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 Betreff des Beitrags: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 12 Jan 2010 12:30 
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Das Rennsemmel-Emu
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Registriert: 17 Jan 2005 12:00
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Manchmal hatte ich keine Lust, ihn anzuschauen, und guckte stur vorbei, hatte dann aber ein schlechtes Gewissen.

Genau so ging es mir auch hin und wieder. Mir tat er einfach leid aber außer etwas Kleingeld fiel mir auch nicht mehr ein...

Eine Schande, dass es in einem Land wie dem unseren überhaupt sowas gibt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 12 Jan 2010 12:57 
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1. Half-Eiermann Emu
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drullse hat geschrieben:
Manchmal hatte ich keine Lust, ihn anzuschauen, und guckte stur vorbei, hatte dann aber ein schlechtes Gewissen.

Genau so ging es mir auch hin und wieder. Mir tat er einfach leid aber außer etwas Kleingeld fiel mir auch nicht mehr ein...

Eine Schande, dass es in einem Land wie dem unseren überhaupt sowas gibt.


Mach Dir keinen Kopp - wir hatte immer nen Obdachlosen, der sich im Vorraum zum juristischen Seminar regelmäßig aufgewärmt hat. Dann saß er da, machte sein Dudelradio an - und brabbelte irgendwas über seinen Kehlkopfverstärker in die Weltgeschichte. Hin und wieder bekam er ein bisschen Klimpergeld oder auch mal nen Kaffee. Beschwert hat sich über den Mann nie einer - und er selber war in seiner Welt gefangen, kann mir nicht vorstellen, dass ihn jemals einer da raus bekommen hätte. Irgendwann torkelte er betrunken vor ein Auto - der Rettungswagen kam und wir sahen ihn nie wieder. Diejenigen, die ihn länger kannten, hatten Tränen in den Augen.

Ich finde es immer noch sehr "menschlich" wenn man auch um solche Leute wie ihn trauert - er war eben doch irgendwie ein Teil unserer Gesellschaft / Gemeinschaft.

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"...Wenn dein Herz auf dem Wasser liegt, musst du es ja nicht auf der Strasse quälen..."


Zuletzt geändert von Kampa am 13 Jan 2010 00:24, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 12 Jan 2010 21:28 
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Zu-blöd-zum-Schwimmen-Emu
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Registriert: 27 Jan 2009 19:45
Beiträge: 4414
Kampa hat geschrieben:
drullse hat geschrieben:
Manchmal hatte ich keine Lust, ihn anzuschauen, und guckte stur vorbei, hatte dann aber ein schlechtes Gewissen.

Genau so ging es mir auch hin und wieder. Mir tat er einfach leid aber außer etwas Kleingeld fiel mir auch nicht mehr ein...

Eine Schande, dass es in einem Land wie dem unseren überhaupt sowas gibt.


Mach Dir keinen Kopp - ....

Naja, wenn es so direkt vor der eigenen Haustür passiert, da berührt es einen schon ´n bisschen mehr als wenn man es "nur" hört oder liest. Glaub ich.

Kann man als Einzelner da überhaupt richtig helfen? Also außer Kleingeld, Kaffee, mal was zu essen? Kann man sich da einfach aufdrängeln und fragen: Brauchst du Hilfe? Soll ich dich zum Amt / Arzt / irgendwas begleiten? Die meisten werden doch wissen, dass es ein Sozialgesetzbuch gibt und man immer Anspruch auf wohnen und essen hat. Sind die, die auf der Straße leben, nur zu scheu, solche Anträge auszufüllen? Oder zu stolz? Fragen.......

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Innez eigener Freufaden


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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 12 Jan 2010 23:20 
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Film Emu
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drullse hat geschrieben:
Manchmal hatte ich keine Lust, ihn anzuschauen, und guckte stur vorbei, hatte dann aber ein schlechtes Gewissen.

Genau so ging es mir auch hin und wieder. Mir tat er einfach leid aber außer etwas Kleingeld fiel mir auch nicht mehr ein...

Eine Schande, dass es in einem Land wie dem unseren überhaupt sowas gibt.



ich habe ja selber auch lange auf der strasse gelebt und möchte darauf aufmerksam machen dass nicht jeder "randständiger" unglücklich ist mit seiner situation, und als gescheiterter zu betrachten ist.
je grösser der leistungsdruck in der gesellschaft wird, desto mehr menschen gibt es, welche sich dieser strömung verweigern.
ich mag mich selber auch kaum erinnern, bin schon zu sehr gefangen von meinem besitz und meinem spiesserleben :oops: , aber das leben auf der strasse, reduziert aufs wesentliche, es kann auch verdammt angenehme, romantische, ehrliche seiten haben.

ich bin lange in freiburg im breisgau rumgesifft, und die freude war gross wenn ich genug kohle zusammengeschnorrt hatte, um mir abends im tante emma laden ne büchse ravioli zu holen, welche ich natürlich kalt gegessen habe.

meine zeiten in den besetzten häusern, im winter ohne strom, ohne fliessendes wasser, die bierflaschen nachts im schlafsack, damit sie nicht zugefroren sind, da hält man zusammen, das ist familie, wie mans sonst kaum erlebt

in frankreich habe ich monatelang in einem alten bunker gehaust, die jungen "nachwuchspunks" haben zuhause essen mitlaufen lassen, um dem schweizer zu helfen, da erfährt länderübergreifende solidarität eine ganz neue bedeutung

als ich nach hamburg kam, keine sau kannte auf dem bauwagenplatz, ging es etwa 3 bier, bis mir 4 verschiedene leute einen wagen zum wohnen angeboten haben, und zwar nicht für eine nacht sondern für so lange ich wollte. hätte ich nach 4 monaten nicht wegen problemen mit der schweizer justiz nach bern fahren müssen, ich wäre wohl jetzt noch in dieser geilen stadt :yo:

ich kannte viele penner, alte alkis zum, beispiel die zum stadtbild gehören (gibts wohl in jeder stadt) das waren mit bestimmtheit nicht die unglücklicheren menschen als das gemeine volk was ich jeden tag durch die strassen stressen sehe.

und vergesst nicht, die meisten dieser leute haben einen sehr starken charakter, was man auch braucht um auf der strasse zu überleben, und meistens wollen diese leute gar keine hilfe, sei es aus stolz, manchmal aus angst vor der veränderung, oder ganz einfach weil es ihnen an nichts fehlt.

ich finde es wichtig dass es dieses recht auf selbstbestimmung noch gibt, und wer wirklich hilfe braucht, bekommt diese bis zu einem gewissen punkt auch.

jeder setzt seine prioritäten anders und mancher lebt auf der strasse glücklich, während es millionen von menschen gibt, welche ihr ganzes leben im stress verbringen, mein haus, mein auto, mein boot :censored sich keine zeit für die wirklich wichtigen dinge nehmen und dann irgendwann einen kläglichen tod sterben

_________________
you gotta fight for your right to paaaaarty


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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 13 Jan 2010 00:08 
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S(up)portlerin
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Registriert: 28 Jun 2004 12:00
Beiträge: 16165
Er gehörte einfach zu dieser Brücke. Und plötzlich war er nicht mehr da. Vielleicht gibt es einen Himmel und dort gibt es bestimmt eine Brücke wo er sitzen kann und die Tauben füttern.

Anja

_________________
06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 13 Jan 2010 09:12 
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MD Emu
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Registriert: 16 Apr 2007 17:28
Beiträge: 821
Wohnort: Kloten
tobleroneman hat geschrieben:
...je grösser der leistungsdruck in der gesellschaft wird, desto mehr menschen gibt es, welche sich dieser strömung verweigern.


Das ist das eigentliche Problem. Denn es gibt nebst denen, die sich verweigern und quasi (ja auch nicht wirklich) freiwillig aussteigen, auch solche, die's schlicht nicht packen mit dem Druck. Und dann noch, die grösste Perversion, diejenigen, die schlichtweg einfach 'ausgekippt' werden, damit die Bruttorendite stimmt... gell, Joe...

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life sucks...


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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 13 Jan 2010 09:22 
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Rote Socken Emu

Registriert: 21 Nov 2004 12:00
Beiträge: 19695
@Toblerone: das hast Du schön formuliert, schließlich weisst Du ja von was DU redest. :daumen


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 Betreff des Beitrags: Re: Er starb in der Ecke
BeitragVerfasst: 14 Jan 2010 13:26 
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Das Crash Emu
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Registriert: 09 Sep 2004 12:00
Beiträge: 9641
Wohnort: Flake
Mike, hab Dank für den letzten Satz. :)

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Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
flog über alle Lande
als flöge sie nach Haus...

Joseph von Eichendorff


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