DragAttack hat geschrieben:
Deine Argumentation basiert darauf, dass (mangels Bereitschaft der Reichen abzugeben) eine Umverteilung nicht funktionieren könne. IMO übersiehst du dabei, dass selbstverständlich Umverteilung schon längst praktiziert wird. Jede Steuer die gezahlt wird, jede Subvention, jede Sozialleistung ist eine Umverteilung. Die Frage lautet also nicht ob Umverteilung, sondern wie.
Vor allem lautet die Frage: wieviel muss jemand abgeben, der 30.000,- im Jahr verdient im Gegensatz zu jemand, der 300.000,- verdient. Und vor allem: mit wieviel sollten sich Unternehmen, die satte Gewinne einfahren, an der Geschichte beteiligen. Momentan reicht es aus, eine verlustbringende Tochter im Ausland zu haben, mit der man gegenrechnen kann und schon kommen keine Steuern rein.
Ich erinnere mich da noch an einen Bericht über ein Städtchen, dass bisher gut lebte, weil ein großer Arbeitgeber vor Ort war. Dann kam diese Steuernovelle und der Bürgermeister stand vor der Kamera und meinte "Der Kindergarten muss dringend renoviert werden, aber wir haben kein Geld mehr, durch die Verrechnung zahlen die keine Steuern mehr!"
Das gleiche gilt für große Geldvermögen, die ins Ausland verschoben werden und dort fleißig Zinsen bringen aber nicht hier.
Auf genau solche Sachverhalte bezog ich mich.
Zitat:
Im heutigen Modell ist der Empfang von Sozialhilfe oder ALGII verknüpft mit einer Stigmmatisierung, es bedarf einer teuren Bürokratie und basiert "fördern und fordern" hauptsächlich auf Schikane gegen die Empfänger. Anstatt tatsächlich zu fördern erstickt das derzeitige Model jede Eigeninitiative dadurch, dass (oberhalb eines geringen Freibetrages) jedes Zuverdienst 1:1 von den Leistungen abgezogen wird. Dieses führt zu einer groben Ungerechtigkeit gegnüber all jenen, die zuviel verdienen um ALGII zu beziehen, jedoch trotz berufstätigkeit nur wenig über ALGII bekommen.
D'accord.
Zitat:
Vergleich dazu das Model Grundeinkommen - zunächst könnte man die bisherige Bürokratie weitgehend vergessen, da jeder bedingungslos ohne das ein Sachbearbeiter viel zu prüfen hätte einen festgelegten Satz bekommt. Überspitzt könnten sämtliche Arbeitsämter (AKA Jobcenter) geschlossen bzw. zur reinen Dienstleistung als Hilfe bei der Jobsuche zurechtgeschrumpft werden.
An sich schon... Nur musst Du halt immer dafür sorgen, dass das gezahlte Geld auch im Inland im Umlauf bleibt. Ansonsten hast Du einen Geldabfluß, der sich irgendwann bemerkbar macht.
Zitat:
Ob und wieviel teurer das Model Grundgehalt tatsächlich ist, hängt davon ab, wie hoch man dieses Grundgehalt festlegt. Selbst wenn man es an den derzeitigen ALGII Sätzen orientiert, so würde es durch Wegfall von Stigmatisierung und Burokratie sowie durch verbesserte Zuverdienstmöglichkeiten zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen.
Und was machen jene, die dann durch Wegfall der Bürokratie auf dem Arbeitsmarkt freigesetzt werden?
Zitat:
Ich halte die Idee von Werner für interessant und bin noch nicht davon Überzeugt, dass sie Unsinn sei. Das Model Grundeinkommen jedoch lässt sich unabhängig davon diskutieren.
Richtig - das Modell lässt sich diskutieren, der Ansatz von Werner offenbart aber bei genauerem Hinsehen einige Lücken, die nicht anders sind als die heutigen.
Zitat:
Wieder setzt du voraus, dass Grundeinkommen die Einführung von Umverteilung bedeutete. Jedoch (s.o.) ist Umverteilung schon jetzt Realität. Es geht lediglich darum, die Modalitäten der Umverteilung zu korrigieren.
Ja. Siehe oben...
Zitat:
Scheint, als wären wir uns diesbezüglich doch noch einig geworden

Gruß Torsten
In der Sache waren wir uns IMHO schon vorher einig. Aber nicht in der Tatsache, dass es dazu momentan keine Gegenmaßnahmen gibt. All diejenigen, die ich in meinem Beispiel nannte, hätte zur Minimierung ihrer Arbeitszeiten nur eine Chance: kündigen.
Selbst wenn der Statt hinginge und per Gesetz festlegen wollte "Überstunden nicht mehr erlaubt, 40 Stunden Maximum die Woche", könnte es niemand verhindern, wenn die Leute nach 40 Stunden die Karte durchziehen und dann trotzdem weiterarbeiten. Sei es, weil die Firma mehr bezahlt oder sei es aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.
Und solange nicht genügend Arbeitsplätze da sind, ist zumindest letzteres eine ziemliche Triebfeder. Leider.