bello hat geschrieben:
Auf der anderen Seite: Wenn ich mir vorstelle Contador gewinnt die Tour, steht in Paris auf dem Treppchen. Weiß genau "Ich bin genauso voll wie Rasmussen, mich haben sie nur nicht erwischt." Wie krank muss man sein, um dass durchzuziehen?
So krank wie alle anderen auch.
Aber im Ernst: Kein Wunder, dass die Jungs reihenweise depressiv werden. Mir tun die, ehrlich gesagt, ganz schön leid.
In der letzten Tour war ein Artikel, der sich mit der Vergangenheit und Gegenwart des Dopings speziell im Radsport befasst. Dabei ist mir klar geworden, dass es im Radsport noch lange so weitergehen wird wie bisher, oder dass er erst in der Bedeutungslosigkeit versinken muss, um sich erneuern zu können, so dass dort vielleicht nur noch so viel gedopt wird wie in anderen Ausdauersportarten auch.
Die Radsportler haben sich schon immer weniger als Symbol irgendwelcher Ideale (olympischer Geist oder so) verstanden, sondern eher als Sport-"Arbeiter", quasi wie Zirkusartisten: Sie wollen eine gute Show bieten und dafür anständig bezahlt werden. Aber bitte nicht hinter die Kulissen schauen! Doping war und ist für viele akzeptiert und selbstverständlich, früher sogar offiziell, jetzt aber immer noch im internen Codex der Fahrer fest verankert. Sogar bei denen (wenigen?), die tatsächlich nichts Illegales nehmen. Gesetze, Doping-Kontrollen, WADA etc., dass sind alles Einmischungen von außen, die von vielen als Unverschämtheit erachtet werden. Ein schlechtes Gewissen hat da keiner, denn man fühlt sich nur dem internen Codex verpflichtet. Und deswegen sage ich: Arme Schweine. Hin- und her gerissen zwischen der Normalität und dem Zwang des Dopings einerseits, und der ständigen Heuchelei, der Angst, erwischt zu werden, andererseits.
Einem jungen Radsporttalent kann man daher eigentlich nur raten: Lern lieber was Anständiges.