! Erst mal warmfahren. Und tatsächlich! Kaum war ich 40km unterwegs, ging es langsam. Da ungefähr kommt nämlich der Kalvarienberg in Greding und da wird es Dir automatisch warm, wenn Du hochfährst. Jedes mal, wenn ich ein KM-Schild sah, guckte ich gleichzeitig auf die Uhr. 10km = 20 min., das war die Vorgabe! Und immer schön auf den Puls achten. Das funktionierte auch wunderbar und auf der zweiten Runde, wo der Regen weniger wurde und sogar mal eine Zeit lang aufhörte, machte es richtig Spaß. Super! Geil! Ach ist das schön! Und die Zuschauer feuerten fleißig an.
Highlight war natürlich der Solarer Berg. Einfach geil, was das für ein Zauber veranstaltet wird. Jedenfalls schaffe ich es einfach nicht, da den Puls auf dem angepeilten Niveau zu halten. Das geht da einfach nicht! Na, egal! Die Stimmung hebt es auf jeden Fall.
Ende der zweiten Runde lass ich es dann etwas langsamer angehen und höre in meinen Körper. Klingt noch ganz gut und ich komme mit etwa 10 min. Vorsprung auf meinen Zeitplan an der Wechselzone an. Ich bremse und eine freundliche Dame will das Rad übernehmen. Aber ich will nicht absteigen. Naja! Eigentlich will ich schon, aber ich kann nicht mehr. Es funktioniert einfach nicht, weil ich das Bein nicht mehr über den Sattel bekomme. Und nun? Hm! Die freundliche Dame weiß Hilfe und zieht das Rad einfach seitlich weg. Peinlich! Wie soll ich da noch einen Marathon laufen, wenn ich schon nicht vernünftig vom Rad komme?
Ich schnappe mir den Wechselbeutel und geh ins Wechselzelt. Hingesetzt und schon kommt wieder eine freundliche Helferin und packt meine Sachen aus. Ja, die Socken brauche ich frisch. Nein, das T-Shirt nicht! Ähm! Ja! NEIN! Fertig? Ach so! Ja, ne! Also! Eine Frage noch? Wie soll ich jetzt noch 42km laufen? Axo! Sie sind bei mir? Klasse! Laufen sie auch für mich? Nö? Na gut! Dann mache ich das halt.
Ich lasse mir Zeit aus dem Zelt zu gehen, suche noch schnell das Dixi auf und bediene mich noch an der Verpflegungsstation. Dann wackle ich Richtung Zeitnahme und los geht’s.
Natürlich laufe ich erst mal viel (!!!) zu schnell an, aber nach 2-3km habe ich mein Tempo gefunden und spule mein Pensum mit einem 140er Puls ab. Kilometer für Kilometer laufe ich Zeiten zwischen 5:45 und 5:55! KLASSE! Funktioniert prima.
Bei KM 16 dann etwa die ersten Gedanken, ob ich nicht vielleicht doch mal ein Stück gehen kann. NÖ! Gelaufen wird! Komplett! KEINE GEHPAUSEN! OK, also weiter. Das Spielchen wiederholt sich noch ein paar Mal. Unterwegs sehe ich einige Freund und zu meiner großen Freude auch Peter_Muc. Er macht ein paar Fotos und wir wechseln ein paar Worte und weiter geht`s! Bei KM 30 dann treffe ich einen weiteren Freund. UND, WIE GEHT`S! Schlecht, sag ich! Ich funktioniere nur noch wie eine Maschine. Puls 140 und ein Fuß vor den anderen Fuß! Aber wahrnehmen tu ich nicht mehr viel. Aber schlimmer kann es ja eigentlich nicht mehr kommen.
DOCH! ES KOMMT SCHLIMMER! Kurz darauf fängt es wieder zum regnen an. Diesmal so heftig, als ob jemand einen Eimer Wasser direkt über mich gießen würde. Ich sehe nix mehr, weil die Brille beschlägt. Aber ohne Brille (mit optischen Gläsern) sehe ich auch nicht viel mehr. So wackle ich weiter und gebe den Befehl WEITER LAUFEN! Bis KM 35 klappt das auch, aber dann ist aus! Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass ich selbst gehend wohl noch mein Ziel von 11:30 Stunden erreichen würde. NA DANN, KANNST DU JA AUCH EINE GEHPAUSE MACHEN! Blöd, aber diesmal gebe ich nach. Am Verpflegungsstand gehe ich und werfe mir einige Sachen in den Schlund. Trinke ausgiebig und sehr langsam, um dann wieder weiterzutraben. Zumindest bis zur Verpflegung an der Lände.
Gesagt getan! Aber da meldet sich wieder die innere Stimme! KOMM, GEH DOCH NOCH MAL EIN BISSCHEN! HAT DIR DOCH VORHIN GUT GETAN! Na gut! Also! Mach ich! Wie lange? NA! BIS INS ZIEL? Ok! Mach ich!
Glücklicherweise treffe ich einen weiteren Sportfreund, der mich doch glatt fragt, was ich da mache. Öhm! Na, gehen! Wie? Ich soll weiterlaufen und das Ziel ist nicht mehr weit? Meinst Du? Ich mag aber nicht mehr! Ok! Bei KM 38 dann! Mache ich!
Und tatsächlich bei KM 38 laufe ich los und setze zu einem tollen Endspurt an. Naja! Nicht mehr so schnell, dass man das Endspurt nennen darf, aber doch.
Kurz vor dem Zielkanal erwartet mich meine Familie. Ich schnappe mir meinen Sohn (9) und laufe mit ihn ins Stadion ein. Beide werden groß auf der Videowand gezeigt und ich glaub, meine Augen wurden ganz leicht feucht. Ich schau auf die Uhr und sehe, dass ich wohl mit 11:15h ins Ziel kommen werde und bin überglücklich. Geschafft! All das Training hat sich gelohnt! FINISH! Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!
Ich bringe meinen Sohn zurück zu meiner Frau, mache noch ein paar Bilder mit Ihr und meiner Supporterin und natürlich meinem Sohn und verabschiede mich in die Endverpflegung. Erst mal was essen und trinken. Dann hole ich meinen Beutel und will mich duschen gehen. Dabei treffe ich einen Kollegen und unterhalte mich kurz mit ihm, bis er mich weiter schickt. Ich zittere inzwischen am ganzen Körper, hab Gänsehaut und meine Zähne klappern nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz real. Jetzt aber schnell! Ich such mir ein nettes Plätzchen und flüchte in die warmen Duschcontainer. Ab da wird alles gut!
Frisch geduscht und warm verpackt gehe ich noch einen Happen essen und trinken, um dann meine Supporterin zu suchen und mich heimfahren zu lassen.
Was für ein Tag das war, erkenne ich erst, als ich meine Betreuerin ansehe. Sie ist komplett durchweicht und hat nasse Füße! Jetzt aber nix wie heim, bevor wir uns noch erkälten.
Im Auto schlafe ich vor lauter Wärme fast ein, reise mich aber zusammen, weil ich merke, dass es meiner Fahrerin ganz ähnlich geht.
An dieser Stelle einen gaaaaaaaaaaanz lieben Dank an alle Betreuer, speziell an meine Betreuerin. Es ist echt eine klasse Leistung, was ihr an dem Tag geleistet habt. Ich hoffe, dass ich mich eines Tage angemessen revanchieren kann.
So! Nun noch ein Wort zu den Zuschauern und Helfern. Ich denke, dass Ihr den Unterschied zu allen vergleichbaren Veranstaltungen ausmacht. Trotz wirklich katastrophalem Wetter bekam ich nur aufmunternde, warme, liebe Worte zu hören. Hilfsbereit waren sie alle und die Zuschauer halfen über jegliche Schwächen hinweg. IHR SEID EINFACH GENIAL!!!
So! Jetzt hab ich wieder mal viel zu viel geschrieben, aber irgendwie habe ich das jetzt gebraucht. Und vielleicht versteht mich ja der eine oder andere von Euch.
Noch was: Ein Sportkollege hat gleichzeitig seine erste LD gemacht. Er schrieb mir die Tage, dass er jetzt ein anderer Mensch sei und glücklich ist, nun auch zur „Familie“ dazuzugehören.
Ich verstehe ihn! Mehr muss ich da wohl nicht dazu sagen.