Endlich mal wieder: Bad Religion in Berlin
Da musste ich hin, nachdem ich die Truppe noch nie live gesehen habe. Als kleine Einstimmung:
ZDF-Bericht - leider ohne Interview mit Prof. Dr. Greg Graffin (wen's interessiert:
Artikel über ihn und
Bandgeschichte). Glücklicherweise schaute ich heute nochmal im Netz nach der Location und siehe da: verlegt wegen großem Zuspruch in Huxleys Neue Welt, eine ehemalige Rollerdisco. Nun gut, gibt schönere Konzerthallen aber sei's drum.
Locker hingeradelt, reingegangen, ne Pilsette geschnupft und dann einen Platz auf der hinteren Empore gesichert, da mir nicht nach rumspringen und Pogo war. Überpünktlich legte die Vorband los -
Steriogram aus Neuseeland. Vorband zu sein ist ja in der Regel eh ein Scheißjob, Vorband einer Kult-Truppe ist dann noch blöder. Der Fünfer zog sich aber gut aus der Affaire, Sound ok, die Mucke irgendwo zwischen Nu Metal, Prog-Punk und Metal-Rap angesiedelt. Kein Knüller aber erträglich. Nach gut 35 min waren sie aber auch schon wieder weg.
Die Halle mittlerweile fast voll (ca. 1000 Leute), die Luft dank Rauchverbot zwar warm aber atembar. Nur etwas trocken, aber ich wollte meinen Platz nicht aufgeben...
Nach 15 min Umbaupause ging wieder das Licht aus. Was sich beim Instrumenten-Check schon andeutete, bestätigte sich, als die Band auf die Bühne kam: Mr. Brett (
Brett Gurewitz) war nicht dabei, somit nur 5 Leute auf der Bühne und leider einer der Gründer und Songwriter nicht mit von der Partie (was aber zu erwarten war, der hat zuviel anderes um die Ohren).
Gespannte Stille in der Halle und - etwas überraschend - geht's mit "21th century digital Boy" los, eigentlich kein Opener aber nun gut... Nächste Überraschung: huch ist das leise. Ich hatte mich schon über die kleine PA gewundert, die da auf der Bühne stand, vermutlich für den kleineren Club geplant. Hm, na mal abwarten. Der Mixer scheint das auch zu merken und dreht langsam hoch - was dann klar zu Lasten der Soundqualität geht. Nochmal Hm.
Beim vierten Song steht der Geräuschpegel und der Sound ist einigermaßen annehmbar. Die Band spielt routiniert aber mit sichtbarer Freude einen Klassiker nach dem anderen runter und ich freue mich schon auf ein paar Statements von Graffin zur allgemeinen Lage. Nach dem siebten Song setzt er an:
"It's a difficult time these days in america, You know. We've been waiting a long time for this (
klar, Wahlen, endlich Bush weg, denke ich mir) - because... it's an olympic year!!!" und grinst
"We will get the most of the medals for sure - except für china this time..."
Dann lässt er sich noch über die EM aus und freut sich über ein Fußball-Trickot mit seinem Namen drauf, dass ihm ein paar polnische (!) Fans auf die Bühne werfen.
Weiter geht's anschließend auf dem Weg durch die Bandgeschichte, den einen oder anderen Song hätte ich ausgelassen und dafür was anderes genommen aber das ist ja immer so. Wer aus 25 Jahren wählen kann, hat es eh nicht leicht.
Nächste Ansage, die mich dann doch erstaunt:
"You know, it is really difficult to get decent informations about what ist going on in the world when You live in L.A.. But the other day I found an articel on page 10 of our news-magazine concerning the closing of Tempelhof Airport. (
)
So I ask You: who votet "Tempelhof: YES"? (einige Hände gehen hoch)
And who votet for "Tempelhof: NO"? (deutlich mehr Hände gehen hoch, er zieht die Augenbrauen hoch)
Well, as far as I'm concerned: I say "Tempelhof: YES!" (guter Mann, ich wußte es...).
Anyway - it's good to see You taking care of things, in america nobody votes for anything!"
Schon erstaunlich der Mensch... Mittlerweile hat der Mixer die Lautstärke komplett ausgereizt und bei den nächsten Songs überschlägt sich hier und da die PA, grade noch erträglich.
Graffin erzählt noch ein paar Storys über seine Erlebnisse in Berlin und nach ein paar Songs verschwinden sie auch schon. Noch ein Set mit 3 Songs als Zugabe und "Sorrow" als traditionellem Rausschmeißer und nach knapp 1,5 Stunden ist das Konzert zu Ende. Mit den letzten Akkorden im Ohr schwinge ich mich aufs Rad und roller durch die laue Nacht nacht Hause.
Fazit: an die Jungs kommt so schnell keiner ran. Kritikpunkte sind klar die zu schwache PA und die Auswahl der Songs für die Zugaben, da hätte etwas mehr Dampf sein können. Und natürlich das Fehlen von Mr. Brett und ein paar Statements von Graffin...
Jederzeit wieder!