keko hat geschrieben:
captainbeefheart hat geschrieben:
Ich finde gut, dass es diese Leistungen gibt. Ein angemesseneres Konzept, mit dem es sich für die nächsten Jahrzehnte zu beschäftigen gilt, ist das bedingungslose Grundeinkommen.
Woher generieren wir Geld, wenn mehr und mehr Maschinen unsere Arbeiten übernehmen?
Noch interessanter ist die Frage, was mit uns passiert, wenn Maschinen durchweg intelligentere Entscheidungen treffen können? Bisher haben intelligentere Lebewesen weniger intelligente untertan gemacht.:
- Menschen essen Tiere
- Tiere essen Pflanzen
- Meine Frau lässt mich arbeiten
Wertschöpfung geschieht ja nicht nur dann, wenn Menschen sie vollziehen :-), also können Maschinen sehr wohl auch zur Wert- und Geldschöpfung beitragen, das tun sie heute in den Fertigungsbereichen bereits erheblich, wenn nicht maßgeblich.
Neu für unsere Volkswirtschaften ist, dass dies auch im Segment der Wissensarbeit stattfinden wird und zwar über die nächsten 50 Jahre mit derselben Vehemenz, mit der in den letzten 150 Jahren die Substitution der Hand- durch Maschinenarbeit vollzogen wurde. Das wird unsere gesamten Systeme (insbesondere die Renten- und Sozialversicherungssysteme) vor eine substantielle Herausforderung stellen.
Aus der Geschichte ist klar, dass sich eines auf Dauer immer durchsetzen wird: technologische Innovation. Insofern ist nicht die Frage, ob wir diese Herausforderung bekommen, sondern wann es für die Gesellschaft massive Wirkungen entfaltet und ob wir dafür gerüstet sind.
Die Frage, der wir uns deshalb stellen müssen, ist: Wie wollen wir Arbeit gesellschaftlich in Zukunft verankern, wenn es sie in der Form der letzten Jahrzehnte nicht mehr geben wird? Und da brauchen wir andere Antworten, als einfach Beitragsbemessungsgrenzen verändern, oder demografische Faktoren einziehen. Das ist alles Stückwerk "am System", wir brauchen aber eine Veränderung "des Systems".
Meines Erachtens brauchen wir zum einen ein System das die Würde des Menschen achtet. Anja hat ja schon beschrieben, dass Menschen sich schämen, Leistungen zu beantragen. Das kann es doch nicht sein. Gleichzeitig ist der Antragsstellungs-Prüfungs-Bewilligungs-Prozess letztlich mit sehr hohen - letztlich nicht wertschöpfenden - Transaktionskosten verbunden, die zu Lasten der nominellen Leistung gehen. Eine lose-lose-Position.
Zum anderen hat menschliche Arbeit (gegenüber der maschinellen) zwei Wettbewerbsvorteile, die nicht substituiert werden können: Kreativität und Empathie. Die Nutzung dieser Potenziale muss die zweite Säule des Systems werden. Pflegeleistungen z.B. sind nicht substituierbar. Innovation, insbesondere disruptive sind nicht substituierbar.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist m.E. die einzige, heute denkbare und auch umsetzbare Rahmenbedingung, mit der wir uns dieser Herausforderung stellen können.
Das nur in aller Kürze, das ist natürlich ein viel komplexeres Brett, als es hier in ein paar Zeilen bohren zu können.