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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 17:30 
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Admin-Emu
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Klugschnacker hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
...mir geht das Gejammere auf die Nerven und dass man darauf wartet, dass es der Staat oder die Politik richtet. Ich verlasse mich nur auf mich.

Naja, ehrlicherweise müsste man hinzufügen, dass der Staat oder die Allgemeinheit für Dich vermutlich so einiges gerichtet hat und richtet. Das fängt bei Deiner sehr langen Ausbildung an, für die andere bezahlt haben. Das geht über die Finanzierung des Gesundheitssystems, das sofort ruiniert wäre, wenn Deine günstigen Tarife für alle gelten würden. Und es hört nicht auf bei allerlei Subventionierungen Deines Lifestyles durch die Allgemeinheit – in Frage kämen hier Pendlerpauschalen, Eigenheimzulagen, geförderte Renten, Ehegattensplitting, eine günstige Steuerklasse, die kostenlose oder subventionierte Nutzung von Sportanlagen und so weiter.

Ganz richtig ist das in meinen Augen daher nicht, wenn Du sagst, Du würdest Dich nur auf Dich verlassen. Die Allgemeinheit unterstützt Dich ganz ordentlich, und nichts anderes fordern auch die Schwächeren.

Ob diese Forderungen generell richtig sind, und gegen wen konkret in unserer Gesellschaft diese Ansprüche zu stellen sind, steht auf einem anderen Blatt.

Grüße,
Arne


Das stimmt, aber ich zahle nun schon seit einigen Jahren ordentlich Steuern. (Damit habe ich auch kein Problem)

Ich meinte das i.d.S., dass ich bei Schwierigkeiten zuerst selbst versuche das zu beheben. Für meinen Erfolg oder Misserfolg mache ich mich zuerst selbst verantwortlich und nicht andere. Wenn die finanziellen Ansprüche wegen Familie, Wohnung und steigenden Kosten steigen, dann versuche ich eben mehr Geld zu verdienen. Früher als Student kam ich mit ca. 500 DM gut über die Runden. Jetzt brauche ich vielleicht das 10fache in €. So ist das Leben nun mal...

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 17:37 
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Admin-Emu
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drullse hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Ich verstehe natürlich schon, aber mir geht das Gejammere auf die Nerven und dass man darauf wartet, dass es der Staat oder die Politik richtet. Ich verlasse mich nur auf mich.

Wer wenn nicht Staat oder Politik soll solche Auswüchse stoppen?

Wer wenn nicht Staat und Politik soll eine stabile Gesellschaftsordnung aufbauen/halten?

Arne hat es ja gesagt: zunächst regiert der ungebremste Egoismus. Wird dieser nicht kanalisiert, haben wir Anarchie. Wollen wir das? Willst Du das? Eine Staatsform, in der sich jeder wirklich nur noch um sich kümmert und sich auf sich selbst verlässt? Ich nicht.


Ich habe eine Bekannte bei der Post, die hat mir schon erzählt ... :roll:

Für die großen Dinge ist die Politik zuständig, die muss die Rahmenbedingungen stellen. Man kann sich auch politisch engagieren. Parteien suchen händeringend Nachwuchs. Mir geht es aber um meinen Mikrokosmos, den ich zu großen Teil selbst gestalten kann.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 18:46 
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Sauna-Emu

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Klugschnacker hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
War das früher mal besser?

Hm, das kann ich eigentlich nicht sachlich beurteilen. Meiner Wahrnehmung nach gibt es zumindest das Gefühl, dass man früher von der Lehre bis zur Rente im gleichen Betrieb war, wenn man wollte. Und dass sich heute das Karussell schneller dreht und man mit 45 zum alten Eisen zählt.

Ob diese Wahrnehmung eine sachliche Grundlage hat, habe ich ehrlicherweise nicht überprüft. Mich betrifft das auch nicht, denn als Selbständigem weht mir ein kälterer Wind um die Nase, als dem durchschnittlichen Angestellten. Die Unsicherheiten, vor denen der sich fürchtet, sind für mich Alltag.

Grüße,
Arne


Da Karussell dreht sich schneller, aber mit 46 Jahren gehörst Du nicht zum alten Eisen.
Es gibt genug Firmen, die Erfahrung zu schätzen wissen, kann ich Dir auch persönlicher Erfahrung der letzten Monaten sagen.
Richtig schwer haben es Frauen mit kleinen Kindern, die wegen der Kinderbetreuung nur Teilzeit arbeiten können und Menschen ab 55 Jahre.
Die Unsicherheit sorgt dafür, dass die jungen Frauen keine Kinder bekommen, weil sie Angst um ihren Job haben.
Frag' mal Entchen was passiert, wenn Du Dir erlaubst im befristeten Arbeitsvertrag ein Kind zubekommen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 19:13 
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Das Rennsemmel-Emu
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keko hat geschrieben:
Ich meinte das i.d.S., dass ich bei Schwierigkeiten zuerst selbst versuche das zu beheben. Für meinen Erfolg oder Misserfolg mache ich mich zuerst selbst verantwortlich und nicht andere.

DAS ist ja auch ein ganz anderer Schuh - in dem Punkt gebe ich uneingeschränkt Recht! Die Haltung "es ist grundsätzlich jemand anderes an meinem Unglück Schuld!" finde ich auch gelinde gesagt zum K*****.

keko hat geschrieben:
Für die großen Dinge ist die Politik zuständig, die muss die Rahmenbedingungen stellen.

Die Abgrenzung ist das Problem. Wo enden die "großen Dinge"? Ist es ein "großes Ding" wenn durch Auslagerung Arbeitsplätze geringer vergütet werden, um die Anteilseigner weiter zu mästen? Oder ist das schon der Bereich, wo man sagt "Das muss der Markt alleine regeln"?

Zitat:
Man kann sich auch politisch engagieren. Parteien suchen händeringend Nachwuchs.

Naja. Klar kann man das aber dazu musst Du eine Partei finden, mit deren Linie Du wirklich konform gehst, ansonsten ist das nur Frust. Ich kenne ein paar Menschen, die voller Elan politische Arbeit begonnen haben und nach ein paar Jahren absolut desillusioniert wieder aufgehört haben.

Zitat:
Mir geht es aber um meinen Mikrokosmos, den ich zu großen Teil selbst gestalten kann.

Das ist ja auch gut so. Nur darfst Du dabei eben nicht vergessen, dass es auch Bevölkerungsschichten gibt, die das nicht können. Materiell nicht, intellektuell nicht. Setz Dich doch mal mit Anja oder der Ente ein paar Tage hin und schau Dir die Kundschaft an. Da sind genügend bei, die wollen aber nicht können. Und auch für die muss IMHO in einem Land wie dem unseren gesorgt werden. Das passiert ja auch im Großen und Ganzen aber eben doch in vielen Fällen nicht so, dass diese Menschen sich wirklich mitgenommen fühlen.

Und da sind wir dann wieder bei xy-gida und Co.: wenn diese Leute sehen, dass z.B. in Berlin Schulturnhallen geschlossen werden, weil man Quartiere für Flüchtlinge braucht, die nur deshalb hierher kommen, weil die Residenzpflicht abgeschafft wurde und sie hier wesentlich schneller in ihren Communities Netzwerke bilden können als irgendwo auf dem Land oder wenn schnellstens billiger Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen werden soll, auf der anderen Seite aber die deutsche wenig-bemittelte Bevölkerung keine Wohnung findet weil alles zu teuer - dann sorgt das für wachsenden Unmut gegenüber denen die gefühlt mehr gepampert werden als man selbst.

Und ein einfacher Geist (auch hier: no offense!) ist nunmal leichter für so etwas zu gewinnen andere.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 19:16 
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Das Rennsemmel-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
Da Karussell dreht sich schneller, aber mit 46 Jahren gehörst Du nicht zum alten Eisen.

Stimmt - denn das bist Du für viele Firmen schon mit Mitte 30. :roll:

Zitat:
Frag' mal Entchen was passiert, wenn Du Dir erlaubst im befristeten Arbeitsvertrag ein Kind zubekommen.

Weil's tagesaktuell ist: frag mal, was passiert, wenn Du Dich erdreistest innerhalb der Probezeit krank zu werden... :kuebeln

Aber da stehen halt schon mehrere Dutzend andere, die den Job haben wollen. Das starke Schwein hat mehr als genug Auswahl und lässt sich das Futter halt vom nächsten Schweinchen ranschleppen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 19:33 
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Sauna-Emu

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oko_wolf hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
...
Soll eine Friseure so viel verdienen wie ich oder ein angelernter Fließbandarbeiter so viel wie du?


Gemessen z.B. an der Verantwortung, die ich in meinem Job habe und der, die eine Krankenschwester hat, finde ich das Gehalt der Krankenschwester zu gering (bzw. meines eigentlich zu hoch).

Richtig pervers ist ein "Gehalt" von 100 Mio./pa für einen Manager. (und das hat nichts mit Neid zu tun. Mein Gehalt ist ok, und ich bin vollkommen zufrieden)

Es kann aber nicht sein, daß ein Manager ein Gehalt bekommt, daß er nie im Leben sinnvoll ausgeben kann, wenn in der gleichen Firma feste Arbeitsplätze durch Leiharbeiter ersetzt werden, weil das billiger ist.


:daumen


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 19:46 
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Sauna-Emu

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drullse hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Da Karussell dreht sich schneller, aber mit 46 Jahren gehörst Du nicht zum alten Eisen.

Stimmt - denn das bist Du für viele Firmen schon mit Mitte 30. :roll:

Zitat:
Frag' mal Entchen was passiert, wenn Du Dir erlaubst im befristeten Arbeitsvertrag ein Kind zubekommen.

Weil's tagesaktuelle ist: frag mal, was passiert, wenn Du Dich erdreistest innerhalb der Probezeit krank zu werden... :kuebeln

Aber da stehen halt schon mehrere Dutzend andere, die den Job haben wollen. Das starke Schwein hat mehr als genug Auswahl und lässt sich das Futter halt vom nächsten Schweinchen ranschleppen.


Lieber Drullse,

glaub' mir, ich habe mich 2014 mit allen Unmenschlichkeiten befassen müssen.
Jetzt befasst man sich lieber wieder mit Bonuszahlungen.
:nono

Aber ich muss mal berichten, dass es auch ganz noch anders geht.
Letztes Jahr habe ich mich in Heilbronn vorgestellt. Ein mittelständisches Familienunternehmen.
Ei, selbst die kleinsten Mitarbeit mussten keine Zeiterfassung machen.
Wenn sie dann der Meinung sind, sie müssten Überstunden abfeiern, glaubt man den Angestellten, dass sie die Stunden geleistet haben. Man zahlte nach Tarif und es gab eine Altersvorsorge.
Es war ein unglaublich nettes enspanntes Gespräch...da war die Welt noch in Ordnung.
Ach ja, sie wollten auf ein größeres Gelände ziehen, weil es der Firma gut geht und man ausbauen will.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 20:09 
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Das Rennsemmel-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
Lieber Drullse,

glaub' mir, ich habe mich 2014 mit allen Unmenschlichkeiten befassen müssen.
Jetzt befasst man sich lieber wieder mit Bonuszahlungen.
:nono

Aber ich muss mal berichten, dass es auch ganz noch anders geht.
Letztes Jahr habe ich mich in Heilbronn vorgestellt. Ein mittelständisches Familienunternehmen.
Ei, selbst die kleinsten Mitarbeit mussten keine Zeiterfassung machen.
Wenn sie dann der Meinung sind, sie müssten Überstunden abfeiern, glaubt man den Angestellten, dass sie die Stunden geleistet haben. Man zahlte nach Tarif und es gab eine Altersvorsorge.
Es war ein unglaublich nettes enspanntes Gespräch...da war die Welt noch in Ordnung.
Ach ja, sie wollten auf ein größeres Gelände ziehen, weil es der Firma gut geht und man ausbauen will.

Warum biste nicht hin?

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 20:12 
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Sauna-Emu

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drullse hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Lieber Drullse,

glaub' mir, ich habe mich 2014 mit allen Unmenschlichkeiten befassen müssen.
Jetzt befasst man sich lieber wieder mit Bonuszahlungen.
:nono

Aber ich muss mal berichten, dass es auch ganz noch anders geht.
Letztes Jahr habe ich mich in Heilbronn vorgestellt. Ein mittelständisches Familienunternehmen.
Ei, selbst die kleinsten Mitarbeit mussten keine Zeiterfassung machen.
Wenn sie dann der Meinung sind, sie müssten Überstunden abfeiern, glaubt man den Angestellten, dass sie die Stunden geleistet haben. Man zahlte nach Tarif und es gab eine Altersvorsorge.
Es war ein unglaublich nettes enspanntes Gespräch...da war die Welt noch in Ordnung.
Ach ja, sie wollten auf ein größeres Gelände ziehen, weil es der Firma gut geht und man ausbauen will.

Warum biste nicht hin?


Ich habe nicht gepasst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 22 Jan 2015 23:55 
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keko hat geschrieben:
Thorsten hat geschrieben:
Das klingt jetzt schon sehr amerikanisch.

Dich würde es zwar nicht mehr so sehr betreffen :D :censored, aber wenn dann alle "bessere junge Jahre" hätten, gäbe es keine (angestellten) Friseure mehr, weil es ja nicht mal jemand nötig hätte, diesen viel zu schlecht bezahlten Beruf auszuüben.


Soll eine Friseure so viel verdienen wie ich oder ein angelernter Fließbandarbeiter so viel wie du?


Wieviel ist denn angemessen? Friseurinnen sind dumm, also reicht denen auch ein Stundenlohn von 6 € (jetzt 8,50) und wenn sie sich damit keine vernünftige Wohnung und keinen Urlaub leisten können fällt das halt unter Pech und sie müssen halt darauf verzichten?

Der angelernte Fließbandarbeiter (der täglich vielleicht keine hochkomplexen mathematischen Rechnungen löst, aber 8 Stunden am Tag schwere Motorteile schleppt) trägt wesentlich dazu bei, daß Audi und Co. Milliarden umsetzen. Früher konnten diese angelernte Arbeiter mit 3.500 € im Monat heimgehen und Frau und 5 Kinder ernähren. Jetzt wird der gleiche Arbeiter durch einen - mittlerweile sogar qualifizierten Teilezurichter ersetzt, der jedoch nur über Zeitarbeit befristet für einige Monate eingestellt wird und mit 1300 € heim geht. Früher konnte man wenn man bei unseren großen Automobilbauern arbeitete gut leben - heute weiß keiner ob er am nächsten Tag noch gebraucht wird oder am ersten Krankheitstag gekündigt wird. Daß man keinen Betriebsferien hat, sondern vorher gekündigt und danach - vielleicht - wieder eingestellt wird ist leider auch Alltag. Schöne Perspektive. Sicherheit. Zufriedenheit. Spaß an der Arbeit?

Wenn ich oft so lese "dann schaue ich den Wolken hinterher..." dann denke ich mir: ja, der Fließbandarbeiter, der keine Sekunde unaufmerksam einem Tagtraum hinterher hängen kann sollte genauso viel verdienen.

Wir können nicht nur Akademikern ein gutes Leben finanzieren.

Und selbst da: ich werde immer weniger verdienen als ein Betriebswirt oder Informatiker. Ich greife in Leben ein. Gefährde mich jeden Tag aufs Neue, weil ich mich intensivst mit Menschen beschäftige, die die meisten von Euch noch nicht mal kennen.

Ich war im medizinischen Bereich tätig. Damals war ich nicht weniger intelligent als jetzt. Das Gehalt war noch niedriger. Hätte ich Blutproben vertauscht oder Medikamente wäre das lebensgefährlich geworden. Zu welchen Gehalt im Verhältnis zur Verantwortung?

Die Friseurin arbeitet von 8 - 18 Uhr - meist auch Samstag. Viele Arbeitgeber verbieten mittlerweile Nebentätigkeiten. Was soll sie denn dann abends machen, damit sie noch was dazu verdient? Ich bin abends so ko, daß ich meiste nicht mal mehr in der Lage bin privat etwas zu machen. Und da soll ich dann abends noch in der Kneipe bedienen, damit ich an ein Gehalt von 5000 € herankomme (das mir sicher auch gut tun würde, ich aber nie erreichen werde).

Ich glaube auch hier haben viele keinen Hauch Ahnung davon, mit welchen Problemen sich viele Menschen herumschlagen.

_________________
06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 23 Jan 2015 00:15 
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S(up)portlerin
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Registriert: 28 Jun 2004 12:00
Beiträge: 16165
keko hat geschrieben:
Anja hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wenn das Geld für seine Wünsche nicht reicht, muss man halt mehr arbeiten. Ich finde, uns geht es in Deutschland extrem gut und man hat alle Möglichkeiten. Es gibt noch immer eine Relation zwischen Einsatz und Ertrag.


Solange es für Tätigkeiten im Schichtdienst über Zeitarbeit nur rund 1300 € gibt, gibt es in meinen Augen eben keine Möglichkeiten mehr etwas dazu zu verdienen oder die Relation zwischen Einsatz und Ertrag stimmt nicht mehr.


Dann hat in jungen Jahren der Einsatz einfach nicht gestimmt, wenn ich als Erwachsener 1300€ verdiene.

(Unglückliche Lebensläufe schließe ich mal aus)


Sprich jeder müßte einfach nur genug lernen, daß er studieren kann um dann einen richtig gut bezahlten Job zu bekommen?

Es gibt so viele Menschen die wollen, können aber nicht. Nicht jeder hat die Intelligenz für ein Studium. Nicht jeder will es. Es gibt so viele ARbeitgeber, die festgestellt haben, daß sie auch mit billigen Leiharbeitern ihr Unternehmen führen können.

Wir brauchen in diesem Land nicht nur Häuptlinge, wir brauchen auch Indianer. Und denen soll es auch gut gehen. Heute und auch dann wenn sie Rentner sind. Die Perspektive Sozialamt ist keine schöne.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 23 Jan 2015 09:53 
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Admin-Emu
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Anja hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Thorsten hat geschrieben:
Das klingt jetzt schon sehr amerikanisch.

Dich würde es zwar nicht mehr so sehr betreffen :D :censored, aber wenn dann alle "bessere junge Jahre" hätten, gäbe es keine (angestellten) Friseure mehr, weil es ja nicht mal jemand nötig hätte, diesen viel zu schlecht bezahlten Beruf auszuüben.


Soll eine Friseure so viel verdienen wie ich oder ein angelernter Fließbandarbeiter so viel wie du?


Wieviel ist denn angemessen? Friseurinnen sind dumm, also reicht denen auch ein Stundenlohn von 6 € (jetzt 8,50) und wenn sie sich damit keine vernünftige Wohnung und keinen Urlaub leisten können fällt das halt unter Pech und sie müssen halt darauf verzichten?

Der angelernte Fließbandarbeiter (der täglich vielleicht keine hochkomplexen mathematischen Rechnungen löst, aber 8 Stunden am Tag schwere Motorteile schleppt) trägt wesentlich dazu bei, daß Audi und Co. Milliarden umsetzen. Früher konnten diese angelernte Arbeiter mit 3.500 € im Monat heimgehen und Frau und 5 Kinder ernähren. Jetzt wird der gleiche Arbeiter durch einen - mittlerweile sogar qualifizierten Teilezurichter ersetzt, der jedoch nur über Zeitarbeit befristet für einige Monate eingestellt wird und mit 1300 € heim geht. Früher konnte man wenn man bei unseren großen Automobilbauern arbeitete gut leben - heute weiß keiner ob er am nächsten Tag noch gebraucht wird oder am ersten Krankheitstag gekündigt wird. Daß man keinen Betriebsferien hat, sondern vorher gekündigt und danach - vielleicht - wieder eingestellt wird ist leider auch Alltag. Schöne Perspektive. Sicherheit. Zufriedenheit. Spaß an der Arbeit?

Wenn ich oft so lese "dann schaue ich den Wolken hinterher..." dann denke ich mir: ja, der Fließbandarbeiter, der keine Sekunde unaufmerksam einem Tagtraum hinterher hängen kann sollte genauso viel verdienen.

Wir können nicht nur Akademikern ein gutes Leben finanzieren.

Und selbst da: ich werde immer weniger verdienen als ein Betriebswirt oder Informatiker. Ich greife in Leben ein. Gefährde mich jeden Tag aufs Neue, weil ich mich intensivst mit Menschen beschäftige, die die meisten von Euch noch nicht mal kennen.

Ich war im medizinischen Bereich tätig. Damals war ich nicht weniger intelligent als jetzt. Das Gehalt war noch niedriger. Hätte ich Blutproben vertauscht oder Medikamente wäre das lebensgefährlich geworden. Zu welchen Gehalt im Verhältnis zur Verantwortung?

Die Friseurin arbeitet von 8 - 18 Uhr - meist auch Samstag. Viele Arbeitgeber verbieten mittlerweile Nebentätigkeiten. Was soll sie denn dann abends machen, damit sie noch was dazu verdient? Ich bin abends so ko, daß ich meiste nicht mal mehr in der Lage bin privat etwas zu machen. Und da soll ich dann abends noch in der Kneipe bedienen, damit ich an ein Gehalt von 5000 € herankomme (das mir sicher auch gut tun würde, ich aber nie erreichen werde).

Ich glaube auch hier haben viele keinen Hauch Ahnung davon, mit welchen Problemen sich viele Menschen herumschlagen.


Ja, ich sitze im Büro und schaue den Wolken mal hinterher. Und da ich als Student auch genug am Fließband stand, weiß ich, was dort alles getan wird :) Ich passe mich aber ständig an. Ich habe gemerkt, dass der Informatikerjob nicht mehr reicht, also mache ich Nachhilfe. Manchmal arbeite ich dann 16h am Tag, auch Samstag und Sonntag. Wenn ich dann nach Hause komme, helfe ich nicht selten den Kindern noch bei den Hausaufgaben. Jammern tu ich nie, frag mal meine Frau... Ich habe mit Jobs mein Studium finanzieren müssen, mit Nachtschichten am Fließband, bin auf meinen Büchern eingeschlafen. Während der heutige Fließbandarbeiter und die Friseure von ihrem Gesellengeld sich schon ein Auto leisten konnten, lieh ich mal die alte Ente von meiner Schwester (die jetzt einen schicken A5 fährt). Meine Frau und ich, wir zahlen nicht nur einen Tausender Steuern pro Monat. Wir investieren Zeit und Geld in unsere Kinder, dass es ihnen zumindest nicht schlechter Geld als uns. Mir finanziert keiner ein gutes Leben, ich mache sehr viel dafür. Ich gehe davon aus, dass mir meine staatliche Rente nicht reichen wird. Also sorge ich vor. Vermutlich werde ich auch als Rentner arbeiten müssen, aber jammern werde ich wahrscheinlich auch dann nicht.
Ich glaube auch nicht, dass eine Friseure dumm ist oder ein Fließbandarbeiter oder dass die Bezahlung mit Intelligenz zusammen hängt. Aber es liegt einfach viel an einem selbst, wohin die Reise geht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 07 Feb 2015 22:01 
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Sauna-Emu

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Heute habe mich einen sehr interessanten Tag im Schauspiel Frankfurt erleben dürfen.

Vom 6.-15.2.2015 findet dort die Thementage : Leben mit Auschwitz- danach

Ein Themenblock war : Eskalation der Gewalt- heute

Prof. Wilhelm Heitmeyer von der Uni Bielefeld hielt einen Impulsvortrag zum Thema "Menschenfeindlichkeit und Gewalt", der mich sehr beeindruckt hat und sehr gut hier in diese Diskussion passte.
Prof. Heitmeyer hat über 10 Jahre mit seiner Forschungsgruppe die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und der Entwicklung von Abwertung und Ausgrenzung- der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit- untersucht.

Dieser Vortrag hat mich sehr bewegt, weil ich dieses Ausgrenzen bestimmter Personengruppe schon mit Freunden kontrovers diskutiert habe.
Wir fangen ja schon in Schule damit an.
Er sprach davon, dass in unserem autoritären Kapitalismus bestimmte Personengruppen keine Anerkennung finden und ausgegrenzt werden.
Ein sehr interessantes Thema und ich sehe meine Beobachtungen über die Veränderung im Berufsleben bestätigt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 08 Feb 2015 01:00 
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Das Rennsemmel-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
Er sprach davon, dass in unserem autoritären Kapitalismus bestimmte Personengruppen keine Anerkennung finden und ausgegrenzt werden.

Und das war früher anders?

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 08 Feb 2015 11:10 
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Oranje-Emu
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Registriert: 06 Dez 2004 12:00
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drullse hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Er sprach davon, dass in unserem autoritären Kapitalismus bestimmte Personengruppen keine Anerkennung finden und ausgegrenzt werden.

Und das war früher anders?


Gibt es eine Gesellschaftsform wo keiner ausgegrenzt wird?

Was ist autoritärer Kapitalismus?

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