Zwei Dinge habe ich im Laufe der Jahre gelernt:
1. es ist nicht sicher, ob ich nach genügend Vorbereitungswettkämpfen beim Saisonhöhepunkt die volle Leistung abrufen kann
2. es ist aber sicher, dass ich das ohne Vorbereitungswettkämpfer sicher nicht kann...
Somit war im Winter wieder die alljährliche Frage "Wo wollen wir überall starten?" zu klären. Die Wahl fiel u. A. nach 2008 zum zweiten Mal auf Moritzburg (Kurzdistanz, denn längere Strecke in der LD-Vorbereitung verkrafte ich als eher Vielstarter regenerationsmäßig kaum). Ziel: Schwimmzeit vom Volcano bestätigen, gucken was auf dem Rad geht (und ob die Übersetzungen zur Muskulatur passen) und deutlich besser laufen als beim Volcano, wo ich überhaupt nicht aus den Hufen kam. Da ich mir die Option, danach noch ein gutes Stück nach Hause zu radeln offen halten und keine zwei Räder mitschleppen will, nehme ich das Trainingsrad mit den Wettkampflaufrädern, auch wenn ich da momentan nicht so 100%ig richtig drauf sitze.
Anreise am Sonntag morgen im Tiefflug mit der Feststellung: ganz schön kühl und windig hier. Nummern geholt, Rad eingecheckt, Startbereich angeschaut (und festgestellt, dass ich meine Badeschlappen vergessen habe - aber der Weg von der Wechselzone bis zum Start ist für meine empfindlichen Füße leider ein echtes Problem. Glücklicherweise lagen da noch diverse Schlappen vom Vortag rum, also ein Paar geliehen und alles prima).
Vor dem Start dann leichte Irritation, da die meisten Athleten sich ganz rechts aufstellen mit der Begründung, sie würden sonst schräg zur ersten Boje stehen. Wie kann man denn zwischen zwei Punkten schräg stehen
Na egal, bedeutet für mich, dass ich mehr Platz habe. Der Startschuß fällt und los geht's. In der knapp brusthohen Brühe sieht man den Nachbarn nichtmal, wenn der in 30cm Abstand schwimmt, schmecken tut das Wasser aber ganz normal. Ich komme gut weg und in meinen Rythmus, an der ersten Boje ist es kurz etwas eng, danach entzerrt sich die Sache. Lediglich die Frau neben mir nervt gewaltig, weil sie ständig im Zick-Zack schwimmt und mich dabei regelmäßig rammt. Ein kleiner Zwischenspurt (von mir! im Wasser!!) schafft dann Platz und aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie nach der nächsten Welle ohne die drullse Wendebarriere erstmal sauber nach links abbiegt.
Für mich ist es ja immer eine gute Motivation, wenn ich beim Schwimmen anfange, Leute einzusammeln, wie leicht ich jedoch dann das Tempo verliere, merke ich nach rund 1000m, kurz mal nicht konzentriert und schon ist die Gruppe wieder vorbei. "Einfach schwimmen" so wie "einfach laufen" ist nicht - zumindest nicht bei mir. Nach der letzten Boje fehlt mir kurzzeitig die Orientierung und auch das kostet sofort Rythmus. Immerhin bin ich trotzdem nach 26:25 min an Land. Könnte für mich Schwimmbestzeit sein (den Gedanken, dass das Tempo auf der LD grademal 1:06 Std. hergibt, schiebe ich schnell beiseite). Trotzdem Platz 69.
Endlich an Land geht der Duathlon los. Zunächst mal jedoch will der Neo nicht aufgehen, irgendwas klemmt im Reißverschluß. "Mist" denke ich "wie bekomme ich das Ding aus, wenn der nicht aufgeht???" Nochmal zu und dann gehts. Am Rad noch Socken angezogen, weil ja doch nicht ganz so warm ist und raus. An der Aufsteigsmarkierung schaue ich nach unten - prima: vergessen, die Schuhe aufzumachen. Also statt Aufspringen schnell noch die Klettverschlüsse aufgefummelt und los. Auf dem Kopfsteinpflaster eingerollt, auf Asphalt dann Schuhe an, geschaltet, angetreten und - nix. Als ob mir einer den Auspuff zugestopft hat, trete ich in Watte. Der Puls geht nicht hoch und das Tempo auch nicht. Ernüchterung macht sich breit. Also erstmal raus auf die Runde, das üble Kopfsteinpflaster einigermaßen vorsichtig überfahren und dann aber - niente. Irgendwie will's nicht. Nach den ersten leichten Wellen mit dem doch sehr mäßigen Gegenwind stelle ich fest: das 55er Blatt ist zwar zum Trainieren gut aber nicht für den Wettkampf. Das 53er einen Tick zu klein, also wird es doch das 54er werden. Hätte nicht gedacht, dass der eine Zahn so viel ausmacht. In der ersten Runde fahre ich noch alles auf dem großen Blatt aber nachdem das so richtig zäh geht, wird auf dem Rest der Strecke deutlich mehr geschaltet und ich komme etwas in Schwung. Lediglich ein Athlete kommt vorbei und zwar immer an den Anstiegen, in der dritten Runde habe ich ihn aber wieder, ansonsten wird überholt. Das Überrunden gestaltet sich problemlos und die wenigen richtigen Abfahrten machen Laune... Mit der 17ten Radzeit (1:10:11 für die 43 Km) rolle ich in die Wechselzone.
Die Füße sind leider durch den kühlen Wind leicht taub, was beim Laufen massiv stört aber nunmal nicht zu ändern ist. Ich wechsle zügig und renne los. Der Athlet hinter mir hat mich sauber überwechselt und stürmt los, direkt hinter mir rennt auch einer los - na denn. Und wieder geht's nicht. Die Beine wollen nicht und der Kopf reagiert etwas zerknirscht. Bei Km 1 ändert sich das allerdings, die Muskulatur macht auf, der Schritt ist dank der tauben Füße etwas wackelig aber langsam kann ich beschleunigen. Die beiden direkten Gegner bleiben zurück, ich sammle noch ein paar ein und höre währenddessen hinter mir permanent Schritte. Am Ende der ersten Runde kommt der Kollege dann vorbei, kann sich aber nicht so recht absetzen. Mittlerweile ist zumindest der rechte Fuß wieder vollständig durchblutet, so dass auch der Schritt besser ist. Bei Km 7 sage ich mir "Der ist noch nicht weg, das sind höchstens 20m" - und siehe da, als hätte er es gehört, wird er langsamer. Weit vor mir sehe ich den nächsten Konkurrenten, nicht einholbar. Ich gebe trotzdem richtig Gas, schaffe es aber nicht so recht, mich abzusetzen. Bei Km 8 sind es rund 30m, quasi nix, wenn der spurten kann. Dafür kommt der andere von vorne langsam in Griffweite. Endlich ist auch der linke Fuß wieder voll Gefühl und ich renne noch 2 Km volle Presse, sammle den Letzten bei km 9,2 ein, halte den Anderen auf Abstand und komme mit der drittbesten Laufzeit (37:38, der Garmin sagt 10,3 Km) als 11ter ins Ziel. Der Sprecher hat was auf den Augen und kündigt mich sensationell als die erste Frau an aber nun gut...
Wie kühl es beim Rennen war, merkt man an der Verpflegung: lediglich ne halbe Lenkerflasche getrunken, im Ziel ein Erdinger und fertig. Den Heimweg mit dem Rad spare ich mir, zum Einen wären 185 Km einfach zu weit und wenn ich erstmal im Auto sitze, steige ich nicht nochmal aus und zum Anderen siegt die Vernunft dann doch vor dem schlechten Gewissen (Regeneration <-> Trainingskilometer) und wir gönnen uns stattdessen auf der Rückfahrt seit langem mal wieder einen McStop.
Im Ziel dann noch den Elch getroffen (oder er mich, wie man's nimmt), bei der Siegerehrung als AK-Sieger (mein erster AK-Sieg in einem TRIathlon
) noch einen Wellnesskoffer der Firma Seba Med abgegriffen - was will man mehr. Eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung. Mein persönliches Fazit: wenn ich so schwimmen kann auf der LD, wäre ich mehr als zufrieden, am Radfahren muss noch deutlich gearbeitet werden (aber zwei Rennen kommen ja noch) und das Laufen paßt. In 5 Wochen wissen wir mehr...