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An einen Schildbürgerstreich musste ich denken, als ich gestern zum ersten Mal nach der Winteröffnung das Heinrich-Völker-Bad besuchte. War doch am Stirnende des Schwimmerbeckens ein ca. fünf Meter langer Bereich über die gesamte Breite des Beckens abgeleint, in dem Wassergymnastik stattfand. Die abgeleinte "Schnellschwimmerbahn" wurde von Tauchern benutzt, so dass für den normalen Besucher noch 5 Bahnen mit jeweils ca. 20 Meter zur Verfügung standen. Da aufgrund der Querleine jedoch mitten im Becken gewendet werden musste, war vernünftiges Schwimmen faktisch nicht möglich. Zusammen mit der Tatsache, dass die Traglufthalle dem zahlenden Besucher nur von 9 bis 16 Uhr zur Verfügung steht und der normale Arbeitnehmer damit zumindest unter der Woche von deren Benutzung ausgeschlossen ist, ergibt sich die untragbare Situation, dass das Heinrich-Völker-Bad für Schwimmer komplett ungeeignet ist. Auf diese Weise wird man sicherlich keine Besucher hinzugewinnen, sondern im Gegenteil verlieren. Statt die Wassergymnastik wie bisher im ohnehin kaum genutzten Nichtschwimmerbecken stattfinden zu lassen, wurden mal wieder Steuergelder verschwendet (Erhöhung des Bodens im 25 Meter Becken) um die Situation für den normalen Badegast nochmals zu verschlechtern. Meines Erachtens nach sollte über die gesamte Öffnungszeit des Bades zumindest eine Bahn in der Traglufthalle für normale Besucher zur Verfügung stehen und als "Schnellschwimmbahn" ausgeschildert werden.

Nachdem ich gestern die Winterschwimmsaison eröffnet und 10 Minuten später wieder beendet habe, da ich das örtliche Schwimmbad umgehend wieder verlassen habe, habe ich diesen Leserbrief an die örtliche Zeitung und den gleichen Text an die Freizeitbetriebe geschrieben.

Ausserdem erwäge ich eine Unterschriftensammlung mit dem Ziel dass unsere ach so tolle Traglufthalle nicht nur während der extrem Arbeitnehmerfreundlichen Zeiten von 9-16 Uhr zur Verfügung steht. Kennt sich da jemand aus? Muss man das irgendwie anmelden?

Lieber Bein-Godik,

berechtigterweise können wir Ihren Unmut verstehen. Dienstagabend haben wir das Problem, dass wir bisher keine 25 m zum Schwimmen anbieten können. Als Badbetreiber müssen wir mehreren Besuchergruppen u.a. auch Schulen, Vereinen, Behinderten usw. Wasserfläche zur Verfügung stellen. Auch der "normale" Besucher mit den verschieden Ansprüchen darf nicht zu kurz kommen. Die Traglufthalle müssen wir ab 16 Uhr den Vereinen zur Verfügung stellen. Um nun trotzdem 25 m zum Schwimmen nach 16 Uhr anbieten zu können, sperren wir so oft es geht zwei Bahnen im Schwimmerbecken im Hallenbad ab. Am Dienstag müssen wir dem Tauchclub für ihre Aktivitäten Wasserfläche geben. Trotzalledem haben wir eine Leine zum Durchschwimmen bestellt, die in den nächsten Wochen eingebaut wird, damit auch an Dienstagabenden 25 m zum Schwimmen zur Verfügung stehen. Dazu wird der Kursbereich verkleinert. Sie sehen wir versuchen allen Ansprüchen gerecht zu werden. Wir bitten Sie auch zu bedenken, dass wir durch eine verlängerte einheitliche Öffnungszeit bis 21 Uhr die Woche über auch der arbeitenden Bevölkerung das Schwimmen ermöglichen wollen.
Sie sprechen die Verschwendung von Steuergeldern an.
Zu unseren Zielgruppen gehören u.a. auch Behinderte. Der erhöhte Beckenboden wurde vorrangig eingebaut um auch Behinderten das Schwimmen oder Bewegen im Schwimmbecken zu ermöglichen. Auch diese Zielgruppe der Behinderten stellt Ansprüche, denen
bisher von unser Seite her nicht genug Rechnung getragen werden konnte. Mit dem Beckenboden können wir hier sowohl den Behindertensportvereinen als auch den behinderten Tagesgästen neue Möglichkeiten anbieten. Auch bietet der höhere Beckenboden für viele Schwimmer eine "Verschnaufmöglichkeit", betrachtet man gerade die größer werdende Altersgruppe 60plus. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir der großen Nachfrage nach Kursen in jeglicher Form mit dieser weiteren Fläche nachkommen können. Für einige Kurse ist die Wassertiefe im Erlebnisbecken leider zu gering. Wie Sie vielleicht auch aus den Medien entnehmen konnten, steigt die Zahl der Ertrinkungstoten stetig. Um dem entgegen zuwirken bieten wir verstärkt Schwimmkurse für Nichtschwimmer an. Durch den Beckenboden haben wir eine hervorragende Einrichtung um Schwimmkurse durchzuführen, besser als im Erlebnisbecken.
Wie schon gesagt, wir versuchen nach wie vor allen Ansprüchen gerecht zu werden. Dazu zählen auch Ihre.
Wir bitten Sie um Ihr Verständnis und bemühen uns auch an einem Dienstagabend die 25 m für Schwimmer zu gewährleisten.

Mit freundlichen Grüßen

Also doch ein klares Kommunikationsproblem.
Würde man die Umbaumaßnahmen und die aktuelle Planung irgendwo kommunizieren, würde es erst gar nicht zu solchen Missverständnissen kommen.

das problem ist eher, es so vielen personengruppen recht machen zu müssen, da kann es keine für alle befriedigende lösung geben

ja, aber indem man darauf hinweist, es eben möglichst vielen Interessen recht zu machen, erzeugt man ja widerum Verständnis für die Betroffenen.

Insgesamt bietet das Heinrich-Völker-Bad 19 Schulen und 5 Vereinen Platz für die Durchführung des Schwimmsports. Von den gesamten Schwimmzeiten nutzen die Schulen 12 % und die Vereine 18 %. 70 % können ab sofort den Besuchern aus Worms und Umgebung wieder angeboten werden. Eine Zahl, die sich sehen lassen kann.

Die neue Halle auf dem 50-m-Becken dient vorrangig den Vereinen, Schulen und der Öffentlichkeit um Bahnen zu ziehen und zum Trainieren, weniger als Spaßbad- bzw. Aufenthaltsbereich. Damit kommt der neuen Bezeichnung Wormser Sportbäder noch mehr Bedeutung zu.