Alter Schwede hat geschrieben:
vb_man hat geschrieben:
Bambi Also ich kann mir so was nicht ansehen, ich bin bei Independence Day eingeschlafen.
Aber wenn ich heute morgen lesen muss, daß Tom Cruise einen Bambi in der Kategorie "Mut" erhält, die Laudatio auch noch von dem Herausgeber der F.A.Z., Frank Schirrmacher gehalten wird, dann frage ich mich, ob ich im falschen Film bin.
Zum einen finde ich die Heroisierung von Stauffenberg ohnehin grenzwertig. Die Motive eines preussischen Junkers beim Herannahen der Roten Armee sind wohl weniger von Demokratie und Menschenrecht geprägt als von Besitzstandswahrung. Stauffenberg hat ja auch so viel Mut bewiesen, sein eigenes Leben retten zu wollen, das Leben Unbeteiligter zu opfern um Hitler zu beseitigen. Nun ja, ob das jetzt wirklich so mutig war?
Tom Cruise als bekennenden Scientologen jetzt als besonders couragiert zu würdigen, da er gegen entsprechende Gage einen zweifelhaften Helden darstellt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Scientology und seine Repräsentanten werden von mir nicht als couragierte Kämpfer für Demokratie und Freiheit wahrgenommen.
Das ich so eine verlogene Show mit meinen GEW-Gebühren mitfinanzieren muss, empfinde ich als empörend.
Also in Sachen Cruise stimme ich Dir zu, vor allem zum Thema "Mut vers. 50 Mio."
Nicht so in Sachen "Stauffenberg":
Zitat aus Wikipedia:
Stauffenbergs allmähliche Distanzierung von der nationalsozialistischen Staatsführung begann nach der „Reichskristallnacht“ (9./10. November 1938). Nach dem deutschen Sieg über Frankreich im Frühjahr 1940 begeisterte er sich kurzzeitig erneut für Adolf Hitler, aber nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 überzeugte ihn die Kriegführung im Osten endgültig vom verbrecherischen Charakter des Hitler-Regimes. Insbesondere wegen der Deportation und systematischen Ermordung der Juden, der brutalen Besatzungspolitik, aber auch wegen der unsachgemäßen Führung, die seiner Ansicht nach zwangsläufig in einer militärischen Katastrophe enden musste, wurde er zum entschiedenen Gegner der Nazis und schloss sich, weit vor der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad, dem militärischen Widerstand an.
Mich würde interessieren woher Du weißt, daß er erst "mit herannahen der roten Armee..." sich dem Widerstand angeschlossen hat bzw. beschlossen hat zu handeln.
Da könnte ich jetzt mehrere Seiten dazu schreiben, vielleicht mache ich das auch noch mal. In der Kürze der Zeit nur so viel:
Viele seriöse Historiker, u.a. Joachim Fest, vertreten die Meinung, daß der Widerstand innerhalb der Wehrmacht nicht von humanitärer Motivation, sondern von Besitzstandwahrung geprägt war. Man muß dazu wissen, daß die Führungselite der Wehrmacht vornehmlich aus den Reihen des deutschen Adels repräsentiert wurde, der Stand, der nach 1918 die meisten seiner Privilegien verloren hatte und der durch die Landnahme im Osten eindeutig profitierte.
Joachim Fest beschreibt in seiner Dokumentation über den Widerstand innerhalb der Wehrmacht eindeutig, daß die sog. Verschwörer nichts anderes als eine "Übergangsdiktatur" installiert hätten. Auch wenn der Sozialdemokrat Julius Leber als pseudodemokratisches Feigenblatt gegenüber den westlichen Allierten vorgesehen war, haben die sog. Widerstandskämpfer aus den Reihen der Wehrmacht in keiner Weise vorgehabt in Deutschland eine parlamentarische Demokratie zu installieren.
Stauffenberg wäre für mich ein Held, wenn er Hitler mit seiner Pistole per Kopfschuss getötet hätte.
Aber so wie es überliefert ist, hat er die Aktentasche mit der Bombe (die stümperhaft zusammen gebastelt war) unter den Tisch gestellt und hat sich verdrückt um sein Leben zu schonen und das Leben von ca. 30 Anderen zu opfern.
Unter Courage im Hemmingwayschen Sinne verstehe ich etwas anderes.
Aber es scheint ein deutsches Übel zu sein, daß man einen "Helden" Stauffenberg lieber auf den Schild hebt, als einen namenlosen Schwulen oder einen jüdischen Musiker, der im KZ verschimmelt ist.