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1. Die Autoindustrie hatte bisher lang genug Zeit, sie nannten das Selbstverpflichtung, die wahrscheinlich in der Gewissheit, dass das gezahlte Schmiergeld ausreichend ist, nicht genutzt wurde.
So sieht es aus! Hier wird einmal mehr darauf gepocht, dass die Poltik gefälligst einspringen soll, wenn man selbst den Mund zu voll genommen hat und nun Gefahr läuft, daran zu ersticken. Es war jedem bekannt, was los ist, wer (von den Konzernlenkern) jetzt sagt, das hätte er alles nicht gewusst gibt damit zweierlei zu:
- er hat tatsächlich nichts gewusst, dann ist er schlicht unfähig
- er hat gewusst, wie es um die Umwelt und die Treibhausgase steht und dies ignoriert
in beiden Fällen ist er untauglich, die Geschicke eines Konzerns zu lenken und muss dringend ausgetauscht werden.
Etwas überspitzt gefragt: auf was muss Rücksicht genommen werden? Dass eventuell ein paar Arbeitsplätze verloren gehen oder dass die Natur drauf geht? Wieviel leiden bei Ersterem, wieviele bei Letzterem?
Es wäre wünschenswert, wenn die Aktionäre solche Unternehmensentscheidungen auch mal dementsprechend honorieren würden...
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2. Eine derartige Regelung wird sicher realistischerweise wie üblich nicht "ab jetzt gilt" verkündet, sondern mit einigen Jahren Vorlauf. Nochmal Zeit.
Auch richtig. Von 2010 war die Rede. VW entwickelt mittlerweile im 3-Schicht-Betrieb und kann so nach eigener Aussage Modelle bis zur Serienreife in max. 2 Jahren bringen. Also kein Problem.
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3. Die nötige Technologie existiert auch, und man möge mir nicht erzählen, dass nur die Asiaten das können.
Dazu eine Anekdote aus meinem Praktikum bei Daimler während des Studiums. Ich hatte der Werkleitung grade meine Konzeption zur Zusammenführung von Qualitäts- und Umweltmanagement erläutert und der Werkleiter selbst hatte das abgenickt und zur Umsetzung frei gegeben. Wir gingen durch eine der Hallen, wo grade die Fertigung des neuen V8-5l-Motors aufgebaut wurde. Auf meine Frage, wieviel sie eigentlich (Berlin ist ein Motorenfertigungs-Standort) darin investieren würden, Motoren zu bauen, die nicht möglichst viel leisten, sondern möglichst wenig verbrauchen, kam die Antwort: "Alles in der Mache aber nur nebenbei, wird ja nicht gefordert..."
Zu deutsch: die könnten - und zwar ganz schnell - wenn sie müssten. Nur wollen sie nicht, denn dann müssten sie zugeben, dass die Entwicklungen der letzten Jahre Schwachsinn waren.
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4. Zu Porsche, Touareg, S-,E-,M-Klassen, A6,A8,TT, 5er, 7er und und und..., jetzt hast Du ein überzogenes Beispiel gebracht
Einige dieser Dinger lassen sich sicher auf wenig CO2 trimmen, einige werden eben tatsächlich nicht mehr gebaut. Wir müssen ja nicht debattieren, ob Autos wie der Tuareg zu irgendwas nützlich sind. Es geht bei der Diskussion gerade nicht darum, obs vielleicht Spaß macht, damit rumzufahren, sondern darum, den Plombendraht der Notbremse durchzuzwicken. Notbremse ziehen sähe nämlich ganz anders aus (Hach, was bin ich wieder poetisch heute
).
Es geht vor allem darum, die Bremse maßvoll zu ziehen und wieder auf Normalmaß zurück zu kommen. Das Einfachste wäre ja nun ein Tempolimit gepaart mit der satten Besteuerung von Autos, die deutlich übermotorisiert sind. Den Kraftstoff höher zu besteuern trifft diejenigen, die es sich nicht leisten können. Die Autos teurer zu machen, trifft diejenigen, die es sich leisten können.
Warum nicht hingehen und ein Leistungsgewicht oder einen bestimmten Verbrauch als Grundlage nehmen? Die Motorisierung, die ausreicht, das Fahrzeug auf 130 zu beschleunigen ist die günstige Variante, alles was darüber hinaus geht, verdoppelt die Steuer je 10 PS mehr. Oder sowas in der Richtung.
Die harte Variante wäre, Autos mit einer höheren Motorisierung schlicht zu verbieten. Aber da sehe ich keine Chance für, deshalb lieber so wie oben beschrieben. Damit hat man dann auch wieder Chancengleichheit, denn das würde ja für alle ausländischen Fahrzeuge genauso gelten.
Gleiches gilt natürlich auch für LKW und Motorräder. Diese Regeln würde ich sanft gestuft einsetzen lassen. Zunächst nur für Neuwagen (und das aber dann schon in 2 Jahren), dann in 5 Jahren auch nach und nach auf den Bestand ausweiten, dies aber jetzt schon deutlich ankündigen.
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5. Was die Macht des Verbrauchers angeht, klar, ich bin auch davon überzeugt, dass der Verbraucher selbst die größte macht hätte.
Wir sehen jedoch, dass hier weder Anbieter noch Nachfrager ihrer ökologischen Verantwortung nachkommen. Die Nachfrager verlangen nach mehr, weil es erstens Spaß macht und zweitens der finanzielle Nachteil den Spaß (noch) nicht killt, es sich also subjektiv schlicht nicht lohnt, ein sparsames Fahrzeug zu kaufen und die Anbieter befriedigen das.
Wo setze ich jetzt an. Nachfrageseite geht schlecht. Dass Apelle nicht ziehen, ist wohl empirisch hinreichend gezeigt. An der Benzinpreisschraube zu drehen würde vielleicht (sofern ich kräftig drehe) funktionieren, damit benachteilige ich aber möglicherweise die, die auf das Fahrzeug angewiesen sind, solange ich denen keine echten Alternativen anbiete.
Bleibt die Angebotsseite, und wahrscheinlich die praktikabelste Lösung: Druck auf die Hersteller. Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist das konform, der eigentliche Marktmechanismus, also die Preisbildung, wird nicht ausgehebelt. Dahingehend ist es unproblematisch.
Siehe oben. Interessant wäre die Einrechnung sämtlicher Öko-Kosten auch dahingehend, dass die Industrie wesentlich mehr Fokus auf längere Haltbarkeit legen müsste, denn wenn man für einen Wagen in Größe eines Polo 35.000,- bezahlte, dann fährt man den 20 Jahre...
Dabei fällt mir noch etwas off-topic ein: wenn ein Konzern wie VW am Brot-und-Butter-Modell Golf lediglich 400,- je Stück verdient, dann ist wohl was Grundsätzliches schief gelaufen. Das geht solange gut, wie man kaschieren kann. Ich kann mir schon vorstellen, wie da dem einen oder anderen jetzt der Arsch auf Grundeis geht, bei der Vorstellung, dass eventuell die hochpreisigen Modelle in Zukunft nicht mehr gefragt sind oder im ganz harten Fall gar nicht mehr produziert werden können.
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6. Summasummarum, ich hoffe, die zuständigen Stellen knicken nicht wiederholt vor irgendeiner Dreckslobby ein, die Autoindustrie ist fällig.
Wie immer erstmal mit der Arbeitsplätzekette zu rasseln finde ich widerlich und unangebracht.
Die "zuständigen Stellen" ist in erster Linie unsere ehemalige Umweltministerin. Die hat es in der Hand, Verheugen zurückzupfeifen und der Industrie (und zwar nicht nur der Autoindustrie) die Marschrichtung vorzugeben.
Warum werden Holz- und Kohleheizungen subventioniert, wenn man über Geothermie-Verfahren kostengünstiger und vor allem wesentlich umweltfreundlicher heizen kann? Warum nicht die LKW-Maut deutlich anziehen und die Bahn dazu verdonnern, die Güterlogistik zu verbessern?
@Thilo: es macht sehr wohl Sinn, hier in Deutschland mit voller Kraft den Umweltschutz zu forcieren, auch wenn Japan und China dies nicht tun. Jede Umwelttechnik muss entwickelt werden. Und auch in diesen Ländern wird man früher oder später einsehen, dass es Grenzen der Verschmutzung gibt. Von anderen Staaten ganz abgesehen.
Wer jetzt forscht und entwickelt, hat dann den Vorsprung durch Technik. Umweltschutz ist eine Investition in die Zukunft. Umweltplanung ist grundsätzlich der Blick weit, sehr weit in die Zukunft. Ich weiß, dass ich von vielen als Ökospinner abgetan werde, aber das macht mir nix.
Für mich wird der Sturz aus der Traumwelt jedenfalls nicht so hart werden, wie für manch andere.