drullse hat geschrieben:
Manchmal hatte ich keine Lust, ihn anzuschauen, und guckte stur vorbei, hatte dann aber ein schlechtes Gewissen.Genau so ging es mir auch hin und wieder. Mir tat er einfach leid aber außer etwas Kleingeld fiel mir auch nicht mehr ein...
Eine Schande, dass es in einem Land wie dem unseren überhaupt sowas gibt.
ich habe ja selber auch lange auf der strasse gelebt und möchte darauf aufmerksam machen dass nicht jeder "randständiger" unglücklich ist mit seiner situation, und als gescheiterter zu betrachten ist.
je grösser der leistungsdruck in der gesellschaft wird, desto mehr menschen gibt es, welche sich dieser strömung verweigern.
ich mag mich selber auch kaum erinnern, bin schon zu sehr gefangen von meinem besitz und meinem spiesserleben
, aber das leben auf der strasse, reduziert aufs wesentliche, es kann auch verdammt angenehme, romantische, ehrliche seiten haben.
ich bin lange in freiburg im breisgau rumgesifft, und die freude war gross wenn ich genug kohle zusammengeschnorrt hatte, um mir abends im tante emma laden ne büchse ravioli zu holen, welche ich natürlich kalt gegessen habe.
meine zeiten in den besetzten häusern, im winter ohne strom, ohne fliessendes wasser, die bierflaschen nachts im schlafsack, damit sie nicht zugefroren sind, da hält man zusammen, das ist familie, wie mans sonst kaum erlebt
in frankreich habe ich monatelang in einem alten bunker gehaust, die jungen "nachwuchspunks" haben zuhause essen mitlaufen lassen, um dem schweizer zu helfen, da erfährt länderübergreifende solidarität eine ganz neue bedeutung
als ich nach hamburg kam, keine sau kannte auf dem bauwagenplatz, ging es etwa 3 bier, bis mir 4 verschiedene leute einen wagen zum wohnen angeboten haben, und zwar nicht für eine nacht sondern für so lange ich wollte. hätte ich nach 4 monaten nicht wegen problemen mit der schweizer justiz nach bern fahren müssen, ich wäre wohl jetzt noch in dieser geilen stadt
ich kannte viele penner, alte alkis zum, beispiel die zum stadtbild gehören (gibts wohl in jeder stadt) das waren mit bestimmtheit nicht die unglücklicheren menschen als das gemeine volk was ich jeden tag durch die strassen stressen sehe.
und vergesst nicht, die meisten dieser leute haben einen sehr starken charakter, was man auch braucht um auf der strasse zu überleben, und meistens wollen diese leute gar keine hilfe, sei es aus stolz, manchmal aus angst vor der veränderung, oder ganz einfach weil es ihnen an nichts fehlt.
ich finde es wichtig dass es dieses recht auf selbstbestimmung noch gibt, und wer wirklich hilfe braucht, bekommt diese bis zu einem gewissen punkt auch.
jeder setzt seine prioritäten anders und mancher lebt auf der strasse glücklich, während es millionen von menschen gibt, welche ihr ganzes leben im stress verbringen, mein haus, mein auto, mein boot
sich keine zeit für die wirklich wichtigen dinge nehmen und dann irgendwann einen kläglichen tod sterben