Gestern war ich endlich in "Die Buddenbrooks"
Da ich den Roman von Thomas Mann bestimmt schon dreimal gelesen habe, bin ich natürlich mit hoher Erwartungshaltung in den Film gegangen.
Wenn man sich frei davon macht eine werkgetreute Literaturadaption zu erwarten, ist der Film sehenswert. Ganze Handlungsstränge des Romans und etliche Peronen tauchen in dem Film nicht auf. So wird z.B. Johann Buddenbrook der Ältere nebst Gattin Antoinette überhaupt nicht erwähnt, bzw. nur kurz die Beisetzung gezeigt. Die jüngste Tochter von Jean Buddenbrook, Clara und ihre Ehe mit dem Erbschleicher Tiburtius wird überhaupt nicht erwähnt. Die Tochter von Tony aus der Ehe mit Bendix Grünlich wird nicht erwähnt, und, und, und........
Gleichwohl sieht man dem Film an, daß er aufwendig und teuer produziert wurde. Iris Berben als Konsulin Bethsy ist eine Augenweide und Armin Müller-Stahl als Armin Müller-Stahl ist großartig. Die Rollen sind hervorragend besetzt, die Schnitte sind harmonisch, Lübeck als Kulisse (für die Jüngeren: das Holsten Tor war mal auf dem 50 Mark Schein als wir noch richtiges Geld hatten) ist phantastisch! Es ist ein Stimmungsbild aus der Welt des 19. Jahrhunderts das mit Szenen wie dem fehlgeschlagenen Spekulationsgeschäft von Thomas Buddenbrook eine erstaunliche Aktualität aufweist.
Wer die Buddenbrooks noch nicht gelesen hat, der bekommt vielleicht Lust sich mit diesem Roman zu befassen; immerhin hat Thomas Mann dafür den Nobelpreis erhalten.
Und wer die Buddenbrooks gelesen hat, Jessica Schwarz als Tony Buddenbrook ist eine Augenweide
Thomas Mann erwähnt es zwar nicht in seinem Roman, aber der eigentliche Grund sich von Alois Permaneder zu trennen war sicher nicht das Techtelmechtel mit der Köchin oder das "Wort" (das fehlt auch im Film!), sondern der Umstand, das Tony in München Lüngerl essen musste.