keko hat geschrieben:
An keine Religion zu glauben (ich glaube dann aber trotzdem) ist auch nur eine mögliche Weltanschauung. Den Beweis, dass das "besser" oder "richtiger" ist, hat auch noch keiner erbracht.
Hier würde ich gerne einhaken und widersprechen. Du sagst, an keine Religion zu glauben sei auch nur ein Glaube, nämlich der an die Nichtexistenz bestimmter religiöser Dinge. Dabei lässt Du nach Meiner Meinung außer acht, dass es einen Mittelweg gibt. Man kann eine Frage auch beantworten, indem man sagt, "ich weiß es nicht".
Werden am Jüngsten Tag alle Toten wieder auferstehen? Du sagst bezogen auf dieses Beispiel, man kann hier nur glauben: Entweder man glaubt an die Auferstehung, oder man glaubt an die Nichtauferstehung, beides sei aber Glaubenssache. Denn beweisen kann man weder den einen noch den anderen Standpunkt. Manche folgern daraus irrtümlich, beide Möglichkeiten seien daher gleich wahrscheinlich.
Man kann aber auch sagen: "
Ich weiß es nicht. Es gibt keinerlei Belege oder Hinweise für eine Auferstehung. Auch ist der Jüngste Tag ein problematisches Datum, denn keiner weiß, was damit gemeint sein soll. Unsere kosmologischen Beobachtungen scheinen nahezulegen, dass es einen letzten Moment in unserem Universum nicht geben kann; vermutlich gab es noch nicht einmal einen ersten, denn mit der Zeit ist es komplizierter als man meinen sollte. Die Jüngsten Tage anderer Religionen oder Sekten, von denen es viele gab und gibt, sind jedoch ohne größeres Aufhebens verstrichen."
Neben den Dingen, die wir (noch) nicht wissen, gibt es jene, die wir sicher wissen. Die Evolution ist eine Tatsache, nicht nur in der Biologie, sondern ganz allgemein: Die Welt entwickelt sich. Die Evolution ist der Mechanismus, wie aus einfachen Dingen komplexe Dinge entstehen, zum Beispiel Leben und Gehirne aus dem Wasserstoffnebel des frühen Universums. Das sind Tatsachen, die wir ebenso als wahr anerkennen müssen wie die Kugelform der Erde. Wie bereits das obige Beispiel ist es keine Sache des Glaubens.
Die Frage, ob es eine jenseitige, transzendente Welt gibt, würde ich gerne einmal anders stellen: Tritt diese jenseitige Welt mit der unseren in irgendeine Wechselwirkung, macht sie sich bei uns irgendwie bemerkbar? Oder verhält sich die Welt in jeder einzelnen Sekunde exakt so, als gäbe es diese jenseitige Welt nicht?
Ich meine, dass eindeutig letzteres der Fall ist. Und das wissen nach meiner Einschätzung auch die Gläubigen. Falls am Sonntag der Fernsehpfarrer ankündigte, er werde jetzt den allmächtigen Gott für ein Rezept gegen Krebs und Kinderlähmung anflehen, würden ihn alle, auch die Gläubigen für verrückt halten. Kein Gläubiger bittet Gott in seinen Gebeten darum, dem Großvater möge sein verlorenes Bein wieder nachwachsen. Und würden die Gläubigen wirklich denken, ihr Pfarrer hätte einen Draht zum Schöpfer des Universums (man stelle sich vor!), wäre die Kirche rammelvoll und Satellitenübertragungswagen aus der ganzen Welt stünden davor. Ist das so?