emu5.de

Ich war ja die letzten zwei Wochen in OVP.

kleine Anekdote am Rande:
Auf dem Parkplatz vor dem Edeka in Bansin steht die NPD und verteilt Flyer, auch an offensichtliche Touristen. Was ja auch Sinn macht, auf einem ihrer Plakate hatten sie den Spruch "Touristen willkommen, Asylbetrüger raus".
Ich habe den Flyer abgelehnt, mit der Bemerkung, daß ich keine Nazi-Propaganda wünsche. Ein freundlicher Herr im normalen Outfit fragte mich dann, ob ich mir wünschen würde, daß mir ein Ausländer meinen Arbeitsplatz wegnehmen würde. Ich versuchte ihm dann zu erklären, daß in einem Bundesland mit dem geringsten Ausländeranteil, die Arbeitslosigkeit nicht auf den hohen Ausländeranteil zurückzuführen ist. Mittlerweile waren ca. 3-4 junge Männer in schwarzen Lederjacken und praktischen Kurzhaarfrisuren um mich herum. Meine Frau hat mich dann weggezerrt, sonst hätte ich womöglich noch was auf´s Maul bekommen.

In der Ostsee-Zeitung habe ich dann gelesen, daß NPD-Aktivisten SPD-Wahlkämpfer auf offener Strasse verprügelt haben. Einem Hausbesitzer wurde Prügel angedroht, weil er am Laternenpfahl vor seinem Haus kein NPD Plakat haben wollte.

Die Ostsee ist wunderschön, wir haben herrliche Ferien dort verbracht und in Gedanken habe ich fast schon überlegt, wie es wäre dort ein Haus mit ein paar Ferienwohnungen zu haben. Für den Tourismus auf Usedom und die gesamte Region ist diese Nazi-Bande einfach fatal.

Es ist zwar nicht auszuschliessen, dass ein paar helle Koepfe dabei sind, aber eine Normalverteilung wird es sicherlich nicht sein, weil selbst bei Vorliegen derselben in der Ursprungsverteilung (= Bevoelkerung) durch Anwendung der Auswahlen "Politker" und "erfolgreiche Wahl" natuergemaess kein Normalverteilung mehr uebrigbleibt.

Zum Einen würde das ja heißen, daß Du mit der Arbeit der NPD zufrieden bist - wenn Du Parteien mit denen Du nicht zufrieden bist für unwählbar hältst.
Zum Anderen weiß ich nicht, daß man in Parteien nicht mitarbeiten kann. Ganz im Gegenteil.

Und drittens kann ich es mit meinem Selbstbewußtsein nicht verantworten, nur Fundamentalprotestler zu sein. Ich versuche es lieber konstruktiv, das passt besser zu mir.

Am demokratisch kluegsten: durch Ungueltig-Wahl. Durch die Teilnahme an der Wahl zeigst Du, dass Du sehr wohl am Wohlergehen des Landes interessiert bist, dass Du jedoch keine der zu Wahl stehenden Personen und Parteien fuer faehig haelst, aber gleichzeitig die intellektuelle Souveraenitaet besitzt, keine Nazis als Pseudoprotestwahl anzukreuzen.

Ich bin da mal noch nen Schritt weiter gegangen und hab so nem NPDler erklärt, daß mir kein Ausländer den Job wegnehmen könnte. Auf seine Nachfrage wieso hab ich ihm erklärt, daß ich als guter Deutscher natürlich fleißig sei und mich um eine gute Bildung bemühe. Angst haben müssten nur die Faulen Ungebildeten - aber das seien ja keine guten Deutschen. Die Diskussion war an dem Punkt irgendwie beendet.

Du kannst ihm doch nicht sein einziges Argument wegdiskutieren. So weit kommt es noch. Von so einem dahergelaufenen Touristen. (Bestimmt ein Sleeper oder so. Womöglich aus Hessen oder Bayern, oder direkt an der Grenze.)

Aber glaube mir: Ein Großteil der Bevölkerung fällt auf das Argument rein, weil denen die Hintergrundinfos fehlen.

Du weißt, was ich meine. Oder willste jetzt auch anfangen, Korinthen zu kacken. Ich kann schlecht die SPD (oder wen auch immer wählen), wenn ich nicht mit der Politik zufrieden bin. Wen wähle ich also dann? Entweder gar nicht oder Protest. Nun klar?



Du hast es geschafft, in einer Partei soweit zu kommen, dass Du ENTSCHEIDUNGEN treffen kannst/konntest? Glückwunsch! Und - waren es auch DEINE EIGENEN Entscheidungen?

Nicht? Na dann...



Ja. Darum fragte ich oben ja schon, welche Vorschläge Du so hast. Kam aber bisher nix.

Die Regierung in Berlin ist ne Katastrophe, ich habe trotzdem (und damit wider besseren Wissens) nicht Protest gewählt. Aber der Illusion, dass sich hier mal irgendwann was ändern wird, gebe ich mich nicht hin. Politikverdrossenheit nennt man das wohl.

Was ist daran klug, seine Stimme in einen Topf zu werfen, der nie veröffentlicht wird? "Ungültige Stimmen" taucht doch nur als Randnotiz im offiziellen Wahlergebnis auf, das keiner je komplett liest.
Am Anteil der Extremen ândert eine ungültige Stimme gegenüber einer nicht abgegebenen Stimme auch nichts.

Ok, ist ne Möglichkeit.

Selbst mit Hintergrundinfos: es ist einfach besser, wenn die anderen Schuld sind. Wer das nun konkret sein mag, ist erstmal egal. Hauptsache selbst nichts tun muessen.

Man gucke sich nur die Ueberschriften der Bildzeitung an und schon weiss man, wer das Land (angeblich) kaputtmacht.

Klar aendert das nichts an der Stimmverteilung, aber wenn Du nun mal keinen waehlen moechtest, meinetwegen auch auf Protest machen willst, aber selbstredend der NPD keine Plattform im Parlament und keine Euros aus der Parteienfinanzierung geben willst, was bleibt dann? a) zu Hause bleiben: schlecht, weil dann alle denken: bloedes Volk, interessiert sich nicht fuer's Land, voll doof. b) Waehlen gehen, nix oder alles oder emu5.de ankreuzen oder was auch immer und hoffen, dass das auch die anderen tun, die in Deiner Situation sind. Das ist IMHO das demokratisch korrekte Verhalten: ja, ich interessier mich, geh sogar zur Wahl, obwohl's da nichts fuer mich gibt. Und wenn dann irgendwann mal die ungueltigen Stimmen auf Platz 2 zwischen SPD und CDU landen, dann nimmt's jemand wahr, ohne dass die Nazis davon profitieren.

Kann mir nicht vorstellen, dass ein Protestwähler ohne zumindest rechtsradikalen Hintergrund NPD wählt. Dazu gibt es zuviele andere Möglichkeiten - Notfalls z.B. die Snarchistische Pogo Patei deutschland oder halt "Die Partei".


Gruß TTorsten

Das wäre eine Möglichkeit.
Nur werden die ungültigen Stimmen nicht gesondert ausgewertet. Es gibt ungültige Stimmen aus Unwissenheit und bewusst ungültige Stimmen. Wenn man sich die Kandidaten auf den Listen und Wahlkreisen mal anschaut, dann hat man schon das Gefühl, man könne nur zwischen Pest und Cholera wählen unt entscheidet sich dann für Lepra.

Viel sinnvoller wäre ein direktes Einmischen. Mitmachen statt meckern. Aber die Praxis im Ortsverein sieht meistens so aus, daß ein junger motivierter Mensch mit guten Ideen erst mal von den Alten abgebügelt wird, erstens haben wir das schon immer so gemacht und zweitens haben wir das noch nie so gemacht. Und das gilt für alle sog. Volksparteien.

Die NPD geht ja recht schlau vor, die sprechen die Leute direkt an und tun so, als ob sie sich um sie kümmern würden. Die Zielgruppe ist recht klar, sog. Wendeverlierer, unqualifizierte junge Männer, frustrierte Alte. Man sieht mittlerweile sogar Köpfe, zum Teil seriös wirkende, freundliche Herren. Die Jungs in den Lederjacken halten sich im Hintergrund für´s Grobe dann bereit. Lösungen hat die NPD keine im Angebot, aber sie sprechen Probleme an und präsentieren Sündenböcke. Es ist ja auch einfacher, einen Sündenbock für das eigene Versagen zu haben, als selbst die Verantwortung zu übernehmen und den Arsch hochzubekommen.

Sicherlich. Mein Vorschlag war auch weniger als Allgemeinrezept gemeint (da kaemen wir naemlich auch nicht allzu weit mit), sondern mehr als 'demokratische Protestwahl'. Dass eine Demokratie letztlich davon lebt, dass Leute mitmachen, ist klar.