Thorsten hat geschrieben:
Warum hat ihm damals keiner widersprochen, wenn er doch für jeden so offensichtlich unrecht hatte? Geschicktes Marketing? Die Mafia im Rücken? Desinteressierte Umwelt?
Das einzige, was ich mir vorstellen konnte: Es war für die Kinder in Griechenland extrem schwierig, überhaupt an Wassereis zu kommen und dann auch noch in verschiedenen Formen
Die Frage ist doch, warum Aristoteles seine Irrtümer nicht selbst erkennen konnte? Klug genug war er zweifellos. Warum verstieg er sich zu der falschen Behauptung, Eis sei zwar schwerer als Wasser, könne aber auf ihm schwimmen, weil es flach sei?
Die Antwort liegt auf der Hand: Er hat eben nie ausprobiert, ob auch kompakt geformte Körper aus Eis schwimmen können, etwa eine Kugel oder ein Würfel. Hätte er seine Behauptung überprüft, wäre ihm sein Irrtum sofort offenbar geworden. Er hat weder die Beobachtung oder das Experiment bemüht, noch die Ursachen des Auftriebs theoretisch erkannt (wie kurz nach ihm Archimedes). Er hat einfach ins Blaue hinein phantasiert und es dabei belassen.
Es ist nicht richtig, dass niemand Aristoteles widersprochen hätte, und das seine Ansichten nun mal Stand der damaligen Wissenschaft gewesen seien, so wie wir heute unseren (unvollkommenen) Stand der Wissenschaft haben. Die seit Thales von Milet rund 600 Jahre vor Christus sich in Griechenland entwickelnde Philosophie und Naturwissenschaft war in vielen Bereich schon viel weiter als das, was Aristoteles von sich gab. Letzterer war in vielerlei Hinsicht ein Rückschritt.
Thorsten hat geschrieben:
Glaubst du ernsthaft, dass die heutige Wissenschaft nur so tolle Sachen rausbringt, die jetzt für alle glaubhaft und korrekt sind und von denen auch später keine als genauso ein Mumpitz wie Aristoteles enttarnt wird?
Du schreibst das so, als wäre die Antwort klar, nämlich dass wir uns heute in gleicher Weise irren können wir damals Aristoteles. Tatsächlich sind das aber zwei ganz unterschiedliche Dinge. Eine wissenschaftliche Theorie muss ein Problem lösen bzw. eine Frage korrekt beantworten. Außerdem muss sich mithilfe der Theorie eine Vorhersage treffen lassen, die man überprüfen kann.
Beispiel: Die Keplerschen Gesetze sagen bestimmte Planetenbahnen voraus, die wir überprüfen können. Treffen wir die Planeten an der vorhergesagten Stelle an, ist die Theorie bestätigt, andernfalls widerlegt. Die Keplerschen Gesetze erwiesen sich als zutreffend, bis sie von Einsteins noch genauerer Theorie abgelöst wurden.
Man könnte nun sagen, die Keplerschen Gesetze seien ein Irrtum gewesen, da sich in letzter Konsequenz nicht immer exakt zutrafen. Das ist aber eine ganz andere Art Irrtum als zu behaupten, Eis könne nicht schwimmen, außer wenn es eine flache Form hat. Alle sich daraus ableitenden Vorhersagen sind falsch, außerdem ist der theoretische Unterbau (Ursache und Wirkung) falsch. Es wird kein Problem gelöst und keine Frage zutreffend beantwortet. Es handelt sich schlich um ein Hirngespinst.
Grüße,
Arne